Interview mit Stephan Kühne und Dr. Andreas Gruchow, Deutsche Messe AG

"Die offiziellen Zeiten sollen in Zukunft durchgesetzt werden"

Die Domotex in Hannover ist und bleibt die größte und bedeutendste Teppichmesse der Welt. Ein viel diskutiertes Messe-Problem sind das immer früher startende Vormessegeschäft und der vorzeitige Abbau der Stände am letzten Messetag. Die Redaktion von Carpet XL befragte dazu Stephan Kühne, Vorstandsmitglied der Deutschen Messe, und Dr. Andreas Gruchow, Geschäftsbereichsleiter der Domotex.

Carpet XL: Ab der Domotex 2008 soll darauf geachtet werden, dass vor dem offiziellen Messebeginn keine Geschäfte getätigt werden. Wie kommt es, dass die Messe sich plötzlich dieser Problematik annimmt?

Dr. Andreas Gruchow: Man greift nicht einfach in etwas ein, das jahrelang funktioniert hat. Aber es hat sich die Verkaufstätigkeit vor dem Messebeginn deutlich nach vorne verlagert. Es sind nicht nur 1 oder 2 Tage vor dem offiziellen Messebeginn am Samstag, erste Verkäufe haben wir bereits am Dienstag registriert. So kann das nicht weitergehen.

Stephan Kühne: Es gibt noch ein weiteres Problem: In der Zeit vor dem offiziellen Messestart wird die Domotex aufgebaut, es fahren Gabelstapler durch die Gänge, es werden Paletten bewegt, und und und... Für die Besucher besteht ein nicht zu ignorierendes Gefährdungspotential.

Carpet XL: Was soll getan werden um den früheren Beginn in Griff zu bekommen? Außerdem stellt sich die Frage, ob diese Maßnahmen schon ab 2008 durchgesetzt werden können.

Gruchow: Wir werden dafür sorgen, dass es 2008 einen weichen Start für die neuen Regeln gibt. Viele wichtige Großkäufer sind das Vormessegeschäft gewohnt, wir können sie nicht quasi "über Nacht" umerziehen. Wir werden aber sehr deutlich darauf hinweisen, dass die offiziellen Zeiten in Zukunft durchgesetzt werden sollen. Was den verfrühten Abbau angeht: Auch hier werden wir dafür sorgen, dass keine Abbautätigkeiten vor der offiziellen Messebeendigung statt finden.

Außerdem werden wir am Donnerstag und Freitag schon von morgens an die Personen kontrollieren, die auf das Gelände kommen. Standbaufirmen wie Aussteller enthalten vorher entsprechende Aufbauausweise, die an eben diesen beiden Tagen vorgezeigt werden müssen. Jeder, der nicht offensichtlich zum Aufbaupersonal gehört, wird über die Eingänge geleitet und kontrolliert. Die Personen, die keine Aufbauausweise haben, also einkaufende Besucher, werden registriert und müssen eine Haftungsverzichterklärung unterschreiben, dürfen dann aber auf das Gelände. Soweit unser weicher Start für die Domotex 2008.

Carpet XL: Bis jetzt haben wir nur über den verfrühten Messebeginn gesprochen. Welche Maßnahmen haben sie entwickelt, um den verfrühten Abbau in Griff zu bekommen?

Kühne: Gutes Zureden hat alleine leider nicht immer funktioniert, das hat die Vergangenheit gezeigt. Wir haben daher beschlossen, die Anlieferungsfenster am letzten Tag um die Mittagszeit herum zu schließen. Das heißt, es wird dann keine Ware abtransportiert, so dass es nichts bringt, die Ware morgens zu verpacken, weil Mittags schlichtweg nichts von den Ständen abgeholt wird. Das wird erst wieder nach Messeschluss möglich sein.
aus Carpet Magazin 01/08 (Wirtschaft)