Ausstellung: 40 Jahre Teppichmuseum in Persien


Dank einer Empfehlung von Touraj Zhuleh gelang es der Direktorin des Teppichmuseums in Teheran, Parisa Beyzaei, die Firma Mirzazadeh Trading Co. als Sponsor für eine Feier zum 40-jährigen Bestehen des Museums zu gewinnen: Der Jubiläumszeremonie folgte die Eröffnung einer Ausstellung von 40 erstmals gezeigten safawidischen Teppichen. Acht waren eine Leihgabe des Nationalmuseums, die anderen stammten aus dem Depot des Teppichmuseums.

Mehrere internationale Teppichexperten würdigten die Arbeit des Museums in Grußworten, darunter Parviz Tanavoli, Moya Carey (damals tätig am V&A in London, jetzt am Chester Beatty, Dublin), die herausragende Kuratorin des Los Angeles County Museum of Art (LACMA), Linda Komaroff, und Carpet-XL-Chefredakteur Tim Steinert.

Ein wichtiger Beschluss für die Zukunft: Alljährlich zum Jahrestag der Museumseröffnung am 14. Februar (1978) will das Museum einen Teppichexperten für seinen Beitrag zur Fachliteratur auszeichnen. Ausnahmsweise wurden bei dieser ersten Veranstaltung drei Experten geehrt: Dr. Cyrus Parham, Siawosch Azadi und die im Westen wohl weniger bekannte Autorin Shirin Suresrafil, deren zahleiche Teppichbücher in Teheran veröffentlicht wurden.

Ein Dank ging auch an Gholam Maluli, der dem Museum vor sieben Jahren 28 Isfahan- und Kaschan-Teppiche aus der Kadscharenzeit schenkte. Gleichzeitig eröffnete auf der Sonderausstellungsfläche im ersten Stock eine zweite Ausstellung mit besonderen Schätzen aus der Sammlung der Sponsoren, Sharam und Ali Mirzazadeh.

Sechs Teppiche aus der Safawiden-Ausstellung werden hier in der Folge abgebildet. Zunächst (Abb. 1) ein großes Fragment eines frühen Vasenteppichs aus Kerman, datierbar auf die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts. Ein weiteres 12,69 m2 großes Fragment dieses Teppichs war im Besitz des Berliner Museums für Islamische Kunst, bis es 1945 durch einen Bombenangriff zerstört wurde. Es ist bei Erdmann ("Siebenhundert Jahre Orientteppich") abgebildet. Typisch für die Gattung ist die hier sichtbare große Vase, aus der ein - auf drei sich überlagernden Ebenen angelegtes - Rankenmuster sprießt, wie auch die großen, runden Palmetten und die sehr schmale Bordüre. In anderen, eventuell später entstandenen "Vasen"-Teppichen fehlen die Vasen: Das Muster entspringt dann einfach einer der Palmetten.
Das zweite Stück (Abb. 2) ist ebenfalls unvollständig. Das Original lässt sich leider nicht rekonstruieren, da es riesig gewesen sein muss. Die Gattung der "Gartenteppiche" wurde im 17. und 18. Jahrhundert an verschiedenen Orten geknüpft, zuzuordnen sind sie meist nur mit einem Fragezeichen. Das berühmteste Beispiel befindet sich im Stadtmuseum in Jaipur, Indien; es stammt mit einiger Sicherheit aus Kerman: der Teppich weist die gleiche ungewöhnliche Knüpfstruktur auf wie die Vasenteppiche. Eine Vereinfachung des Musters kennt man aus den vielen Feldermustern des 19. Jahrhunderts aus der Bachtiari-Provinz.

An dritter Stelle steht wiederum ein Teppich mit Fragezeichen (Abb. 3). Das Museum besitzt mehrere Teppiche, die Herat (?) zugeschrieben werden. Herat, heute in Afghanistan, war bis 1501 die Hauptstadt Persiens. Man nimmt daher an, dass es frühe Teppiche aus Herat geben muss. Teppiche der Gruppe, die dominiert ist von warmem Rot, auf dem ungewöhnlich geformte Palmetten verstreut sind, gelten als mögliche Erzeugnisse der Stadt, die auch nachdem Tabris Safawiden-Hauptstadt wurde, eine bedeutende Rolle im persischen Kunstleben spielte (der neue Schah, Ismael, schickte seinen Sohn für mehrere Jahre nach Herat zur Schule). Doch es gibt ein Problem, dessentwegen viele Wissenschaftler an dieser Zuschreibung zweifeln: Es existieren nämlich keinerlei Beweise, dass es in Herat je eine Teppichmanufaktur gegeben hat. Der einzige Hinweis in der Literatur steht im Reisebericht von Adam Olearius, der im Jahr 1637 im Auftrag des Herzogs von Holstein Persien besuchte. Er erwähnt, dass Persiens beste Teppiche aus Herat stammten. Obwohl er ganz Persien bereiste, hat er Herat allerdings nie besucht. Seine Behauptung mag deshalb nichts weiter sein als Händler-Gerede, aufgeschnappt etwa auf dem Basar von Maschhad. Ohnehin meint der Begriff "Herat" nicht unbedingt nur die Stadt, sondern die ganze Provinz Khorassan, inklusive Ghain, Birdschand und Maschhad selbst. Die Abbildung 4 zeigt einen sogenannten "Polenteppich" - ein hervorragendes Beispiel jener Gattung von Seidenteppichen mit Silberbroschierung, die vor allem in einer Werkstatt von Schah Abbas dem Großen in Isfahan für den Export geknüpft wurden; es gibt jedoch auch Exemplare der gleichen Zeit aus Kaschan.

Auf Abb. 5 und 6 sind zwei Teppiche aus der Sammlung des Nationalmuseums (auch Islamisches Museum genannt) zu sehen. Die kleine klassische Gebetsbrücke in Abb. 5 lässt sich anhand ihres türkischen Knotens eindeutig einer Werkstatt in Tabris zuschreiben. Tabris war nur bis 1555 Persiens Hauptstadt, blieb aber auch danach - und bis in unsere Tage - eine bedeutende Produktionsstätte hochwertiger Teppiche.

Beim Wort Kelim denkt man sofort an persische Nomadenware. Doch im späten 16. Jahrhundert gab es in Kaschan - parallel zur Polenteppichproduktion - eine Hofmanufaktur, die Seidenkelims mit Silberbroschierung weben ließ. Ein eindrucksvolles Beispiel dieser Gattung, ebenfalls aus der Sammlung des Nationalmuseums, zeigt Abb. 6. Auch diese Ware wurde als Geschenk an ausländische Fürsten verwendet: Aus diesem Grund gibt es zum Beispiel zwei prächtige Exemplare im Münchener Residenzmuseum und weitere im Metropolitan Museum, New York.•
aus Carpet Magazin 04/18 (Teppiche)