Jahresbericht 2002
Schwierige Marktsituation macht auch Rugmark zu schaffen
Der traditionelle Teppichhandel befindet sich in der Krise. Die allgemeine Konsumzurückhaltung ist, so stellt Rugmark in dem jetzt für das Jahr 2002 vorgelegten Jahresbericht fest, auch an Rugmark-gesiegelten Teppichen nicht vorüber gegangen. 2002 wurden Rugmark-Teppiche im Wert von 15 Mill. EUR importiert. Das bedeutet gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang von 25 Prozent.
Rugmark ist eine Siegelinitiative für handgeknüpfte Teppiche aus Indien, Nepal und Pakistan, die ohne illegale Kinderarbeit hergestellt werden. Unangekündigte Kontrollen in den Knüpfwerkstätten und Zertifizierung der Teppichherstellung vor Ort drängen die Kinderarbeit zurück. Gleichzeitig bietet Rugmark Sozial- und Bildungsprogramme für die ehemaligen Kinderarbeiter und deren Familien an.
Als Träger stehen die renommierten Hilfswerke Brot für die Welt, Misereor, terre des hommes und die Unicef hinter der Rugmark-Initiative. Die Aufgaben von Rugmark werden seit 1999 von TransFair wahrgenommen. Rugmark Deutschland schließt für alle Länder, außer Großbritannien und den USA, die Lizenzverträge ab. Dazu gehören die Beneluxländer, die Schweiz, Schweden, Italien und die Vereinigten Arabischen Emirate.
Rund 65 Prozent der nepalesischen Teppichproduktion werden nach Angaben von Rugmark auf Rugmark-Kriterien überprüft. In Indien arbeiten etwa 25 Prozent aller Knüpfstühle unter Rugmark-Bedingungen. Neuerdings, so die Initiative, sind auch viele Knüpfstühle in Pakistan dem Zertifizierungs-System angeschlossen. Rugmark-Inspektoren deckten bisher über 2000 Fälle von illegaler Kinderarbeit auf.
Um auf eine noch breitere Basis zu kommen, um noch effektiver wirken zu können und nicht zuletzt wegen der schwierigen Marktsituation in der Orientteppich-Branche, arbeitet Rugmark daran, neue Absatzkanäle zu gewinnen. Mit der Musterring-Möbelkette, die ihr Sortiment um Teppiche ergänzt hat, ist jetzt ein bedeutender Anbieter mit an Bord. Europas größter Polstermöbelhersteller, die Firma Himolla aus Süddeutschland, hat sich ebenfalls verpflichtet, ausschließlich Rugmark-Teppiche anzubieten. Mit COOP Italien ist nun nach Angaben von Rugmark der "größte Fisch" an der Angel. Diese große Einzelhandelskette hat in Indien bereits 20.000 Teppiche mit dem Rugmark-Siegel bestellt. Darüber hinaus konnten neue und viel versprechende Kontakte mit niederländischen Firmen geknüpft werden.
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hat Ende 2002 durch ein unabhängiges Gutachterteam aus Deutschland, Indien und Nepal die Arbeitsweise und Effektivität der beiden Initiativen Rugmark und Care & Fair untersuchen lassen. Dabei wurden sowohl die Arbeit hierzulande als auch die Kontrolle und die zahlreichen Sozialprojekte in Indien und Nepal unter die Lupe genommen. Einhellig, so Rugmark, waren die Gutachter der Meinung, dass beide Initiativen auf unterschiedliche Art und Weise einen wichtigen Beitrag zur Reduktion von Kinderarbeit geleistet haben.
Für die Rehabilitationsmaßnahmen und Sozialprogramme in Indien und Nepal haben die deutschen Teppichkäufer im vergangenen Jahr 112.818 EUR gegenüber 152.135 EUR im Jahr 2001 aufgebracht. Das ist ein Rückgang um fast 26 Prozent, der den rückläufigen Markttrend bei den Importen aus Indien und Nepal wider spiegelt. Die Kernaufgaben der Organisation (Geschäftsführung, Sekretariat, Kontrolle) werden zu 50 Prozent aus Rugmark-Lizenzen finanziert. Informations- und Öffentlichkeitsarbeit, Homepage, Newsletter und andere Marketingmaßnahmen werden erst durch Zuschüsse des Bundes ermöglicht.
Die Lizenzeinnahmen liegen bei 1 Prozent des Importwertes. Davon werden 25 Prozent für die Inlandsarbeit verwendet. Die restlichen 75 Prozent der Importeursabgabe fließen nach Indien und Nepal zu den Sozialprogrammen. In den Ursprungsländern selbst zahlen die Exporteure zusätzlich 25 Prozent des Exportwertes für die Finanzierung der unabhängigen Inspektionen der Knüpfstühle. Die Ausgaben der Rugmark-Informationsarbeit wurden im Jahr 2002 im Vergleich zu Vorjahr fast verdoppelt. Anfang 2002 wurden aus Mitteln der EU-Kommission die Homepage überarbeitet, die Zusammenarbeit mit Rugmark Großbritannien intensiviert und international nutzbare Newsletter erstellt.
aus
Heimtex Orient 04/03
(Wirtschaft)