Verbesserte Umsatzprognose

Anzeichen für Erholung in der Möbelindustrie mehren sich


Bad Honnef. Die Corona-Pandemie hat auch in der deutschen Möbelindustrie tiefe Spuren hinterlassen. Dennoch scheinen die Einbußen im Gesamtjahr nach aktuellem Stand überschaubar zu bleiben, wie der Verband der deutschen Möbelindustrie (VDM) auf seiner Jahres-Wirtschaftspressekonferenz Ende August in Köln prognostizierte. "Nach einem drastischen Umsatzeinbruch infolge des Lockdowns konnte der Negativtrend mit Beginn des Monats Juni gestoppt werden", erklärte Verbands-Geschäftsführer Jan Kurth. "Die teilweise bereits seit Mai überraschend positive Entwicklung der Auftragseingänge erlaubt trotz aller nach wie vor vorhandenen Unsicherheiten einen optimistischen Blick nach vorne."

Kurth führt die positiven Anzeichen auf drei Aspekte zurück: den Nachholbedarf der Verbraucher nach dem Lockdown, die gestiegene Bedeutung des Themas Wohnen sowie die Umschichtung der Familienbudgets aufgrund nicht angetretener Urlausbreisen. "Für positive Impulse sorgt zudem die befristete Absenkung der Mehrwertsteuer. Die Steuerersparnis gibt vielfach den Anstoß, geplante Möbelkäufe in die Tat umzusetzen", so Kurth. "Der starke Fokus auf das Thema Einrichtung wird bleiben, davon sind wir überzeugt."

Laut VDM-Angaben rechnen inzwischen 42 Prozent der befragten Möbelhersteller damit, ohne Umsatzeinbußen durch das Jahr zu kommen. "Vor diesem Hintergrund heben wir unsere Prognose vorsichtig an und gehen nun für das Gesamtjahr nur noch von einem Umsatzminus von bis zu 5 Prozent aus. Noch Anfang Juli hatten wir mit einem Minus von bis zu 10 Prozent gerechnet", erklärt Kurth.

Die für Sommermonate untypisch hohe Nachfrage habe die Branche aber auch vor Herausforderungen gestellt, was die Planung von Kapazitäten betrifft. An die Kommunen appelliert der Verband, den vom Gesetzgeber zugelassenen Umfang an Sonntagsöffnungen im Möbelhandel auszuschöpfen. "Verkaufsoffene Sonntage liegen im Interesse von Industrie und Handel und bieten eine gute Gelegenheit, den Verbrauchern das Thema Wohnen noch näher zu bringen", so Kurth. "Gleichzeitig wird damit der Kundenandrang am Wochenende entzerrt."

Die Umsätze der Möbelhersteller brachen aufgrund des fehlenden Auftragseingangs im April um 28,7 Prozent und im Mai um 23,3 Prozent ein. Nach der Wiedereröffnung der Möbelhäuser ging es überraschend schnell wieder aufwärts: Im Juni lagen die Umsätze der Möbelhersteller bereits um 2,2 Prozent über dem Wert des Vorjahrs.Die positive Entwicklung im Juni konnte den dramatischen Umsatzeinbruch im April und Mai nicht kompensieren - der Umsatzrückgang im zweiten Quartal 2020 betrug im Vergleich zum Vorjahresquartal 17,2 Prozent.In der Summe der ersten sechs Monate betrugendie Umsätze der Branche rund 8,1 Mrd. Euro - ein Minus von 9,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Alle Segmente der deutschen Möbelindustrie entwickelten sich von Januar bis Juni 2020 nach Angaben der amtlichen Statistik negativ. Das kleinste Segment der Branche - die Matratzenindustrie - wies ein Umsatzminus in Höhe von 11,8 Prozent auf rund 350 Mio. Euro aus. Im Juni verbesserte sich die Lage in allen Segmenten wieder deutlich.

Im Zuge der Corona-Krise hat der Möbel-Onlinehandel weiter an Fahrt aufgenommen. "Viele Menschen haben während des Lockdowns ihre Einrichtung per Mausklick bestellt", so Kurth. "In unseren internen Verbandsumfragen berichteten zeitweise rund 40 Prozent der Unternehmen von einer Belebung ihres Onlinegeschäfts." Nach Angaben des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel Deutschland (BEVH) erhöhte sich der Onlineumsatz in der Produktkategorie Möbel, Lampen und Dekoration im zweiten Quartal 2020 um 13,8 Prozent. Kurth: "Wir schätzen den Onlineanteil bei Möbeln derzeit auf rund 18 Prozent und unterstreichen unsere Prognose, dass der Wert in den nächsten vier Jahren auf mindestens 25 Prozent klettern wird."
aus Haustex 09/20 (Wirtschaft)