Herzschlag Freiburg: Neun Händler beleben ihre Innenstadt


Im Juni 2018 trommelten Bettenfachhändlerin Henrike Beck und Stefan Schupp (Schafferer - Wohnen, Schenken und Genießen) sieben weitere Inhaber traditioneller Einzelhandelsgeschäfte zusammen, um gemeinsam die Initiative "Herzschlag Freiburg" zu gründen. Zwei Wochen später waren die Ziele gesteckt, nach weiteren zwei Wochen ein Agenturbriefing erstellt, ein Vierteljahr nach dem ersten Treffen gab es ein Logo, und kurz darauf die ersten Aktionen - rekordverdächtig. Das Netzwerk will die Innenstadt der Breisgau-Metropole mit 230.000 Einwohnern revitalisieren: Erreichbarkeit und Aufenthaltsqualität sollen steigen, um dem Frequenzverlust im Fachhandel zu begegnen.

Emotional, lokal, nahbar, intuitiv: So lässt sich das Selbstverständnis von "Herzschlag Freiburg" charakterisieren, das auch im Logo seinen Ausdruck findet: Es zeigt das Freiburger Münster, ein Herz, eine Tanne symbolisch für den Schwarzwald und das Kfz-Kennzeichen der Universitätsstadt. 3.000 Filztaschen wurden damit bedruckt - sie waren binnen weniger Wochen vergriffen.

Doch die Initiative will mehr bieten als gefühligen Lokalpatriotismus. Die Händler setzen sich für Maßnahmen ein wie die Begrünung der Haupteinkaufsstraße oder die Verbesserung der abendlichen Beleuchtung. "Wir entwickeln konkrete Projekte und Ideen, um nicht als Forderer oder Meckerer zu kommen", betont Stefan Schupp. Mit Politik und Verwaltung soll auf Augenhöhe kommuniziert werden.

Ein Gewinnspiel zum Stadtfest, das Konzept für ein Fest der Museen, eine so genannte Start-up-Conncetion, bei der sich junge Unternehmen präsentieren konnten, oder eine Spende von 10.000 EUR für eine Spielplatzsanierung - die Aktivitäten sind vielfältig und durchdacht. Dadurch findet die Initiative mittlerweile Gehör bis zu den Gemeindevertretern und dem Oberbürgermeister und ist regelmäßig in der Lokalpresse vertreten.

Dass sich die wenigsten Beteiligten vorher persönlich kannten, war kein Hindernis - der Handlungsdruck war Gemeinsamkeit genug. "Es war nicht schwer, die neun Händler zu aktivieren", erinnert sich Henrike Beck. "Alle haben ein wenig gelitten und geblutet. Aber wir haben schnell die unterschiedlichen Talente und Expertisen erkannt, die jetzt genutzt werden." Größer werden soll der Kreis vorerst nicht. Aber an Themen wird es auch künftig nicht mangeln. Eine höhere Qualität des Tourismus in der Stadt oder die Verbesserung der Verkehrs- und Parksituation sorgen bereits für erhöhten Herzschlag in Freiburg.
aus BTH Heimtex 12/19 (Handel)