Studie zum Bettenfachhandel:

"Hochwertige Marktsegmente werden überproportional zulegen"

Neuss. Der Bettenfachhandel leidet unter einem erheblichen Defizit bei der Kundenansprache und -beratung, sagt Unternehmensberater Winfried Titze. Dabei sei es gerade für Fachgeschäfte in Zukunft wichtig, sich gegenüber der Konkurrenz eindeutig zu positionieren, da ihr Marktanteil kontinuierlich sinke. Sein Rat: emotionale Inszenierung und seriöse Ausstrahlung.

In der Bevölkerung entwickelt sich ein erkennbarer Trend in Richtung "Schlafen als neuer Lifestyle", hat die Neusser Unternehmensberatung in ihrer jüngsten Studie festgestellt, die den Bettenfachhandel nach Corona in den Blick nimmt und eine Perspektive bis 2025 eröffnet. "Dieser Trend basiert stets auf der Erkenntnis, dass ein erholsamer Schlaf eine Grundvoraussetzung für mehr Lebensqualität und Leistungsfähigkeit ist", heißt es darin.

Trotz Corona entwickele sich der Gesamtmarkt Schlafen kontinuierlich zum privaten Erholungszentrum: "Bad und Schlafzimmer verschmelzen dabei zu einer emotionalen Wellnesszone. Größere Schlafzimmer, großzügige individuelle Stauraumlösungen, hochwertige Materialien und eine intelligente Vernetzung unterstützen diese Entwicklung", so die Studie.

Gute Aussichten für den Fachhandel? Eher nicht - glaubt man den Autoren der Studie. Denn die stellen ein schlechtes Zeugnis aus: "Der stationäre Handel und speziell auch der Bettenfachhandel leiden unter einem erheblichen Defizit bei der Kundenansprache und -beratung", heißt es. "Die Endkunden reklamieren diesen Fakt zurecht. Doch erkennen viele Händler dieses Problem noch nicht einmal."

Der Bettenfachhandel in Deutschland hält nach den Zahlen der Titze-Studie aktuell noch einen Marktanteil von 16,8 % an allen verkauften Schlafsortimenten. Gemeinsam mit dem Betten- und Matratzendiscount kommt er in diesem Jahr nur noch auf 23,2 % Marktanteil. Das entspricht einem Handelsvolumen von 1,9 Mrd. Euro. Der Distanzhandel im Bereich Schlafen kommt aktuell auf 20,0 % Marktanteil und hat diesen seit 2011 somit schon mehr als verdoppelt, so Titze. Bis 2025 prognostiziert die Unternehmensberatung für den Bettenfachhandel einen weiter rückläufigen Marktanteil von nur noch 14,7 %. Im Gegensatz dazu werden für den Distanzhandel 25,4 % prognostiziert.

Um so mehr sei es für die Bettenfachhändler in Zukunft wichtig, sich gegenüber der Konkurrenz eindeutig zu positionieren" "Dann sind auch im Bettenfachhandel noch erfolgreiche Umsätze und wachsende Erträge zu realisieren." Die erstmalig aufgelegte Studie unterscheidet im Bettenfachhandel vier Handelstypen, die in Zukunft eine völlig unterschiedliche Entwicklung nehmen werden:

•DieLeistungsträgerim Bettenfachhandel sind hochwertige Geschäfte mit umfassender Individualität und einer deutlichen Orientierung auf Marken und technologischen Services in vielen Produktgruppen.

•DieStabile Mittedes Bettenfachhandels umfasst ordentliche Fachgeschäfte mit nur eher durchschnittlicher Individualität, die in aller Regel Mitglieder der spezialisierten Einkaufsverbände sind.

•DieUnprofiliertensind Fachhandelsgeschäfte des Bettenfachhandels im Zuge der obigen Definition mit nur mäßiger Individualität.

•Bei denVertikalenUnternehmen handelt es sich vor allem um Hersteller, die die Wertschöpfung in einer Hand halten. Die Unternehmen betreiben die Handelsstandorte in eigener Regie oder als Franchisekonzept.

Im Bettenfachhandel müsse deutlich mehr Wert auf Warenpräsentation und Gestaltung gelegt werden, so die Studie. Das Verkaufspersonal müsse heute den Endkunden, wenn er denn schon einmal den Weg ins Handelshaus gefunden habe, für den sofortigen Kauf des gewünschten Produktes begeistern. Denn, so Titze: "Der Onlinehandel wird als Wettbewerber schließlich immer einfallsreicher im Kampf um den Endkunden."

In den nächsten Jahren erwarte er eine weitere Polarisierung des Marktes: "Einerseits werden qualitativ und preislich hochwertige Marktsegmente überproportional zulegen. Andererseits wächst die Zahl derjenigen Händler, die nur den Preis als Verkaufsargument in den Vordergrund stellen, weiter an." Letztlich würden sich die Händler am Markt durchsetzen, die sich über Leistung, Qualität des Sortiments, Beratung, Personalqualifikation und Service auf die veränderten Wünsche und Anforderungen der Endkunden eingestellt haben. "Und da sind im Moment die Leistungsträger und die Vertikalen Unternehmen vorne."
aus Haustex 11/20 (Wirtschaft)