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Farbe, Recycling und viel Outdoor


Die Teppiche sind jetzt farbiger, die Stimmung ist jetzt besser: Gegenüber dem 1. Halbjahr 2018 konnten viele belgische Maschinenweber 2019 ein Umsatzplus von bis zu 20 % vorweisen. Gerade maschinengewebte Flachgewebe sind im Kommen, sehr gern auch mit Outdoor-Eignung. Und die macht sich im ebenfalls heißen Sommer 2019 bezahlt: Auch dieses Jahr werden wieder viele freie Stunden am Pool, im Garten, auf Terrasse und Balkon verbracht. Warum also nicht auf einem fröhlichen Teppich? Darüber hinaus steht das Thema Recycling hoch im Kurs; entsprechend haben Anbieter in Forschung und Entwicklung investiert. Eine generelle Herausforderung für die Maschinenweber: Moderne Webmaschinen sind sehr kostspielig in der Anschaffung und müssen permanent laufen, um sich zu rentieren. Alte, gebrauchte Maschinen wiederum lassen sich schlecht weiterverkaufen - hier kam es zu massiven Preiseinbrüchen.

Balta Home mit Papilio

Ein "gutes erstes Halbjahr" liegt hinter dem größten belgischen Teppichweber Balta Home. Das ist laut Sales Director Jan Bonte unter anderem auf die zunehmenden Bestellungen aus Osteuropa zurückzuführen: "Dort werden verstärkt Teppiche gekauft; jetzt ist das Budget dafür da." Mehrere Einkäufer aus Osteuropa waren auch zur "Early Bird Week" des Anbieters angereist: Baltas um einen Monat vorgezogene Neuheiten-Präsentation im Juni, die den Einkäufern eine Lieferung "rechtzeitig zum Herbstgeschäft" garantiert. Für die erste Dezemberwoche ist ein weiteres Balta-Kundenevent geplant: die "Open Week" für Teppichboden, in der auch der abgepasste Teppich einen kleinen Bereich erhält. In Sachen Recycling stellte Balta seine erste Full-Circulation-Qualität vor (siehe auch Titelgeschichte).

Farblich zeigte sich der größte belgische Maschinenweber 2018 noch "ganz in Weiß" bzw. in hellen Cremetönen; jetzt bekennt man wieder stärker Farbe und setzt auf Kontraste, bleibt dabei allerdings im dezent-pastelligen Bereich. Ebenfalls wichtig: Struktur.

Recycelte Baumwolle, Farbverläufe und Digitaldruck stehen im Mittelpunkt der Papilio-Kollektion. Die Teppiche der Balta-Tochter werden weiterhin mit viel Handarbeit hergestellt, insgesamt aber kostengünstiger produziert und verkauft, sodass es mehr Überlappungen mit der Preisgestaltung der Mutter Balta gibt.

McThree: Modernes aus
weiterentwickeltem Soft-Garn

Gut in Deutschland vertreten ist auch der Weber McThree mit seinem Oeko-Tex-zertifizierten Programm, das auf den unteren bis mittleren Bereich abzielt. Seine besondere Spezialität ist ein weiches PP-Friséegarn aus eigener Extrusion ("Wellness"); die körnige Standardqualität aus diesem Material gilt als "Brot-und-Butter-Ware" bei McThree und ist gerade in Deutschland sehr beliebt. Nun hat der Anbieter besagtes Garn weiterentwickelt ("Softness") und zu "jüngeren, mutigeren Qualitäten mit verschiedenen Dichten" verarbeitet, wie Sales Manager Chantal Lyssens erklärt. Auch das Flachweb-Programm hat McThree ausgebaut. Das siebenköpfige Designteam (sechs aus Europa, einer aus den USA) erstellt Trendbücher mit vier Kernthemen, zu denen die Kunden ihr Feedback geben.

Einkäufer kleinerer Mengen profitieren von dem umfangreichen Service des Anbieters: "Auf diese Weise kann ein Händler auch erst mal antesten, wie eine Qualität bei ihm läuft und später gegebenenfalls nachbestellen", so Lyssens. Weitere Investitionen sind bei McThree in Lager und Abwicklung geflossen.
Ragolle setzt stark auf Service

"Sehr gute Entwicklungen, vor allem bei den Flachgeweben" konnte Ragolle laut Deutschland/Österreich-Verkaufsleiter Rainer Plett im ersten Halbjahr 2019 verzeichnen. Das erweiterte Farb- und Designspektrum umfasst melierte Flächen, Marmoroptiken und grafisch-"skandinavische" Looks. Für die sehr dicht gewebte Qualität Argentum sind auch Bauhaus-Designs geplant. Solarpaneele auf dem Dach sorgen für "grüne Energie", mit denen die Webmaschinen betrieben werden; die Teppiche sind Oeko-Tex- und REACH-zertifiziert. (Die REACH-Verordnung ist die Europäische Chemikalienverordnung zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe.)
Aus dem Preiskampf hält sich der Anbieter bewusst heraus, stattdessen setzt man stark auf Service. Seit 2018 arbeitet Ragolle mit einem neuen Logistikunternehmen zusammen; Lieferungen erfolgen zuverlässig innerhalb einer Woche. Insbesondere für Japan und die USA hält Ragolle ein breites Angebot an Viskoseteppichen bereit.

Mehr Farbe bei Verbatex

Dass es beim Hochwert-Maschinenweber Verbatex deutlich farbiger und kontrastreicher geworden ist, fiel gleich beim Betreten des Showrooms auf. Warme Farben in Kombination mit Naturtönen überwiegen in der aktuellen Kollektion. Und im Sinne der Nachhaltigkeit verwendet Verbatex jetzt wiederaufbereitete Baumwolle für die Teppichrücken. Während Verbatex im ersten Halbjahr 2019 umsatztechnisch zugelegt hat, verteilen sich die Bestellungen auf mehr Kunden bei jeweils kleineren Mengen. "Das bedeutet, dass wir besonders flexibel reagieren müssen", erklärt Mit-Geschäftsführer Frank Verbauwhede. "Wir müssen also mehr Qualitäten vorhalten, weil der Kunde von heute selten noch Lagerhaltung betreibt." Möbelstoffe machen 25 bis 30 % des Unternehmensumsatzes aus.

Devos-Caby:
flexible Lieferungen,
gerade für kleinere Einzelhändler

Devos-Caby hat seinen Hauptsitz in Belgien, produziert aber auch in Russland - und in Indonesien. Hier entstehen besonders günstige Basis-Produkte, die vor allem an die Westküste der USA, nach Australien, Malaysia und Singapur verkauft werden. Das Werk in Russland produziert hauptsächlich für den dortigen Markt; in Belgien widmet man sich Europa und entwickelt Spezialitäten. Eine davon ist laut Geschäftsführer Koen Devos "der erste faltbare maschinengewebte Teppich auf dem Markt", der sich gerade für den Onlinehandel anbiete. Auch in Sachen Polyester-Mikrofaser sei man von Anfang an dabei gewesen. Weitere Schwerpunkte liegen bei Viskoseteppichen und Indoor-/Outdoor-Flachgeweben.

Als kleineres Unternehmen sieht sich Devos-Caby nicht als Vorreiter für die neusten Designtrends, sondern als zuverlässiger, flexibler Lieferant bezahlbarer Teppiche, gerade für kleinere Einzelhandelsunternehmen. Seinen Stammkunden bietet der Weber Mini-Kollektionen, aus denen auch Einzelexemplare bestellt werden können. Dropshipping ist ebenfalls im Angebot.

Adley:
Spezialist für Textilkleber

Dafür, dass die umgeschlagenen Kanten maschinengewebter Teppiche gut halten, sorgt Adley, Spezialist für Hotmelt. Das Unternehmen mit Sitz in Mecheln produziert nicht selbst, sondern agiert als Großhändler, Berater und Entwickler. Unter seiner Regie entstehen Klebstoffe, die auf Teppiche und Textilien abgestimmt sind und unter anderem im Automotive-Bereich zum Einsatz kommen. "Wir wollen den Fokus jetzt noch stärker auf den Teppichbereich legen", erklärt Geschäftsführer Johan Blondeel. Die zufriedenen Kunden sind Adley treu; das Hauptaugenmerk gilt eindeutig der Qualität, nicht dem Preis: Schließlich macht der Klebstoff nur einen sehr geringen Teil der Teppich-Produktionskosten aus.


Trends:
Flachgewebe und Strukturen

"Die Oberfläche muss lebendig sein": Bei den Maschinenwebern treffen Schlingen auf Flor, Flor auf Flachgewebe, High auf Low, Matt auf Glanz, verschiedene Farben aufeinander, auch im Melange- oder Space-Dye-Look. Der Flachgewebe-Trend hält an; Teppiche mit Outdoor-Eignung punkten gleich doppelt. Nicht zuletzt hat das Thema Recycling Einzug in die Branche gehalten. Immer mehr Designs wurden offenbar durch den Mid-Century-Modern-Stil oder den Bauhaus-Stil inspiriert und zeigen geometrische Formen "with a twist".•
aus Carpet! 04/19 (Teppiche)