Konsum in der Corona-Krise

Ein Drittel der Deutschen will weniger ausgeben


Nürnberg. Krisenzeiten sind gut für die Branche, heißt es häufig - denn dann besinnen sich viele Verbraucher auf die Gestaltung der eigenen vier Wände. Ob die Corona-Krise einen erneuten Cocooning-Effekt auslöst, ist noch nicht ausgemacht. Laut einer aktuellen GfK-Studie zur Konsumentenstimmung in der COVID-19 Epidemie glauben 33 Prozent der Befragten in Deutschland, dass sich ihre finanzielle Situation in den nächsten zwölf Monaten verschlechtern wird.

Dies hat natürlich auch Einfluss auf ihr zukünftiges Konsumverhalten: Während ein Viertel in diesem Jahr auf ihren geplanten Urlaub verzichtet, wollen beispielsweise sieben Prozent den Kauf von Kleidung, Autos und Luxusgütern verschieben. Ein Drittel gibt an, in Zukunft weniger Geld für den Kauf langlebiger Produkte ausgeben zu wollen. Acht Prozent verzichten in diesem Jahr auf den Kauf von Möbeln. GfK-Experten gehen davon aus, dass Verbraucher in Zukunft noch bedarfsorientierter einkaufen werden und digitale Services weiter an Bedeutung gewinnen.

In der ersten Phase der Krise, der Panikphase, haben die Menschen vor allem das gekauft, was sie unbedingt benötigten: Ausstattung für das Homeoffice wie Monitore oder Webcams, Kühl- und Gefriergeräte für die Lagerung von Lebensmitteln. In der zweiten Phase, der Anpassungsphase an die neue Situation, haben sich die Bedürfnisse der Verbraucher erneut verschoben. Produkte im Bereich Home Entertainment, wie Spielekonsolen oder Gaming Computer wurden stark nachgefragt, um das Leben zu Hause angenehmer zu gestalten. Die langsame Öffnung der stationären Geschäfte wird zu einer weiteren Veränderungen im Kaufverhalten führen.

"Wir gehen davon aus, dass die Verbraucher in nächster Zeit sehr bedarfsorientiert einkaufen werden. Aufgeschobene und weiterhin notwendige Käufe werden nachgeholt. Darunter auch Produkte, die stärker an den stationären Handel gebunden sind", erläutert Petra Süptitz, GfK-Expertin im Bereich Consumer Insights. Aber: Im April haben laut GfK 70 Prozent der Befragten hierzulande Produkte online eingekauft. In der Altersgruppe der 16- bis 29-Jährigen waren es sogar 81 Prozent. Dieser Trend wird sich in vielen Warengruppen fortsetzen.

GfK-Daten aus China zeigen, dass sich der stationäre Handel nach Ende der Krise zwar langsam erholt, aber nach wie vor 23 Prozent unter dem Vorjahr liegt (Stand: Kalenderwoche 17). "Das neue Normal wird durch ein schwieriges wirtschaftliches Umfeld und knappere Verbraucherbudgets gekennzeichnet sein. Darauf werden sich Händler und Hersteller einstellen müssen" ergänzt Süptitz.

Immerhin: Im Mai haben sich laut GfK die Verbraucher in Deutschland ein wenig vom Corona-Schock erholt. Sowohl die Konjunktur- und Einkommenserwartung als auch die Anschaffungsneigung legten leicht zu. "Die schrittweise Öffnung vieler Geschäfte hat sicherlich dazu beigetragen, dass die Konsumneigung keine weiteren Einbußen hinnehmen muss und aktuell sogar etwas zulegen kann" erklärt Rolf Bürkl, GfK Konsumexperte. "Dennoch ist die Verunsicherung unter den Konsumenten groß. Sie sehen die deutsche Wirtschaft bei Weitem noch nicht über den Berg und eine schwere Rezession auf sich zukommen. Die Angst vor Jobverlust bleibt hoch und dies erweist sich neben den Einkommenseinbußen derzeit als ein wichtiges Konsumhemmnis."

Derweil fordert der Handelsverband Deutschland (HDE) ein Konjunkturprogramm mit Coronaschecks und Überbrückungshilfen "Ein Drittel der Nicht-Lebensmittelhändler ist in Folge der Corona-Pandemie in akuter Existenznot und benötigt daher dringend weitere finanzielle Hilfen des Staates", appelliert HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth an Bundesfinanzminister Olaf Scholz. Zur Stärkung der Binnennachfrage als Basis für eine positive gesamtwirtschaftliche Entwicklung schlägt der HDE Coronaschecks für jeden Einwohner vor, die die Umsätze der von den Schließungsmaßnahmen besonders betroffenen Unternehmen aus Handel, Gastronomie und Tourismus gezielt stärken könnten. "Wir benötigen diesen Impuls für die Binnenkonjunktur", so Genth.
aus Haustex 06/20 (Handel)