Einführung Flachgewebe

Ein weites, flaches Feld


Von sehr günstig bis sehr hochpreisig. Maschinengewebt oder handgefertigt. Aus Naturmaterialien wie Wolle oder Sisal, aber auch aus Kunstfasern wie Polyester oder Polypropylen. Meist beidseitig verwendbar, manchmal sogar mit zwei verschiedenen Optiken auf Vorder- und Rückseite. Für drinnen, draußen oder für beides. Flachgewebe ist nicht gleich Flachgewebe.

Und dennoch gibt es Gemeinsamkeiten: Flachgewebe sind dank ihrer glatten Oberfläche schmutzunempfindlich; aufgrund ihres relativ geringen Gewichtes lassen sie sich auch gut ausschütteln oder gegebenenfalls wenden.

Völlig glatt muss es auf der Oberfläche aber nicht immer zugehen. Bei den Handweb-Naturteppichen liegen laut Paulig-Geschäftsführer Thomas Paulig griffig-natürliche Strukturen im Trend: noppenartige Oberflächen, die an Kieselstrände oder Baumrinden erinnern und damit Ruhe und Besinnlichkeit vermitteln. Hier prägt die Oberflächenstruktur das Teppichbild; dezente Naturtöne von Beige bis Steingrau unterstreichen es harmonisch.

Auf dem europäischen Markt sind Flachgewebe im Kommen. In Frankreich und Europas Süden erfreuen sie sich bereits großer Beliebtheit, Deutschland hat laut Sabine Börger von Arte Espina noch viel Luft nach oben. Aber der Trend macht sich bereits deutlich bemerkbar, und Anbieter wie Mischioff und Miinu gewichten ihr Sortiment entsprechend um.

Breite Randspektren, schmales Mittelfeld


Die Mittelklasse wird immer schmaler - das gilt für den abgepassten Teppich im Allgemeinen und für Flachgewebe im Speziellen. Jeanett Kister und Thomas Paulig von Paulig sehen klar eine Zweiteilung des Marktes mit Discounter-Produkten auf der einen Seite und hochwertigen, handgearbeiteten Teppichen auf der anderen. Im Bereich des Marketing, besonders aber bei den konsumigeren Produkten, wird laut Sabine Börger von Arte Espina das Online-Geschäft immer wichtiger: "Das muss auch der Teppichhandel berücksichtigen. Gutes Werbematerial ist daher ein Muss."

Kelim & Co.


Im Orient sind Flachgewebe seit langer Zeit Teil der nomadischen Kultur. Als "Stiefkind im Aufwind" bezeichnet Fritz Langauer von Oritop die bekanntesten dort hergestellten Flachgewebe: die Kelims. Früher wurde diese Volkskunst der Bauern und Nomaden wenig geschätzt und oft als Verpackungsmaterial verwendet. Neben dem geknüpften Teppich waren Flachgewebe eben nicht viel wert. Doch dann führten unser heutiges Geschmacksempfinden einerseits und das Interesse an der aussterbenden Volkskunst andererseits zur Veränderung des Käuferverhaltens. "Das Überladene ist vielfach out; moderne, einfache und geometrische Musterungen passen oft besser zu einem modernen Interieur", erklärt Langauer. Dazu komme, dass Kelims meist erschwinglicher seien als Knüpfteppiche in den gleichen Abmessungen.

Die klassischen Teppichprovenienzen haben übrigens noch mehr Flachgewebe zu bieten als den Kelim: gewirkte Soumaks zum Beispiel oder bestickte Cicims.
aus Carpet Magazin 03/15 (Teppiche)