Wakol: Im Direktvertrieb von Verlegewerkstoffen erfolgreich

Systemanbieter gibt Handwerk Sicherheit

Wakol hat bei seinen Verlegewerkstoffen in erster Linie ein gelungenes Verlegeergebnis im Blick: "Wir haben die gleiche Perspektive wie der Bodenleger und Parkettleger", betont Dr. Martin Schäfer, Geschäftsführer für Entwicklung, Anwendungstechnik und Beschaffung. Im Interview mit FussbodenTechnik sieht er für das direktvertreibende Pirmasenser Unternehmen vor allem Vorteile in der engen Partnerschaft mit dem bodenverlegenden Handwerk.

FussbodenTechnik: Wakol stellt Klebstoffe für ganz unterschiedliche Zielgruppen her. Aus der Historie z. B. auch für Schuhe. Wie groß ist die Bedeutung von Verlegewerkstoffen in Ihrem Unternehmen? Ist die Bauchemie das wichtigste Geschäftsfeld?

Dr. Martin Schäfer: Richtig, unser Unternehmen hat seine Wurzeln in der Entwicklung von Klebstoffen für die Schuhindustrie. Damit hat vor fast 90 Jahren unsere Erfolgsgeschichte begonnen. Mit dem Abwandern der Schuhindustrie aus Deutschland hat sich Wakol über die Jahre andere Geschäftsfelder gesucht. Das Geschäftsfeld Verlegewerkstoffe ist heute unser größtes Segment und steht für mehr als 80 % unseres Gesamtumsatzes.

FT: Viele Verlegewerkstoffhersteller setzen im Vertrieb auf den Großhandel. Im Gegensatz dazu ist Wakol im Direktvertrieb auf dem Markt unterwegs. An welcher Stelle unterscheidet sich das Geschäft?

Dr. Schäfer: Wir setzen vor allem auf den Direktvertrieb, aber auch auf den Fachhandel. Wakol versteht sich als echter Partner der Boden- und Parkettleger. Unsere Philosophie lässt sich in unserem einfachen und kurzen Claim "Anspruch verbindet" zusammenfassen. Boden- und Parkettlegen ist ein anspruchsvolles Handwerk. Der Anspruch unserer Kunden, ein einwandfreies Gewerk abzuliefern, an dem deren Kunden viele Jahre Freude haben, ist auch unser Anspruch.

Unsere Perspektive deckt sich mit der der Boden- und Parkettleger. Wir betrachten zunächst das fertige Gewerk - und gehen dann zurück und identifizieren die Anforderungen an die Verlegewerkstoffe. Viele unserer innovativen Produktentwicklungen sind aus dieser Perspektive entstanden. Dabei fokussiert man sich zunächst auf den ästhetisch ansprechenden Boden, den sich der Kunde wünscht. Dann stellen wir uns der Realität auf der Baustelle, z. B. im Renovierungsfall einem alten gerissenen Estrich mit Ausbrüchen und Resten alter Verlegewerkstoffe.

Hierfür sind Systemlösungen erforderlich, die aus mehreren Arbeitsschritten bestehen, z. B. Rissverharzung, absperrende Grundierung, Entkopplung oder Armierung, Spachtelung und Klebstoff. Hier sind zwei Aspekte ganz besonders wichtig: Erstens müssen die einzelnen Produkte im Aufbau miteinander funktionieren und schädliche Wechselwirkungen ausgeschlossen werden. Zweitens wird der Faktor Zeit immer wichtiger für unsere Kunden. Hier sind unsere Systeme optimal aufeinander abgestimmt, was im Ablauf einer Baustelle teilweise mehrere Tage Zeitersparnis mit sich bringt. Die Entwicklung von optimal aufeinander abgestimmten Systemlösungen wäre ohne die enge Zusammenarbeit und den Austausch mit unseren Kunden nicht möglich.

FT: Wenn man als Hersteller auf den Großhandel setzt, profitiert man von der Bevorratung des Handels. Wie stellen Sie die Lieferfähigkeit sicher? Wie viele Lager betreiben Sie?

Dr. Schäfer: Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Die Zeitvorteile, die wir unseren Kunden durch unsere innovativen Systemlösungen bieten, müssen auch durch eine schnelle Lieferfähigkeit gewährleistet sein. Deshalb hat Wakol in seinem Zentrallager in Pirmasens alle Produkte vorrätig und kann diese innerhalb von einem Tag innerhalb Deutschlands ausliefern. Aufgrund unseres starken Wachstums sind für die nächsten beiden Jahre Investitionen in Erweiterungen der Lager und Versandbereiche von rund 20 Mio. EUR geplant. Neben unserem Zentrallager in Pirmasens betreiben wir 15 Abhollager in Deutschland in allen wichtigen Vertriebsregionen.

FT: Wakol sieht sich als Systempartner der Handwerkskunden und stellt Lösungen immer als Gesamtaufbau dar, z. B. mit Untergrundvorbereitung, Grundierung und Risssanierung. Warum sollte sich der Handwerker für Verlegewerkstoffe aus Ihrem Hause entscheiden?

Dr. Schäfer: Die Kunden, die sich für uns entschieden haben, schätzen unsere Kompetenz als Systemanbieter. Unsere qualifizierten Fachberater werden als Partner angesehen, die auch bei besonderen anwendungstechnischen Fragestellungen mit vor Ort auf die Baustelle kommen. Im Jahr 2021 haben wir über 1.400 baustellenspezifische Aufbauempfehlungen für unsere Kunden geschrieben. Da es sich in solchen Fällen oft um komplexe Sanierungslösungen in nichtgenormten Aufbauten handelt, bietet dieser Service unseren Kunden eine zusätzliche Gewährleistung.

FT: Sie sind ja neben Entwicklung und Beschaffung auch Geschäftsführer für den Bereich Anwendungstechnik. Es ist für den Handwerker bestimmt auch interessant, wie Wakol dort personell aufgestellt ist. Welche Einsatzgebiete werden abgedeckt?

Dr. Schäfer: Da haben Sie natürlich völlig recht. Anwendungstechnik ist ein zentraler Aspekt unseres Selbstverständnisses. Unter der Leitung von Sven Neukirch arbeitet ein Team von acht Anwendungstechnikern im technischen Service für unsere Kunden. Sie stellen aber auch die Brücke in der Übersetzung der Anforderungen und Ideen unserer Kunden für unsere Entwicklung dar. Jedes Entwicklungsprojekt wird von einem Anwendungstechniker begleitet, sodass ein direktes Feedback des jeweiligen Entwicklungsstatus an den Entwickler im Labor gegeben werden kann. Hier arbeiten unsere Entwicklungsingenieure aus dem Labor auf ganz kurzem Weg Hand-in-Hand mit den Praktikern der Anwendungstechnik.

Also kurz zusammengefasst hat unsere Anwendungstechnik zwei Einsatzgebiete: Erstens technischer Service und Unterstützung unseres Vertriebs bei besonderen Aufgabenstellungen und zweitens ist sie das Bindeglied zwischen Kundenanforderung und Produktentwicklung.

FT: Eine ganz besondere Verbindung gibt es zu Loba mit Parkettlacken und -ölen. Wakol ist an dem Unternehmen Mehrheitseigner. Sie treten sogar gemeinsam mit Loba auf Messen auf. Wie sieht die Zusammenarbeit aus, wie profitiert der Handwerker?

Dr. Schäfer: Ja, mit Loba gibt es schon eine sehr lange und vertrauensvolle unternehmerische Zusammenarbeit, die ursprünglich einmal mit gemeinsamen Auslandsaktivitäten begann. Auch die technischen Abteilungen arbeiten seit vielen Jahren eng zusammen, wenn es um Schnittstellen-Themen geht. Aus dieser engen technischen Kooperation der Oberflächen- und Klebstoff-Experten sind z. B. unsere Connected Systems entstanden, eine Systemgewährleistung für speziell aufeinander abgestimmte Klebstoffe, Lacke und Öle. Unser neuestes Connected System umfasst das Versiegeln von Spachtelmassen als Nutzboden.

Sie fragten vorher: Warum sollte sich ein Kunde für Verlegwerkstoffe aus dem Hause Wakol entscheiden? Für einen Parkettleger, der Mosaikparkett verlegt, bietet dieses Connected System enorme Vorteile: Zum einen hat er mit Loba absolute Experten auf Seiten der Parkettoberfläche und mit Wakol Verlege-Experten als Partner zur Verfügung. Zum anderen kann er sich auf die in technischer Kooperation aufeinander abgestimmten und geprüften Systeme verlassen und erhält dafür auch eine System-Gewährleistung.

FT: Wakol gehört seit fast sieben Jahren zur Ardex-Gruppe. Gibt es Synergien in der Forschung & Entwicklung neuer Produkte? Tauschen sich die Experten über die Marken hinaus aus? Oder steht man in einem freundschaftlichen Wettbewerb?

Dr. Schäfer: Das ist richtig, die Wakol-Gruppe gehört seit sechseinhalb Jahren mehrheitlich zur Ardex-Gruppe. Wir operieren in dieser Gruppe allerdings sowohl in der Produktentwicklung als auch am Markt vollkommen eigenständig und unter eigener Marke. Dennoch gibt es natürlich - und das schätzen wir sehr - einen sehr engen Experten-Austausch, was technologische Fragestellungen anbelangt. Mögliche Wechselwirkungen zwischen Grundierungen, Spachtelmassen und Klebstoffen sind ein wichtiges Thema in unserer Branche, bei dem die zementäre Pulver-Expertise von Ardex und das Klebstoff Know-how von Wakol sich synergetisch optimal ergänzen. Hier geht es aber in erster Hinsicht um Erkenntnisgewinnung, die dann jede Einheit mit in ihre Produkt- bzw. Systementwicklung einfließen lassen kann.

FT: Wakol hat Silangrundierungen und -klebstoffe eingeführt. Wie ist deren Bedeutung am Markt? Inwieweit lassen sich beide Produktgruppen akzeptabel mit dem Emicode zertifizieren? Sehen Sie eine Zukunftsperspektive für Silan-Verlegewerkstoffe?

Dr. Schäfer: Die Gruppe der silanbasierten Klebstoffe und insbesondere die der Parkettklebstoffe hat in den vergangenen 20 Jahren den Markt revolutioniert. Diese Klebstoffe haben die stark lösemittelhaltigen Parkettklebstoffe am Markt abgelöst, was ein enormer Fortschritt bezüglich des Arbeitsschutzes war. Naturgemäß spalten methoxybasierte Silanklebstoffe bei der Aushärtung durch die Reaktion mit Wasser aus der Luftfeuchtigkeit oder dem Untergrund geringe Mengen Methanol ab. Zusammen mit der BG Bau hat Wakol als Teil der TKB auf vielen Baustellen Messungen bezüglich dieser Methanol-Emissionen durchgeführt. Letztlich hat das dazu geführt, dass die BG Bau mit dem Giscode RS10 eine Produktgruppe beschreibt, bei der die Arbeitsplatzgrenzwerte von Methanol sicher eingehalten werden.

Die Silantechnologie wird sich zukünftig definitiv weiterentwickeln. Wakol hat die Marktentwicklung von der ersten Generation der Silanparkettklebstoffe über die festelastischen bis hin zu hochfesten weichmacherfreien Klebstoffen entscheidend mitgestaltet. Die Chemie, die dahinter steckt, ist ein wahrer Tausendsassa, d. h. durch Verwendung einer speziellen adhäsiven Struktur ist es gelungen, neben Parkett auch elastische Bodenbeläge, wie PVC, LVT oder Gummi, damit zu kleben. Das gilt auch auf Flächen mit besonderer Beanspruchung, wie in Wintergärten oder im Nassbereich. Auch bezüglich Grundierungen wird hieran weitergearbeitet.

FT: Wakol führt im Sortiment auch Polyurethanabdichtungen. Wie gehen Sie mit der kommenden Schulungspflicht für Verarbeiter um?

Dr. Schäfer: Die Diisocyanat-Beschränkung hat die Verlegewerkstoffbranche leider auch getroffen, obwohl hier ja keine Sprühanwendungen und damit Aerosolexpositionen stattfinden. Der Ansatz des deutschen und europäischen Klebstoffverbandes war es, diese Anwendungen als sichere Anwendungen zu definieren, und damit eine Ausnahmeregelung zu erzielen. Diesem Ansatz ist die europäische Chemikalienagentur ECHA leider nicht gefolgt. So müssen die Bodenleger jetzt über Gefährlichkeitspotenziale geschult werden, die sie eigentlich nicht betreffen. Der Ansatz der Isocyanat-Herstellerverbände ISOPA und ALIPA, diese Schulungen im Selbststudium über eine Online-Plattform
www.safeusediisocyanates.eu/de einfach zu ermöglichen, finde ich allerdings gut.

Hier hat Wakol auch in einer Arbeitsgruppe des europäischen Klebstoffverbands Feica mitgearbeitet, um die Schulungsmodule zu erstellen. Man kann auf die Produktgruppe der Polyurethane aus meiner Sicht angesichts der heute zur Verfügung stehenden Alternativen nicht verzichten. Laut den Untersuchungen und Bewertungen der BG Bau ist das Gefahrenpotenzial dieser Produkte bei richtiger Anwendung gut beherrschbar und zum Beispiel wesentlich geringer als bei den Epoxidharzen.

FT: Wie trifft Sie die beeinträchtigte Versorgung mit Rohstoffen? Beruhigt sich die Situation langsam wieder?

Dr. Schäfer: Eine vergleichbare Situation wie 2021 habe ich in meiner über 25-jährigen Karriere in dieser Branche noch nicht erlebt. Wir hatten es mit extremen Versorgungsengpässen bei Dispersionen, aber auch der Grundrohstoffe der silanbasierten Parkettklebstoffe zu tun. Der rasante und kontinuierliche Anstieg der Rohstoffkosten konnte nur teilweise in unterjährigen Preiserhöhungen aufgefangen werden. Die Versorgungssituation hat sich nur bei den Dispersionen größtenteils beruhigt, nicht aber der Preisanstieg. Eine Prognose hierzu wagt kaum jemand mehr. Ich denke, wir müssen uns auch für die Zukunft darauf einstellen, dass unsere Welt schneller, hektischer und unsicherer wird. Das muss sich in der Agilität unserer Teams, der Forschung und Entwicklung, der Beschaffung, aber auch im Produktmanagement und Vertrieb widerspiegeln. Hier haben wir bei Wakol den Vorteil sehr kurzer Entscheidungswege und einer exzellenten und vertrauensvollen Zusammenarbeit im Management.

FT: Sie haben im TKB-Update 2021 spontan zur Restfeuchtemessung gesagt: "In zehn Jahren werden wir nicht mehr CM messen." Wie waren die Reaktionen auf diese Aussage? Wie kamen Sie zu der Überzeugung?

Dr. Schäfer: Als Chemiker habe ich natürlich auch eine fundierte Grundausbildung der Physik genossen und hier ist mir eines klar: Physikalische Eigenschaften, die man direkt messen kann, sollte man nicht künstlich über den Umweg chemischer Reaktionen bestimmen, wie dies bei der CM-Methode der Fall ist. Die Fehlerfortpflanzung nimmt in dieser Kaskade zu. Die KRL-Methode besticht durch Logik, Einfachheit, Sicherheit und basiert inzwischen auf einem reichen Erfahrungsschatz.

Die ablehnende Haltung einiger weniger Wortführer unserer Branche gegenüber der KRL-Methode ist für mich nicht mehr nachvollziehbar und ich halte das teilweise für irrational. Hier wird um jeden Preis versucht, an Altem festzuhalten, was dem Fortschritt entgegensteht. Der Umgang mit dem Gefahrstoff Calciumcarbid ist unnötig und wenig nachhaltig. Daher war und bin ich fest davon überzeugt, dass die Calcium-Carbid-Methode zur Beurteilung der Belegereife in zehn Jahren keine Rolle mehr spielen wird.


Dr. Martin Schäfer - zur Person

Geschäftsführer

Der Chemiker Dr. Martin Schäfer (56) steht seit 2005 in Diensten von Wakol. Er startete als Leiter Entwicklung, dann Leiter Entwicklung und Anwendungstechnik bis er schließlich zum 1. Mai 2013 in die Geschäftsführung berufen wurde. Sein Verantwortungsbereich umfasst die Laborbereiche der Produktentwicklung und der Qualitätskontrolle sowie die Anwendungstechnik. Hinzu kommt die Beschaffung, also der Einkauf von Rohstoffen, Gebinden etc. Seit 2007 ist er für Wakol in der Technischen Kommission Bauklebstoffe im Industrieverband Klebstoffe vertreten.

Die erste Station nach dem Studium und Promotion in organischer Chemie an der Universität zu Köln führte ihn 1995 bis 1996 an das Max-Planck-Institut für Polymerchemie in Mainz als Post-Doc-Stipendiat auf dem Gebiet der Polymersynthese. Es folgte von 1996 bis 2003 die Projektentwicklung von Fußbodenbeschichtungen bei Sika in Stuttgart mit einer Dozententätigkeit für Bauchemie an der Fachhochschule Esslingen. Daran anschließend widmete er sich von 2003 bis 2005 bei Celanese der Produktentwicklung von Dispersionen für Klebstoffanwendungen, ehe ihn sein beruflicher Weg zu Wakol führte.


Wakol im Überblick

Wakol GmbH
Bottenbacher Str. 30
66954 Pirmasens
Tel.: 0 63 31 / 80 01-0
E-Mail: info@wakol.com
Web: www.wakol.com

Gründungsjahr: 1934
Mitarbeiter: rund 400 (Wakol-Gruppe), davon ca. 200 am Hauptsitz
Jahresumsatz
Wakol-Gruppe: 135 Mio. EUR (2021)
Jährliche Produktions-
menge Klebstoffe: 32.000 t
Geschäftsführer:
- Christian Groß (CEO)
- Dr. Martin Schäfer
- Martin Eichel
- Steffen Acker
Leiter Anwendungstechnik: Sven Neukirch
Leiterin Marketing und Innendienst: Birgit Hansen
Sortiment: Dispersionsklebstoffe, reaktive Klebstoffe, Lösungsmittelklebstoffe und Sealing Compounds
Systemanbieter gibt Handwerk Sicherheit
Foto/Grafik: Wakol
Direktvertreiber Wakol hat im Zentrallager im rheinland-pfälzischen Pirmasens alle Produkte vorrätig und kann diese innerhalb von einem Tag deutschlandweit ausliefern.
aus FussbodenTechnik 02/22 (Wirtschaft)