100% Design, London
"Grün" ist das neue Schwarz
Die Messe in London Earls Court ist vor allem eines: Eine junge Messe. Das zeigte sich nicht nur an den Besuchern, sondern auch am Messebau. Kurz gesagt: Auch im 13ten Jahr des Bestehens sah die 100 % Design kein bisschen alt aus.
Diese Messe zeichnete sich schon immer dadurch aus, dass sie neuen Designern mit Geld und Rat zur Seite stehen. Dieses Jahr sind die Messebetreiber konsequent einen Schritt weitergegangen. 2007 war das Jahr 0 von 100% Future - einem von Tom Dixon entworfenen Bereich, der ausschließlich Jung-Designern zur Verfügung gestellt wurde. Ohne Frage ein Zugewinn.
Während im Mode-Bereich dass Motto "Green is the new black / Grün ist das neue Schwarz" populär ist, zeigte sich beim Gang über die Messe, dass auch die Inneneinrichter dem Trend zum grünen Gewissen immer mehr folgen. Der rote Faden der Messe war dementsprechend ein grüner.
Kommen wir zum eigentlichen Thema der Messe, dem Design: Florale Muster waren die Stars dieses Trendmarathons. Wagemut hingegen schien ein Fremdwort bei den meisten Teppichanbietern. Vielleicht sollte sich unsere Branche an den Ständen der anderen Produktgruppen umsehen. Wer nämlich innovatives Design en masse sehen wollte, war bei den Lampenanbietern gut aufgehoben.
Noch mal zurück zum grünen Faden: Während Flora aller Orten und in allen Dessins zu sehen war, blieb das Wo und Wie der Produktion größten Teils im Dunkeln. Nur wenige Anbieter setzten gezielt auf das neue soziale und ökologische Bewusstsein.
Wer nicht auf Blumen und Bäume baute, hatte sich dem zweiten großen Trend verschrieben: Dem Shaggy. Die Nachricht die gesendet werden sollte, schien die des sich Gutfühlens zu sein. Nach dem Motto "Raus aus dem grauen Alltag - rein in die gemütliche Wohn-Oase" gab es in London Earls Court den großen Flausch-Angriff.
Neben großen Namen wie Ruckstuhl und Vorwerk, machten vor allem die kleinen Firmen den Messebesuch zu einem Erlebnis. Während das englische Teppichlabel "Forty Thieves" sich darauf spezialisiert hat mit britischen Künstlern zusammen zuarbeiten, wusste die Londoner Knots Rugs ganz anders zu begeistern. Die atemberaubende Lebensgeschichte der Designerin Florence Broadhurst ließ die - natürlich - floral gemusterten Teppiche in einem einzigartigen Licht erstrahlen. Kein Wunder also, dass man auf dem Stand auch gleich eine Biographie der patenten Lebefrau kaufen konnte. Wieder einmal zeigte sich, dass auch Geschichte verkaufen kann.
Alles in allem, war der Messebesuch lohnenswert. Insgesamt zog es auch knapp 27.000 Besucher in den Londoner Earls Court. Kritisch muss aber auch festgestellt werden, dass man sich ein bisschen mehr Wagemut bei den Designern gewünscht hätte. Den Konsumenten sei gewünscht, dass sie Naturfreunde sind.
aus
Carpet Magazin 01/08
(Wirtschaft)