Parkett, Laminat- und Korkböden
Mit raffinierten Designs und Hightech Vorstoß in neue Dimensionen
Parkett, Laminat- und Korkböden auf der Domotex: Keine zweite internationale Fachmesse zeigt diese Produktgruppen auf so hohem Niveau. Viele Hersteller von dekorativen Innenausbauprodukten aus Holz und Holzwerkstoffen sind in ihrer Außendarstellung noch professioneller geworden. Während man sich früher eher rustikal und schlicht gab, ist der Messeauftritt jetzt ein wichtiges Instrument zur Darstellung der Unternehmensidentität. Und auch das sollte erwähnt werden: Im Gegensatz zum Vorjahr, als ein Patentstreit die Stimmung nachhaltig trübte, verlief die jüngste Veranstaltung - trotz allen Wettbewerbs - äußerst harmonisch. Allerdings sorgten auch dieses Mal nicht nur neue Produkte für Gesprächsstoff. Die Laminatbranche erwartet eine Fortsetzung des 2007 eingeleiteten Konzentrationsprozesses und die Übernahme einiger Hersteller.
von Ulrich BaumertBei den Parkett-, Laminat- und Kork-Anbietern pulsierte auf der Domotex das Leben. Das ist einerseits ein gutes Zeichen, denn es spricht für die Vitalität der Branchen. Aber es verdeutlicht auch, dass der Faktor Zeit für Messebesucher eine immer wichtigere Einflussgröße darstellt. Statt gemütlich durch die Hallen zu flanieren, werden die Aussteller gezielt angesteuert. "Immer öfter mit vorheriger Terminvereinbarung", bestätigte unter anderem Ludger Schindler, Gesamtvertriebsleiter im Hause Meisterwerke.
Wie außerdem zu hören war: Neben Produkten und Konzepten kreisen die Gespräche vermehrt um Stabilität, Kontinuität sowie Zukunftsfähigkeit. "Unsere Kunden erwarten eine klare, langfristige Strategie und einen verlässlichen Lieferanten, kein sprunghaftes Wechseln der Themen und Programme", erläuterte Stefan Pletzer, Geschäftsführer von Egger Retail Products.
Alles in allem war die Domotex geprägt von einer positiven Grundstimmung, auch bei solchen Ausstellern, die ihren Fokus auf den deutschen Markt gerichtet haben. Schließlich kann es nur noch aufwärts gehen, nachdem 2007 die Baugenehmigungen bei Ein- und Zweifamilienhäusern um 32 % gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen waren, und damit das absolute Tief erreicht scheint. Jetzt können sie wieder anziehen, zumal das Zinsniveau derzeit sehr niedrig ist.
Laminatböden: noch mehr Perfektion
Der Imagewandel bei Laminatböden ist ein Phänomen. Seinen Nimbus als Schnelldreher in den Eingangsbereichen der Baumärkte hat das Belagsegment endgültig abgeschüttelt. Die Bezeichnung "High-Tech-Produkt" ist zwar überstrapaziert, trifft aber mehr denn je des Pudels Kern. Schwachpunkte in der Konstruktion gibt es kaum noch. Umso verblüffender ist es, dass sich trotzdem Verbesserungspotentiale auftun. Wer technologisch ganz vorn mitmischen will, sollte beispielsweise in der Lage sein, die Verriegelung der Dielen an den Kopfseiten ohne Werkzeug zu gewährleisten. Dazu haben immer mehr Hersteller den Anspruch, die Vorzüge ihrer Produkte "begreifbar" zu machen - und zwar im reinen Wortsinn. Durch Direktdruck oder diverse Finish-Folien soll die Oberfläche wärmer und "softer" empfunden werden, was überwiegend auch der Fall ist.
Dekore jenseits von Holz, Stein, Keramik
Eine neue Dimension eröffnen Dekore, die weit über Holz-, Stein- und Keramik-Nachbildungen hinausgehen. Was da alles möglich ist, zeigten auf der Contractworld die im Verband der Europäischen Laminatfußbodenhersteller (EPLF) organisierten Dekordrucker mit visionären Entwürfen. Gepaart mit neuen Formaten, die nichts mehr mit dem klassischen Fußbodenbrett gemein haben, wird dem Laminatbelag ein eigenständiges Profil verliehen. Man könnte auch sagen: die Produktgruppe ist "erwachsen" geworden. Dieser Aspekt ist deshalb so wichtig, da der Absatz konventioneller Laminatfußböden in Zentraleuropa an Grenzen stößt. Zusätzliche Vermarktungschancen bieten sich im Wesentlichen über das Design, also dort, wo Textilbeläge oder elastische Bodenbeläge eine ihrer Stärken ausspielen.
Dass Holzdekore weiterhin dominieren werden, steht außer Frage: aber es werden sich weitere Stilrichtungen etablieren. Beispiel: Noch vor Jahresfrist eher abfällig belächelt, haben sich Reproduktionen oxydierter Metalloberflächen eine ernstzunehmende Nische erobert. Allen voran sorgte Witex mit experimentellem Design auf der Domotex für Furore. In der jüngsten Kollektion "Xenia" sucht man Holzdarstellungen vergeblich. Manfred Tiemann, bei den Ostwestfalen zuständig für Dekorentwicklung, durfte seiner Kreativität freien Lauf lassen und schuf mit viel Gespür für Interieur-Trends eine richtungweisende Produktstrecke.
Bodenbelag von Witex für Porsche-Museum
Dass die "Bodenmanufaktur", wie sich Witex neuerdings nennt, auch noch mit dem "Innovationspreis" zweier Architekturzeitschriften ausgezeichnet wurde, macht den Erfolg komplett: "Cerastone Crystal White" basiert auf der aus dem "Ceraclic"-Programm bekannten mineralischen Trägerplatte; als Deckbelag dient "Engineered Glasstone", eine extrem harte und widerstandsfähige Quarzverbindung. Rund 5.000 qm dieses Bodens werden im März 2008 im neuen Porsche-Museum in Zuffenhausen verlegt.
Witex-Geschäftsführer Dr. Börge Schümann hätte den Innovationspreis gern früher in Empfang genommen. "Vielleicht hätten wir dann noch ein wenig an der Preisschraube drehen können", sagte er scherzhaft auf der Standparty seines Hauses. So seien es "nur" 400 EUR pro qm. Es ist schon bewundernswert, wie elegant diese Firma nach den Turbulenzen der vergangenen Jahre die Kurve gekriegt hat. Hauptanteilseigner Bear Stearns dürfte an dem Unternehmen noch viel Freude haben. Dabei ist die Braut bereits jetzt so hübsch, dass man sich, früher als erwartet, die Hochzeit mit einem potenten Branchenteilnehmer vorstellen könnte.
Laminatboden-Branche rechnet mit weiteren Übernahmen
Der Konzentrationsprozess auf Herstellerseite war auf der Domotex ein allgegenwärtiges Gesprächsthema. Den mit Abstand spektakulärsten Deal wickelte Pfleiderer 2007 mit der Übernahme von Pergo ab. Völlig geräuschlos lief dagegen die Insolvenz des französischen Herstellers Roysol ab. Schon wenige Monate später ging die Firma in den Besitz von Epi über. Auch die Schweizer Krono-Gruppe zeigte sich in Einkaufslaune: Um in der Lage zu sein, hochglänzende Folienböden herzustellen, wurde Scannery übernommen.
Als offenes Geheimnis gilt: 2008 werden weitere Fertigungsstätten den Besitzer wechseln - "mindestens vier", wurde auf der Domotex kolportiert. Vor allem Pfleiderer würde es nach der Übernahme von Pergo gut anstehen, über einen Produktionsstandort in Zentraleuropa zu verfügen. Es sei denn, die Prioritäten innerhalb des Konzerns haben sich inzwischen verschoben - Stichwort: Übernahmeangebote.
Pergo und Thermopal kooperieren in Vertrieb und Marketing
Kurz nach der Domotex kommunizierte die Pfleiderer AG erstmals ihre Laminataktivitäten in Deutschland. Wie es heißt, werden die Business-Units Pergo und Thermopal (Holzwerkstoffe für den dekorativen Innenausbau) künftig auf den Gebieten Vertrieb und Marketing kooperieren. Die beiden Gesellschaften werden sich auf der Euroshop in Düsseldorf (23. bis 27. Februar) erstmals mit einem integrierten Messestand öffentlich präsentieren. "Pergo hat gewachsene Kontakte im Bodenbelagshandel, Thermopal im Holzfachhandel. Auf diese Weise wollen wir uns gegenseitig die Türen öffnen", umreißt Thermopal-Geschäftsführer Frank Fissel die Ziele. In der Branche ist Fissel kein Unbekannter. Bevor er im Pfleiderer-Konzern Karriere machte, bekleidete er bei namhaften Bodenbelagsherstellern Führungspositionen.
Dass die Entwicklungen von Pergo immer noch richtungweisend sind, beweist der Hersteller dieser Tage mit der Einführung eines Laminatbodens, der über eine Stossabsorbierende Oberfläche verfügt und damit ergonomische Eigenschaften erfüllt - ein wichtiger Aspekt bei stehenden Tätigkeiten. Welche Fachmesse wäre also besser geeignet als die Euroshop, die ihren Focus auf Ladenbau und Shopdesign hat?
Parkett: Landhausdielen und großformatige Stäbe
Seit vor 25 Jahren die Öko-Welle anrollte und damit eine Rückbesinnung auf natürliche Werkstoffe einsetzte, ist Parkett ein Riesenthema, auch wenn sich die Themen gewandelt haben. So genanntes Massivparkett (Stab-, Mosaikparkett etc.) rückt immer mehr in den Hintergrund, erst recht, seit die Holzpreise in ungeahnte Höhen schnellen. Eine dünne Nutzschicht bei Fertigparkett hilft, Kosten- und Ressourcen zu sparen. Um den Terminus Parkett verwenden zu können, muss die Decklage mindestens 2,5 mm dick sein. Wen wundert es also, dass diese Minimalstärke immer häufiger in den Einstiegsqualitäten angeboten wird.
Während Landhausdielen und großformatige Stäbe den modischen Trend vorgeben, besitzt der Schiffsboden (Fachjargon unregelmäßiger Verband) nur noch dann Anziehungskraft, wenn er optische Raffinessen (lebhafte Sortierungen, exotische Holzarten, weiß pigmentierte ("gekälkte") oder künstlich gealterte Oberflächen, heimische Thermohölzer) aufweist. Grundsätzlich gilt bei Parkett: Holz muss wie Holz aussehen. Äste, kleine Risse, die teilweise sogar mit schwarzen Spachtelmassen hervorgehoben werden sowie ein maßvoller Splintanteil gelten als Echtheitszertifikat.
Die "Real Wood"-Fraktion, und hier sind es vor allem die zentraleuropäischen Hersteller, versteht es immer besser, die Wertigkeit und ökologischen Vorteile ihrer Produkte mit Hilfe von Marketingkonzepten hervorzuheben, wobei Hamberger eine Sonderstellung einnimmt. "Eine starke Marke ist das wichtigste Instrument, um erfolgreich zu verkaufen", unterstrich Uwe Eifert, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb des Unternehmensbereichs Hamberger Flooring. "Für die Entwicklung des neuen modularen Shopsystems und die neue Frühjahrsaktion, die wieder unter Einbindung einer starken TV-Kampagne laufen wird, haben wir viel Zuspruch von unseren Kunden erhalten", freute er sich.
Nur einen Messetag hatte sich Seniorchef Peter Hamberger gegönnt. "Das Publikum wird von Jahr zu Jahr internationaler und professioneller", resümierte er. Der visionäre Inhaber, manche bezeichnen ihn als charismatisch, scheint immer noch der Motor zu sein, der dieses Unternehmen antreibt, aber davon will er nichts hören. Schließlich habe sich sein Arbeitspensum deutlich verringert - von 150 auf 120 %...
Mit Kährs (Schweden) und Bauwerk (Schweiz) fehlten auf der Domotex zwei der wichtigsten Spieler der europäischen Parkettbranche. Zusammen mit Marty (Frankreich) und den erhofften Synergien unter dem Dach von Mutter Nybron Flooring wollte man den Markt aufmischen. Der angekündigte Börsengang - alles Schall und Rauch. Der Preis der strategischen Fehlplanung ist ein riesiger Schuldenberg. Jetzt regiert der Rotstift...
Korkböden leicht rückläufig
Um Korkböden scheint es 2007 etwas ruhiger geworden zu sein, auch wenn einige Anbieter mit digital bedruckten Oberflächen aufhorchen ließen. Bei den Dekoren handelt es sich größtenteils um Stein- und Holzreproduktionen, so dass Kork als Material optisch nicht mehr in Erscheinung tritt. Dabei wissen wir doch alle, dass für die Akzeptanz beim Endverbraucher neben Gehkomfort und Elastizität auch das typische Aussehen von Bedeutung ist. Farbe und Design sind durchaus gewünscht, aber die Rindenstruktur muss erkennbar bleiben.
Den geringfügigen Rückgang des Absatzvolumens von Korkböden in Deutschland auf 6,2 Mio. qm führt Tomas Cordes, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Kork-Verbandes, auf äußere Faktoren wie Mehrwertsteuererhöhung, Wegfall der Eigenheimförderung etc. zurück. Das lässt sich nicht bestreiten, ist allerdings nur ein Aspekt. Korkböden werden in der Bodenbelagsbranche nur unzureichend wahrgenommen. Wie soll im Handel Begeisterung für dieses einzigartige Material aufkommen, wenn die Vorzüge in den Fachmedien allenfalls sporadisch kommuniziert werden? Nicht nur, dass Branchenführer Amorim sich seiner Schlüsselfunktion bewusst werden sollte, auch die übrigen Anbieter sind gefordert, initiativ zu werden.
Dass Kork durchaus das Zeug dazu hat, Gesprächsthema zu werden, exerzierte "Schulte Räume" auf der Domotex vor. Obwohl man nicht zu den Spezialisten in diesem Segment gehört, sondern als Vollsortimenter auch Parkett-, Laminat- und Linoleumböden anbietet, wurde um die neue Korkkollektion mit bedruckter Oberfläche fast ein Hype veranstaltet.
Um den Korkboden als ökologisch hoch stehendes Produkt nach vorn zu bringen, ist Amorim offensichtlich der große Wurf gelungen. Zusammen mit BASF wurde "eine neue Generation von Bodenbelägen und Wandbekleidungen aus Kork" vorgestellt. Die eigentliche Neuheit besteht in der Bindemitteltechnologie "Acrodur". Laut Amorim ist das wasserbasierte Produkt frei von Emissionen (kein Phenol, kein Formaldehyd und kein Isocyanat). Die Eigenschaften des Endprodukts sollen uneingeschränkt erhalten bleiben. Acrodur ersetzt das bisher gebräuchliche Melamin-Harnstoff-Formaldehyd-Harz. Falls diese "Mischung" immer noch am Markt ist, besteht Erklärungsbedarf...
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BTH Heimtex 02/08
(Wirtschaft)