57. Jahrestagung der österreichischen Textilindustrie

Exporterfolge bestätigen Wettbewerbsstärke

Wien/Bregenz - Exporterfolge bestätigen die Wettbewerbsstärke der österreichischen Textilindustrie. Steigerung um 4,3 Prozent auf 1,19 Mrd. Euro per 30.06.2007. Spezialitäten wie Teppiche und Möbelstoffe (+28 Prozent), Spezialgewebe (+16,8 Prozent), Unterwäsche (+14,5 Prozent) sind auf zweistelligem Wachstumskurs. Der Anteil der EU an den Gesamtexporten hat sich um 4 Prozent auf 78 Prozent erhöht. Neue Märkte wie Russland (+40 Prozent), Rumänien (+32 Prozent), Slowenien (+18 Prozent), Ukraine (+12 Prozent) senden starke Expansionssignale. Fazit: Optimismus für das Textiljahr 2007.

Der Präsident der österreichischen Textilindustrie, Dr. Peter Pfneisl: "Die österreichischen Textilunternehmen und ihre 14.100 Beschäftigten haben sich innovativ und flexibel, qualitäts- und kostenbewusst auf den globalen Wettbewerb eingestellt und ihr Potenzial für Spitzenprodukte erweitert. Die Ergebnisse liegen über dem EU-Durchschnitt." Basisprodukte verlieren in der EU weiter an Boden. Diese Ansicht unterstrich Dr. Dionys Lehner, CEO der Linz Textil Gruppe, mit einem Vergleich der Lohn- und Energiekosten. Die Arbeitsstunde eines ungelernten Textilarbeiters kostet in der EU rund 15 Euro, in China nur 0,51 Cent. Die Differenz in den Energiekosten zwischen der EU und China beträgt 35 Prozent. Wie der erfreuliche Kurs der österreichischen Textilindustrie zeigt, sind die Wettbewerbschancen mit hochwertigen Textilien intakt. Zu diesem Erfolgspaket gehören jedoch auch Service, höchste Produktivität, Innovationskraft, qualifizierte Mitarbeiter und eine solide Eigenkapitaldecke. Insbesondere technische Textilien, topmodische Strick- und Wirkwaren sowie Stickereien, Wohnkultur aus Österreich und Spezialgarne werden auch in Zukunft das Label "made in Austria" haben. Daran glaubt auch der Nachwuchs. Rund 800 Schüler an der HTL Wien und Dornbirn sowie in der Textilschule Haslach arbeiten an ihrer Qualifizierung. Pro Jahr vergibt der Fachverband Stipendien in Höhe von 18.000 Euro für Nachwuchsförderung.

Folgende Zahlen über die textilen Kräfteverhältnisse widerlegen die Ansicht, dass die Textilindustrie in der EU eine verzichtbare Branche ist:

- In der EU waren per Jahresende 2006 2,4 Mill. Menschen in 130.000 Textilunternehmen beschäftigt. Sie erwirtschafteten einen Umsatz von 200 Mrd. Euro. Der Pro-Kopf-Umsatz ist mit 83.300 Euro einer der höchsten der textilen Welt. Die österreichische Textilindustrie übertrifft diesen mit 101.200 Euro pro Kopf. 80 Prozent der erzeugten Textilprodukte werden in den Ländern der EU konsumiert.
- In China arbeiteten zum gleichen Stichtag 17 Millionen Menschen in 180.000 Textilbetrieben. Der erzielte Umsatz liegt trotz Einsatz von 7 x mehr Beschäftigten nur um 20 Prozent höher (240 Mrd. Euro). Mehr als 60 Prozent der Textilleistung sind für den Export bestimmt. Die Umsatzquote pro Kopf beträgt lediglich 16 Prozent der EU-Quote.
- Indien beschäftigte in 37.000 Textilbetrieben 40 Millionen Menschen, die einen Umsatz von 25 Mrd. Euro erwirtschafteten. Daraus ergibt sich eine Pro-Kopf-Quote von 625 Euro. Die Hälfte der indischen Textilleistung wird exportiert.

Geringe Lohnkosten, unerschöpfliche Arbeitsmarktreserven, niedrigere Energiekosten und eine wachsende Nachfrage nach hochwertigen Vorprodukten haben österreichische Textilunternehmen wie Lenzing und Linz Textil veranlasst, in China zu investieren. Österreichische Textilfirmen mit hochwertigen Finalprodukten sind ihrerseits in Japan, Russland, in den neuen EU-Märkten oder in Westafrika aktiv und erfolgreich. Der Exportradius, davon ist Peter Pfneisl überzeugt, wird sich weiter vergrößern. Das textile Österreich ist für die Chance gerüstet, weltweit Nischenmärkte mit hochwertigen, topmodischen und innovativen Produkten zu bedienen. Daher sind die Firmenaktivitäten so verschieden wie der Verlauf der Kurve von Firmen- und Branchenkonjunktur.

Die Rahmenbedingungen für textile Nischenspezialisten (Exportquote 83 Prozent) sind weniger erfreulich. Erst jetzt will die EU auf den Giftgasalarm, den chinesisches Spielzeug ausgelöst hat, mit verschärften Qualitätskontrollen der Importe reagieren. Ende 2007 fällt die Quotenregelung mit China. Die EU-Importe aus China, die in den ersten fünf Monaten 2007 bei Textil um 24 Prozent und bei Bekleidung um 36 Prozent gestiegen sind, während die Preise um 12 Prozent bzw. 4 Prozent gefallen sind, werden 2008 im Volumen steigen und in den Preisen fallen. Es fallen gleichzeitig mit den Quoten auch die Kosten für Exportlizenzen weg. In Österreich betrug der Anteil der Textilimporte aus China und Hongkong 10 Prozent. Der Zuwachs lag bei 22 Prozent.

Das WTO-Abkommen steht still. Es spießt sich ein Konsens nicht nur in der Landwirtschaft. Schwellenländer wie Indien beanspruchen weiterhin Zollschutz, reklamieren jedoch parallel bei der EU eine weitere Zollsenkung. Die Exporttaktik von Indien in der EU ist jener von China ähnlich: Immer mehr Massenware zu immer noch billigeren Preisen. Die Exporte in die EU aus Indien stiegen in den ersten fünf Monaten 2007 bei Textilien um 18 Prozent und bei Bekleidung um 7 Prozent, während die Preise um 4 Prozent bzw. 6 Prozent gesunken sind. China und Indien rüsten ihre Textilkapazitäten weiter auf. Das geht aus den Auftragsbüchern der europäischen Textilmaschinenindustrie klar hervor. Standpunkt Dr. Peter Pfneisl: "Weder Indien noch China sind textile Entwicklungsländer. Unter diesen Umständen kein WTO-Abkommen."


Textilien aus Österreich

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aus Haustex 12/07 (Wirtschaft)