Betten Zellekens, Frankfurt – Neuer Flagship Store trotzt der Krise

Frankfurt. Investition in schwieriger Zeit: Im Frankfurter Ostend hat Betten Zellekens seinen neuen Flagship Store eröffnet. Auf rund 1.100 Quadratmetern Verkaufsfläche ist ein eindrucksvolles Geschäft entstanden, das den alten Standort an der Wächtersbacher Straße ersetzt. Günter und Bardo Hildmann schauen trotz Corona optimistisch in die Zukunft.

Das Glück ist mit den Tüchtigen, sagt ein Sprichwort. Mit den Mutigen ebenso, möchte man dieser Tage hinzufügen. Denn Fleiß und Unerschrockenheit gehören dazu, um in Corona-Zeiten ein Geschäft zu eröffnen, das nicht ohne Grund den Titel "Flagship Store" trägt.

Nach anderthalb Jahren Vorlauf ist Betten Zellekens Ende April mit seinem neuen Laden im Frankfurter Ostend an den Start gegangen, einen Steinwurf von der Europäischen Zentralbank entfernt. "Gut, dass Corona erst jetzt gekommen ist", sagt dazu Juniorchef Bardo Hildmann mit einem Augenzwinkern, "sonst hätten wir uns das vielleicht noch einmal überlegt."

Doch zum Umzug gab es eigentliche keine Alternative. Am bisherigen Standort des Hauptgeschäftes in der Wächtersbacher Straße im Stadtteil Riederwald gab es zunehmend Probleme. Die Verkehrssituation dort hatte sich durch Baumaßnahmen dermaßen zugespitzt, dass die Umsätze einbrachen. "Hätten wir die Filiale in Bad Homburg nicht eröffnet, wäre es schwierig geworden", glaubt Senior Günter Hildmann. Dieses Geschäft, für das die Hildmanns auch einen Haustex-Star erhielten, wurde Ende 2017 eröffnet. Außerdem gibt es noch die City-Filiale in der Sandgasse, unweit des Römer.

"Wir waren einfach immer schon sehr mutig", sagt Günter Hildmann und verweist auf die Situation des Handels, die nicht erst in den vergangenen Wochen schwierig geworden sei. Corona hat zwar alles durcheinandergewirbelt. Aber bei Betten Zellekens war man schon lange vorher selbstkritisch unterwegs. "Wir haben alles von Grund auf hinterfragt", erzählt Günter Hildmann. Das Ergebnis dieses ausführlichen Nachdenkens sind rund 1.100 Quadratmeter Verkaufsfläche in gut frequentierter Lage auf Frankfurts Auto- und Möbelmeile. Bis zu 50.000 Autos passieren die Hanauer Landstraße täglich, von hier aus ist man schnell auf der Autobahn in das einzugsstarke Umland.

Im neuen Zellekens-Gebäude befand sich zuvor die Deutschland-Zentrale von Fiat. Hohe, repräsentative Räume, große Glasflächen und zwei lichtdurchflutete Ebenen bilden den Rahmen für eine Präsentation auf höchstem Niveau. Mehr als 30 Betten wurden platziert. Gute drei Monate dauerte die Umbauphase, Start war im Januar - als ein Lockdown in Deutschland noch undenkbar erschien. Elektrik, LED-Beleuchtung und Ladenbau wurden komplett erneuert. Außerdem wurden an verschiedenen Stellen neue Wände eingezogen, um Platz für Büros und Lagerflächen zu schaffen.

Trotz der immensen Fensterflächen sorgt die Belüftung für ein durchgehend angenehmes Klima, selbst bei starker Sonneneinstrahlung. Zudem ist der Laden so gut schallisoliert, dass man den Verkehr von draußen kaum wahrnimmt. Man fühlt sich mitten im Leben und ist dennoch vom Straßentrubel abgeschottet. "Wir können hier in aller Ruhe beraten", unterstreicht Bardo Hildmann. Gleichzeitig ermöglicht das Geschäft von außen viele Einblicke und wirkt fast wie ein einziges, großes Schaufenster.

Günter und Bardo Hildmann haben eine erhebliche Summe in den neuen Standort investiert, die genaue Zahl wollen sie aber lieber nicht in der Haustex lesen. Eine Aussage des Seniorchefs macht dennoch deutlich, wie stark das Engagement war: "Ich hatte in den letzten anderthalb Jahren viele schlaflose Nächte und habe mich immer wieder gefragt, ob wir das wirklich machen sollen", sagt Günter Hildmann. 26 Jahre wurde der Standort Wächtersbacher Straße unterhalten, ein Umzug erschien nicht ohne Risiko, auch wenn nur zweieinhalb Kilometer Luftlinie zwischen altem und neuem Haus liegen.

Hildmann konnte seine Zweifel letztlich überwinden. Sein Gespür hat ihn auch an einem weiteren Punkt nicht verlassen und ihn über den Rat Dritter hinwegsetzen lassen: "Alle haben uns davon abgeraten, einen Räumer ins Haus zu holen", erinnert sich Hildmann. Dennoch holte er sich Profis für die Abwicklung des Räumungsverkaufes ins Haus, den der Fachhändler acht Wochen lang durchführte. "Wir selbst hätten gar nicht die Manpower dazu gehabt", so Hildmann.

So heuerte er das Team von Auktionen Schmidt an - und die Aktion wurde zu einem überaus großen Erfolg, wie Vater und Sohn betonen. Das half, den Umbau auf den Weg zu bringen, auch wenn hier zunächst eine Überraschung ins Haus stand. "Unmittelbar vor uns hat Bettenrid seinen Räumungsverkauf durchgeführt", so Bardo Hildmann. Die Münchner gaben ihre Frankfurter Filiale im vergangenen Jahr auf. Hildmanns sehen das mit einem weinenden und einem lachenden Auge. "Ein Mitbewerber weniger, ja", sagt der Junior-Chef. "Aber Konkurrenz belebt auch das Geschäft."

Das lief in den ersten Wochen im Ostend erfreulich an. Mit dem ersten Tag der Lockerungen im Einzelhandel konnte auch Betten Zellekens seinen Flagship Store eröffnen. An den Samstagen wurde schon sehr gute Frequenz erreicht, doch auch sonst finden die Kunden den Weg ins Fachgeschäft. Kurzarbeit war tatsächlich nur kurz ein Thema bei Zellekens. Mit dem Einrichten des neuen Geschäftes, dem Verkauf im Onlineshop und den Lieferungen, die teilweise noch aus dem Räumungsverkauf herrührten, sei das Team trotz der Zwangspause sehr gut ausgelastet gewesen.

40 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen, zu dem eine eigene Schreinerei und eine Wäscherei gehören. "Bei jeder Auslieferung ist mindestens ein Schreiner mit dabei", betont Günter Hildmann. Außerdem gehören ein Physiotherapeut und ein Diplom-Pflegewirt zur Zellekens-Mannschaft. Denn auch in der Beratung lautet der Anspruch, die Nummer eins in Frankfurt zu sein.

"Wir sind zu 80 Prozent Großteil-lastig", erklärt Bardo Hildmann. "Das ist unsere absolute Kompetenz." Marken wir Treca, Velda, Lattoflex, Röwa oder Tempur prägen neben den Dormabell-Produkten des Bettenrings das Sortiment. Im Eingangsbereich dient ein auffälliges Polsterbett von Bretz als Eyecatcher. "Boxspring, Lifestyle oder Ergonomie - wir haben alles", lautet passend dazu der neue Slogan des Unternehmens.

Der Preiseinstieg bei Zellekens liegt bei etwa 400 Euro pro Matratze, das Angebot geht von dort nach oben offen in den Premiumbereich. Künftig soll die britische Marke Sleepeezee das Sortiment noch ergänzen. Auch in der Bettwäsche und den Bettwaren bewegt man sich im anspruchsvollen Genre. Auf der oberen Ebene der Verkaufsfläche werden Frottierwaren präsentiert, hier finden sich Namen wie Weseta, Cawö, Möve und Morgenstern.

Obwohl das Programm der Zellekens-Filialen sich im Kern gleicht, auch wenn überall eigene Schwerpunkte gesetzt werden, unterscheidet sich die Kundenstruktur der Standorte. Im neuen Flagship Store erreicht Betten Zellekens Ziel- und Laufkundschaft. "Hier nehmen sich die Kunden bewusst Zeit für die Beratung, während sie in der City-Filiale häufig schnell in der Mittagspause reinspringen und entsprechend schnell wieder weiter wollen", erzählt Bardo Hildmann. Während man in Bad Homburg eher Daunendecken bevorzuge, laufe in der Stadt das Faserprogramm besser, nennt er ein weiteres Beispiel.

Aus den kleineren Filialen kommen nicht selten auch Kunden ins Stammgeschäft, weil sie dort auf eine noch größere Auswahl setzen. Der Standort an der Wächtersbacher Straße bleibt noch bis Ende September geöffnet, dann endet der dortige Mietvertrag. Damit einher geht das nächste Stück Arbeit: "Wir müssen durch die Schließung auch mit unserem Lager umziehen", so Bardo Hildmann.

Das ist nicht die einzige Baustelle. Die Website von Betten Zellekens wurde komplett überarbeitet und die Werbung einer neuen Agentur übertragen. "Wir sind in den Aussagen frecher geworden und haben auch sämtliche Layouts geändert", berichtet Manuela Breker, die als Prokuristin und Mitglied der Geschäftsleitung das Marketing verantwortet. Nach wie vor setzt Betten Zellekens stark auf Printwerbung, die weit ins Frankfurter Umland und in den Taunus ausstrahlt. Bis zum Jahresende wird auch das komplette Warenwirtschaftssystem noch erneuert. "Es wird also nicht langweilig", lacht Bardo Hildmann.

Die schwierigen Zeiten scheinen ihn und seinen Vater geradezu herauszufordern, Neues zu wagen. "Ich habe die Firma jetzt seit 35 Jahren", sagt Günter Hildmann optimistisch. "Und man hat immer gesagt: Wenn’s der Autoindustrie schlecht geht, dann geht es unserer Branche gut." So ein Moment scheint aktuell gegeben. Doch der Senior, der mit 74 Jahren zwar die Nachfolge im Blick hat, aber auch genug Tatkraft, um selbst weiter mitzumischen, führt noch etwas anderes ins Feld: "Ich habe keine Angst vor der Zukunft, weil wir einfach gut aufgestellt sind. Wir haben tolle Läden, haben tolle Mitarbeiter, tolle Produkte und tolle Lieferanten", so Hildmann. Fleiß und Unerschrockenheit kommen noch hinzu.

Betten Zellekens - in Kürze
Betten Zellekens
Hanauer Landstraße 174
60314 Frankfurt am Main
Tel.: 069 / 42 00 00 0
eMail: info@betten-zellekens.de
Website: www.betten-zellekens.de

Inhaber: Günter Hildmann
Geschäftsführer: Bardo Hildmann
Verkaufsfläche: 1.100 Quadratmeter
Mitarbeiter: 40
Filialen: Frankfurt City und Bad Homburg
Verband: Bettenring
aus Haustex 06/20 (Handel)