Hartwachsöl - Definition und Anwendung

Ein Produkttyp mit viel Raum für Interpretation


Hinter der nicht genau definierten und nicht geschützten Bezeichnung Hartwachsöl versammeln sich unterschiedliche Ölsysteme mehrerer Anbieter. Der eine nennt es schlicht Öl, der andere mixt Wachs hinzu und der Dritte empfiehlt einen Wachsauftrag als separaten Arbeitsschritt. Woran kann sich der Verleger bei der Wahl des geeigneten Systems orientieren und wie halten die jeweiligen Anbieter es mit der Produktbezeichnung?

Meist meint die Industrie, wenn sie von einem Hartwachsöl spricht, ein lösemittel- und alkydbasiertes Öl, das durch einen Wachsanteil offenporig und mit einer angenehmen Haptik trocknen soll. Bei einem "normalen" Öl müsste anschließend noch mit einem speziellen Wachs nachgearbeitet werden. Diese zusätzliche Arbeit entfällt üblicherweise beim Einsatz von Hartwachsölen. In jedem Fall sollte der Wachsanteil gut ausbalanciert sein. Je höher dieser ist, desto wasserempfindlicher ist die Oberfläche und höher die Gefahr, dass sich weiße Flecken zeigen.

Neben der Rezeptur spielt die Art der Oberflächenbehandlung eine wesentliche Rolle. Im Unterschied zum Öl-Kunstharz-Siegel soll ein Hartwachsöl laut Herstellerempfehlungen nur dünnschichtig aufgetragen werden, damit sich die Oberflächenstruktur des Bodens deutlich abzeichnet und die Verbindung von Holz und Beschichtung als "offenporig" wahrgenommen wird. Wird der Auftrag in der Nassphase allerdings nicht auspoliert, verbleibt er nach Aushärtung schichtbildend auf der Oberfläche.

Das Problem: Je nach Einsatzbereich muss eine entsprechende Mindestmenge Wachs aufgetragen werden, weil sonst die geforderte Beständigkeit nicht erreicht werden kann. Doch wenn zu viel Material aufgetragen wird, kommt man an einer Filmbildung kaum vorbei. Das Ergebnis ähnelt in einem solchen Fall einer lackierten Fläche, sodass ein oft genannter Vorteil der geölten Oberfläche wegfällt.

Das sagt die Chemisch-technische Arbeitsgemeinschaft Parkettversiegelung (CTA)
Traditionell arbeitete man in der Holzoberflächenbehandlung mit pflanzlichen und tierischen Ölen. Insofern hat sich die Holzimprägnierung stark mit dem Begriff des Ölens verbunden. Es gilt als "natürliche Oberflächenbehandlung". Im Markt werden sehr unterschiedliche Produkte für die Holzbehandlung unter dem Begriff "Öl" verkauft, da dieser positiv besetzt ist. Was aber genau ein Öl ist, definiert sich technisch eher über das Fließverhalten als über die Zusammensetzung.


So wird Hartwachsöl von der Industrie definiert
Irsa - Lilo Sallinger, Geschäftsführung
Irsa Hartwachsöle bilden alle eine sehr geringe und damit so gut wie keine schichtbildende Oberfläche. Das jeweilige Öl muss immer restlos einpoliert sein. Die Oberfläche bleibt atmungsaktiv und offenporig sowie saugfähig für das später anzuwendende Pflegeöl. Die Schichtdicke liegt unter 30 , kann aber unter Umständen nicht genau gemessen werden.


Osmo - Martina Brüffer, Marketing
Osmo Hartwachs-Öl in vier unterschiedlichen Glanzgraden für den Schutz aller Holzfußböden, OSB- und Korkfußböden sowie Möbeloberflächen besteht aus Sonnenblumenöl, Sojaöl, Distelöl, Carnauba- und Candelilla-Wachs, Paraffine, Sikkative (Trockner), wasserabweisenden Additiven und entaromatisiertem Testbenzin (benzolfrei). Hartwachs-Öle bewahren und verstärken den lebendigen Charakter von Holz. Sie sind diffusionsoffen, lassen das Holz also atmen und werden mit Flächenstreicher, Fußbodenstreichbürste oder Mikrofaserrolle dünn in Holzmaserrichtung auftragen und gründlich ausgestrichen. Durch die Behandlung mit Wachs-Pflege und Reinigungsmittel ist eine ganz minimale Erhöhung des Glanzgrades möglich. Aber man kann nicht aus seidenmatt z.B. halbmatt machen. Osmo empfiehlt kein Aufpolieren, um den Glanzgrad zu erhöhen.


CC-Dr. Schutz - Dr. David Reindl, Laborleiter
Der Begriff "Hartwachsöl" ist nicht definiert, genauso wenig, wie der Begriff "Öl". Deswegen kann der eine ein schichtbildendes System darunter verstehen, der andere eine Imprägnierung. Teilweise finde ich Wasserlacke am Markt, welche sich Öl nennen. Im Eukula-Sortiment haben wir mit "premium oil +" unser Hartwachsöl, das in der Produktbeschreibung als schichtbildend zu erkennen ist. Es wird mit der Rolle oder dem Pinsel aufgetragen und nicht auspoliert. Alles verbleibt auf der Oberfläche und härtet dort aus. Der zweite Auftrag kann nicht mehr imprägnieren und wird schichtbildend, weil der erste Auftrag nach unten hin sperrt. Wendet man in der Nassphase eine Einscheibenmaschine zum Auspolieren des Überschusses an, verbleibt als Imprägnierung nur das, was im Holz ist. Die Holzfaser bestimmt also die Oberfläche mit. Als "offenporig" bezeichnet man zwar auch eine deutliche Abbildung der Pore durch eine Lackschicht hindurch, das richtige "offenporig" kann aber nur durch die o.a. Imprägnierung zustande kommen.


Natural Naturfarben - Oskar Scherzenlehner, Geschäftsleitung
Der Begriff Hartwachsöl ist eine Produktbezeichnung einiger Hersteller. Wir als reiner Naturfarbenproduzent empfehlen für nicht strapazierte Möbel eine Öl/Wachs Mischung, aber nicht als Hauptprodukt sondern höchstens als Pflegeprodukt. Alt- und bestens bewährt ist ein reines Parkettöl mit Heißtechnik. Es dringt tief ins Holz ein, verfestigt und stabilisiert das Holz und macht es hoch strapazierfähig und wasserabweisend. Eine rein geölte Fläche ist nicht schichtbildend, da alles, was zu viel an der Oberfläche liegt, abgetreten wird.


Oli Lacke - Götz Schubert, Geschäftsführer
Hartwachsöle sollten, wie es der Name verspricht, eine Kombination aus Ölen und Wachsen sein. Mittlerweile gibt es viele Produkte dieses Namens, die mehr an verdünnte Kunstharzlacke erinnern. Im klassischen Sinne werden aber selbsthärtende Öle verwandt, primär Leinöl sowie natürliche Wachse, vorrangig Carnaubawachs. Je nach hauseigenem Rezept werden diese Komponenten mit weiteren Öltypen und Wachsen gemischt. Generell ist ein Hartwachsöl, das diesem Grundtypus entspricht, diffusionsoffen - auch wenn sich das Wachs an der Oberfläche als Schicht auflegt und durch mechanisches Padden noch weiter verdichtet wird. Allein aufgrund der Molekülgröße und der geringen Schichtstärke bleibt die Membranfunktion unverändert erhalten. Einen maßgeblichen Unterschied zu reinen Ölen sehe ich hierbei nicht, da alle oxidativ trocknenden Öle in den Poren aushärten und diese naturgemäß auch füllen. Dieser Effekt ist aber gewünscht. Anders wäre die hervorragende Schutzfunktion von Ölen nicht zu erklären.


Bona - Rüdiger Weil, Marketing
Beim Imprägnieren mit einem Öl dringen die Ölkomponenten in das Holz ein und schützen es von innen heraus. Das Holz ist hier offenporig imprägniert. Somit ist das Anschmutzverhalten stärker im Vergleich zu einer Versiegelung. Auch die Chemikalienbeständigkeit ist geringer. Einige Hersteller bieten zusätzlich zu den Ölen ein Fußbodenwachs an, das in der Regel am nächsten Tag auf das Öl gespachtelt wird, dem Boden einen leichten Glanz verleiht, die Poren füllt und die Beständigkeit etwas verbessert. Bona Hard Wax Oil ist eine ausgewogene Mischung aus natürlichen Ölen und Wachsen. Die Behandlung mit einem Hartwachsöl kommt einer Versiegelung nahe und schafft eine dauerhafte, schmutzabweisende und widerstandsfähige Oberfläche.


Hesse-Lignal - Ulrich Abdinghoff, Produktmanager
Der Begriff "Hartwachsöl" hat sich für eine Reihe von Ölmaterialien etabliert, ohne dass die Bezeichnung geregelt, geschweige denn als Selbstverpflichtung oder als Normung vereinheitlicht wurde. So versteht der Anwender/Kunde unter einem Hartwachsöl ein Material, dass aus trocknenden Ölen besteht und zu einer strapazierfähigen, matten Oberfläche mit einer wachsartigen Haptik auftrocknet. Die meisten wünschen sich die gewohnte Öl-Optik. Das bedeutet eine geringe Filmbildung auf der Fläche und eine ausreichend schützende Penetration ins Holz, damit man eine offenporige und atmungsaktive Oberfläche erhält. Das wird in der Regel durch Spachteln und Einpadden des Ölmaterials erreicht. Eine wesentlich höhere Beständigkeit ist bei einer geölten Fläche nur durch zusätzliche Ölschichten zu erzielen. Da das mit Spachteln und Padden sehr zeit- und arbeitsaufwändig ist, ist man beim ein- bis zweimaligen Auftrag mit der Rolle o. ä. gelandet. Da hierbei Mengen um die 40 - 60 g/m2 pro Arbeitsgang aufgetragen werden, ist eine so "lackierte" Fläche nicht mehr mit einer offenporigen und atmungsaktiven zu vergleichen. Trotzdem hat man immer noch ein "Hartwachsöl" eingesetzt. Allerdings haben wir auf die Verwendung des Begriffs "Hartwachsöl" verzichtet, damit sich unsere Produkte von der Masse abheben.


Saicos - Michael Dieker, Marketing
Saicos Premium Hartwachsöl auf Basis natürlicher, pflanzlicher Öle und Wachse ist atmungsaktiv und feuchtigkeitsregulierend für alle Arten von Holzfußböden und Korkfußböden und reduziert das natürliche Quell- und Schwindverhalten des Holzes. Der Auftrag erfolgt per Öl-/Wachs-Rolle, Fußbodenstreichbürste oder Pinsel in zwei Aufträgen (ein Auftrag bei Renovierung). Das Öl verbindet sich komplett mit dem Holz und schützt es von innen. Es kombiniert hohe Abriebfestigkeit mit hoher Strapazierfähigkeit, ist unempfindlich gegenüber Haushaltschemikalien sowie Kaffee, Wein, Bier, Cola oder aggressive Fruchtsäfte. Beschichtete Oberflächen können beliebig nachgeschliffen und nachgeölt werden. Auch partielle Renovierungen sind mit nur einem Anstrich auf der gesäuberten Fläche möglich.


Kiesel - Thomas Schaffer, Anwendungstechnik
Der Begriff Hartwachsöl ist kein genormter Begriff. Somit lässt das auch Raum für viel Interpretation. Es kann genauso gut ein normales oxydativ trocknendes Öl sein mit etwas Wachs darin. Das wäre dann auch ein Wachsöl. Für uns bedeutet Hartwachsöl ein Material, welches nicht gepadet werden muss, sondern nur gewalzt wird. Meist werden hierzu auch spezielle Rollen verwendet.


Overmat Floorservice - Nicole Sins
Für den Begriff bzw. das Produkt Hartwachsöl gibt es keine klare Definition. Wir unterscheiden schichtbildende und leicht schichtbildende Hartwachsölsysteme. Letztere haben eine wesentlich bessere Tiefenimprägnierung. Floorservice Hartwachsöle entfalten ihre volle Wirkung und Beanspruchbarkeit durch das abschließende Einpaden mit den entsprechenden Materialien. Overmat kennt folgende Qualitäten: Zweischichtsystem, Einschichtsystem und die Profiline für industrielle Verarbeitung auf der Anlage. Bei einer Auftragsmenge von ca. 20 g/m2 genügen die Hartwachsöle den Anforderungen der Normen: DIN 68861 1A beständig gegen Wein, Bier, Cola, Kaffee, Tee, Fruchtsäfte, Milch und Wasser, DIN 53160 Speichel- und Schweiß echt, EN 71 Kinderspielzeug.


Pallmann -Dr. Stephan Kötte, Laborleiter
Beim Hartwachsöl handelt es sich um ein beschichtendes Produkt zur Behandlung von Parkett- oder Möbeloberflächen. Als Basis dient eine Öl-Wachs-Kombination aus zumeist natürlichen Ölen und Harzen und strapazierfähigen Wachsen. Hartwachsöle enthalten im Regelfall Lösungsmittel und sind dadurch sehr schnell in der Trocknung und Weiterverarbeitung. Das Öl wird zweimal appliziert (Spachtel oder Rolle) mit einer Zwischentrocknung meist über Nacht. Nach dem zweiten Auftrag ist ein Polieren der getrockneten Fläche zur Verdichtung der Oberfläche möglich aber nicht unbedingt notwendig. Nach Auftrag des Hartwachsöls erhält man eine seidenmatte bis matte Oberfläche auf einem schön angefeuerten Holz. Hartwachsöle sind für die normale Beanspruchung der Oberflächen ausgelegt.
aus Parkett Magazin 06/15 (Farben, Lacke)