Miri Creation, Teheran

Teppiche für die Seele


Antike Teppiche aus neuer Produktion. Nicht wenige Teppichproduzenten schreiben sich dieses Motto auf die Fahne. Doch produzieren die meisten davon nicht einfach einen neuen Teppich, dem einfach ein altes Muster aufgezwungen wurde? Miri Creation aus Teheran, Iran, geht einen anderen, wesentlich aufwändigeren Weg. Das Ergebnis sind Teppiche, die mit jeder Franse den Geist antiker persischer Teppiche verströmen.

Miri ist berühmt für diese aufwändig reproduzierten Stücke. Dabei war das heute in fünfter Generation geführte Unternehmen ursprünglich ein auf antike Teppiche spezialisiertes Handelshaus. Die Idee, selber Teppiche zu produzieren, kam vor über 20 Jahren beim Durchblättern alter Teppichbücher. Zu diesem Zeitpunkt wurde es immer schwieriger antike Teppiche zu finden, die den selbst gesetzten hohen Ansprüchen genügten. "Wir hatten uns gefragt, warum man nicht auch heute solche Teppiche erschaffen kann?" erinnert sich Razi Miri.

Ein erstes Problem war das verloren gegangene Wissen über die originalen antiken Herstellungsweisen. Um diese alten Techniken wieder anwenden zu können, wurde viel Kraft in die Erforschung der alten Produktionsmethoden gesteckt. Eine große Menge antiker Teppiche und Teppichfragmente wurde intensiv analysiert. Sehr viele rein technische Fragen mussten geklärt werden, bevor mit der Reproduktion der Antiquitäten begonnen werden konnte. Das Ergebnis dieser Mühen sind beispielsweise Bidjar-Teppiche, die nicht dick und brettig sind, sondern einen weichen Griff haben - wie die historischen Originale.

Entscheidend war es, dass auch die Reproduktionen dasselbe Gefühl vermitteln wie antike Knüpfungen. "Sie müssen den Teppich mit Ihrer Seele fühlen können" beschreibt Chefdesigner Razi Miri seinen Anspruch an die Gestaltung. Computerunterstützung beim Entwerfen der Muster lehnt er daher kategorisch ab. Während der Konzeptionsphase diskutiert Miri regelmäßig die gezeichneten Vorlagen mit den Mitarbeitern der Designabteilung. Alleine der Entwurf eines mittelgroßen Teppichs dauert anderthalb Monate.

Die so entstandenen Teppiche sollen keine 1:1 Kopien antiker Stücke sein. Vielmehr bauen sie auf alten Mustern auf, oft in Farben die dem Zeitgeist angepasst wurden. Beheimatet ist die Designabteilung in der Teheraner Firmenzentrale, deren Baustil an die Architektur der Safawiden angelehnt ist. Insgesamt 30 Mitarbeiter sind hier in der Nähe des Bazars tätig. Ein weiterer Firmensitz befindet sich im südiranischen Shiraz. 40 Mitarbeiter unter der Leitung von Sadegh Miri kümmern sich hier um das Spinnen und Färben der Wolle.

Die Produktion erfolgt im gesamten Iran. Begonnen wurde in der Region Fars, später wurde die Produktion in alle Knüpfregionen des Landes ausgeweitet. Die Knüpfer sind selbstständig aber vertraglich exklusiv an Miri gebunden. Das ist wichtig, da die Miri-Teppiche ausschließlich mit den alten, originalen Knüpftechniken produziert werden. Nicht viele Knüpfer sind in der Lage so zu produzieren, daher werden auch keine großen Mengen auf den Markt gebracht. Der Großteil der Ware wird nach Kundenwünschen auf Bestellung gefertigt, ein großes Lager gibt es nicht.
aus Carpet Magazin 01/08 (Wirtschaft)