Workcamp Parquet: Blick über die Landesgrenzen – Internationales Fachseminar über historische Holzböden


Workcamp Parquet, eine europäische Initiative zum Erhalt und Austausch von Wissen im Parkettbereich, veranstaltete unlängst in Prag zusammen mit dem Tschechischen Denkmalamt (NPU) ein internationales Fachseminar. Referenten aus Tschechien, Österreich, Niederlande, Polen und Russland beschäftigten sich dabei mit historischen Holzböden und deren Restaurierung.

Zum Auftakt umriss Jerie Pavel vom Tschechischen Denkmalamt die geschichtliche Entwicklung von Parkettböden - von einfachen Fichtedielen bis zu Tafelparkett aus Edelholz. Der Erhalt dieser Kulturgüter ist schwierig. Ein Problem sei dabei oft die unsachgemäße Pflege der historischen Holzböden. Zu irreversiblen Schäden an der Substanz führe auch maschinelles Schleifen, wenn bei der Renovierung keine Profi-Handwerker zum Einsatz kommen. Mit der falschen Körnung beispielsweise wird die Oberfläche beschädigt oder Teile von Intarsien werden abgelöst. Unsachgemäße Reinigung und falsche Oberflächenbehandlung sind weitere Schadensquellen, wie Pavel anhand von Beispielen belegte.

Eine gelungene Renovierung zeigte hingegen der polnische Parkettrestaurator Jaroslaw Gawina: Die Böden des Palast Mala Wies nahe Warschau erstrahlen in altem Glanz. Das Objekt wird heute als Hotel genutzt, zu sehen auf www.booking.com.

Tapis-Parkett ist in den Niederlanden eine historisch Verlegetechnik. Dabei werden die massiven Parketthölzer nicht mit Nut- und Federverbindung verlegt, sondern stumpf gestoßen und von oben ins Kleberbett genagelt, erklärte der niederländische Parkettlegermeister und Restaurator Eric Jongsman.

Praktisches Anschauungsmaterial aus Österreich hatte Robert Wacha mitgebracht. Der Architekt beim österreichischen Bundesdenkmalamt präsentierte historische Parketttafeln aus der Bauelemente-Sammlung, die in der Kartause Mauerbach aufbewahrt wird. Dort werden Führungen wie auch Seminare zu Material und Handwerkstechniken angeboten.

Im Praxisteil zeigten Rene Caran, Projektmanager von Workcamp Parkquet, und der russische Parkettlegermeister und Restaurator Rinat Kamalov, wie mit Hilfe einer japanischen Säge der Austausch von einzelnen Elementen im Tafelparkett möglich ist. Anschließend begutachteten die 44 Teilnehmer aus fünf Nationen die überragenden Parkettböden im Colloredo Mansfeldsky-Palast. Das Barockschloss, das auf romanischen und gotischen Fundamenten ruht und in der jetzigen Form im Übergang zum Rokoko entstand, zählt zu den schönsten Bauwerken in Prag. Die dort laufenden Renovierungsarbeiten werden vom Denkmalamt als vorbildlich dargestellt.

Das nächste Seminar plant das Workcamp Parquet noch für die erste Jahreshälfte, voraussichtlich in Polen.

| Silvia Mändle / Michaela Reicklovà, Projektkoordinatorin Workcamp Parquet
aus Parkett Magazin 03/19 (Handwerk)