Sartirana Textile Show, Torino

Faszinierende Sonderschauen

Die Sartirana Textile Show ist eine der wichtigsten Messen für antike Teppiche und Stammestextilien, die seit 2005 findet jährlich stattfindet. Zum 15. Jubiläum wurde die Veranstaltung nach Turin verlegt; zusätzlich gab es mehrere faszinierende Nebenveranstaltungen. | von Edoardo Marino

Diesen Herbst feierte die jährlich stattfindende Textilmesse Sartirana ihr 15. Jubiläum und wurde dabei vorübergehend zur "Sartorino" - zumal sie diesmal nicht wie sonst im Dorf Sartirana, sondern in der Stadt Turin (italienisch "Torino") stattfand, also etwa 100 Kilometer weiter westlich. Der neue Veranstaltungsort und die neue Adresse der Jubiläumsmesse zog viele Händler an: Alle Stände waren in diesem Jahr sehr schnell fest gebucht. Die elegante "Palazzina della Società Promotrice delle Belle Arti" ("Villa der Gesellschaft zur Förderung der schönen Künste") bot viel Platz für die Anbieter aus Italien, Frankreich, Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden, Großbritannien und der Türkei; Besucher hatten so die großartige Gelegenheit, auf die Top-Player der Sammlerteppichszene zu treffen. Namhafte Händler zeigten hier ihre außergewöhnlichen Teppiche und Textilien, darunter Alberto Levi, Amin Motamedi, Farzin Mollaian, Alberto Boralevi, Mohammad Terhani, David Sorgato, James Cohen, Gallery Aydin, Franco dell’Orto, Serkani Sari, Milani und Edoardo Marino.

Parallel fanden vier Sonderschauen statt. Eine ganz besondere Ausstellung hatte die "Fondazione Sandretto Re Rebaudengo" organisiert, eine gemeinnützige Turiner Institution, die seit 1995 zeitgenössische Kunst erforscht, Wissen darüber vermittelt und deren Entstehung fördert. Auf der Sartirana Textile Show präsentierte die Stiftung ein Werk des mexikanischen Künstlers Gabriel Kuri aus dem Jahr 2007: Bei "Untitled" (Magenta Stripe Gobelins) handelt es sich um vier Wandteppiche aus Wolle, die vier Kassenzettel darstellen. Die Wörter und Zahlen darauf sind übergroß dargestellt - als Hinweis darauf, wie Wirtschaft, Konsum und das Geschäftemachen den Alltag dominieren. Gleichzeitig wendet sich der Künstler auf jedem gewebten "Kassenzettel" mit den Worten "Thank you and goodbye" ("Danke und auf Wiedersehen") an sein Publikum. Die Ausstellung zeigte sehr anschaulich, dass es auch heute noch politische Textilkunst gibt, die zum Nachdenken anregt.

Die Galerie Mollaian zeigte sechs seltene, mit Gold- und Silberfäden durchwirkte chinesische Seidenteppiche, die zum Großteil im 19. Jahrhundert entstanden sind, gegen Ende der letzten chinesischen Dynastie (Quing, 1644-1911). Schließlich hatte Taher Sabahi eine besondere Auswahl aus seiner Vaghireh-Kollektion mitgebracht.

Der neue Veranstaltungsort der Messe war definitiv beeindruckend, wenn auch vielleicht zu groß für das Event. Über Inhalt und Zielsetzung der Messe wird man sich in Zukunft sicher noch genauer unterhalten müssen: Bislang handelt es sich bei der Sartirana weniger um eine allgemeine Textilmesse und -ausstellung als vielmehr um eine Verkaufsveranstaltung, auf der es hauptsächlich um antike Teppiche geht - und vielleicht sollten die Veranstalter das deutlicher kommunizieren. Aber im nächsten Jahr wissen wir mehr.•
aus Carpet! 01/20 (Teppiche)