Institut für Holztechnologie Dresden (IHD)
6. Fußboden-Kolloquium mit reger Beteiligung
Aktuelle technische Entwicklungen bei Parkett und Laminatfußböden standen im Mittelpunkt des 6. Fußboden-Kolloquiums des Instituts für Holztechnologie Dresden (IHD). Mit über 110 Teilnehmern war die Dresdner Fachtagung - trotz mehrerer parallel laufender anderer Veranstaltungen - wieder sehr gut besucht. Für die technischen Führungskräfte der Parkett-, Laminatboden- und Zulieferindustrie zählt das alle zwei Jahre stattfindende IHD-Fußboden-Kolloquium zu den wichtigsten Veranstaltungen des Jahres.
Das Fußboden-Kolloquium in Dresden hat sich im Laufe der Jahre zu "der" Plattform für den Austausch zwischen Technikern der Holz- und Laminatbodenindustrie und deren Zulieferern entwickelt. An zwei Veranstaltungstagen referierten insgesamt 12 Experten aus Wissenschaft, Industrie und Verbänden über technische Entwicklungen, über Prüfverfahren und über den aktuellen Stand laufender Normergänzungen bzw. -einführungen. Hier eine Zusammenfassung zum Themenkomplex Parkett:
Güte der Deckschichtverleimung bei Mehrschichtparkett
Die Güte der Verleimung von Deckschichtlamellen wird normalerweise bei Klimaschwankungen deutlich, wenn das Quellen und Schwinden des Holzes zu Spannungen führt. Um entsprechende Versuche in Klimakammern durchzuführen, fehlen bislang deutsche oder europäische Normenvorgaben. Deshalb hat Lars Blüthgen (IHD) in einem Forschungsvorhaben zwei japanische (JAS Type 1 und Type 2) und eine US-amerikanische Klima-Folge (ANSI) auf ihre Praxistauglichkeit untersucht. Die Daten der zweiten japanischen Klima-Folge erwiesen sich als brauchbar. Prüfstücke wurden entsprechend dieser Klima-Folge zunächst bei 20 C und 65% Luftfeuchte bis zur Massekonstanz klimatisiert, dann erfolgte die zweistündige Lagerung in einem ca. 70 C warmen Wasserbad. Im Anschluss wurden die Prüfstücke bei 60 C getrocknet und dann auf Delaminierung überprüft. In den Untersuchungen zeigte sich, dass man zwar mit der Prüfung auf der "sicheren Seite" ist, erklärt Blüthgen. Allerdings hätten einige "erwiesenermaßen praxistaugliche Mehrschichtparkette" diesen Test nicht bestanden und wurden damit fälschlicherweise ausgeschlossen. Deshalb sei weitere Forschungsarbeit nötig, um zu praxisnahen Laborprüfmethoden zu kommen.
Einen Blick ins wissenschaftliche Labor boten auch Dr. Martin Dressler (Uni Stuttgart) und Thorsten Kayser (Uni Karlsruhe). Dort wird derzeit ein Verfahren entwickelt, um Deckschichten im Durchlauf zu verleimen. Dabei soll statt PUR-Klebstoff der günstigere Weißleim verwendet werden, der unter Mikrowellen binnen 30 Sekunden aushärtet. Noch werde an den Details einer Fertigungseinrichtung gearbeitet. So muss unter anderem sichergestellt werden, dass die Maschine "mikrowellendicht" ist, d.h. die Mikrowellenemissionen sich nur in den vorgegebenen Grenzwerten bewegen.
CE-Kennzeichnung für Parkett
Ein Dauerbrenner beim IHD-Fußboden-Kolloquium: die Umsetzung der harmonisierten Holzfußbodennorm EN 14342. Georg Lange vom Verband der deutschen Parkettindustrie informierte rund um diese auch in Verbindung mit dem CE-Zeichen wichtige Norm, die voraussichtlich ab 1. März 2008 verbindlich wird. Ein ausführlicher Bericht folgt im ParkettMagazin 2/2008.
Einflussgrößen auf die Formstabilität von Mehrschichtparkett
In den vergangenen Jahren wurde aus der Praxis verstärkt über Deckschicht-Ablösungen bei Mehrschichtparkett berichtet. Auch die Problematik der Fugenbildung und die Formstabilität der Mehrschichtparkettböden - auch nach Abschleifen und Neuversiegeln - wird immer wieder diskutiert. Das IHD hat diese Berichte zum Anlass genommen, in einem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie geförderten Forschungsprojekt grundlegend und systematisch die aufbauspezifischen Ursachen für Formveränderungen an Mehrschichtparkett herauszufiltern. Zehn Einflussfaktoren wurden eingehender untersucht. Dr. Rico Emmler stellte die Ergebnisse auf dem Dresdner Fußboden-Kolloquium vor.
Die Versuche wurden an 3 x 2m großen Prüfflächen in einer Klimakammer durchgeführt. Um eine möglichst praxisnahe Situation zu simulieren, ließ man insgesamt 30 verschiedene Parkettböden mit mechanischer Verriegelung schwimmend auf PE-Folie verlegen und setzte sie nur einseitig dem Klima aus. Zunächst herrschte eine Woche Normalklima (23 C, 50% relative Luftfeuchte), dann zwei Wochen Feuchtklima (23 C, 85%) und im Anschluss vier Wochen Trockenklima (23 C, 30%). Wöchentlich haben die Wissenschaftler gemäß EN 13329 die Höhenunterschiede zwischen den Elementen, die Ebenheit über die Dielenbreite, die Fugenöffnungen zwischen den Elementen und die Dimensionsänderungen der Fläche über die Länge und Breite gemessen.
Die systematischen Untersuchungen erbrachten viel Bekanntes. Gleichzeitig relativierten die Ergebnisse einige Vorgaben und alte Weisheiten der Parkettbranche.
Wichtige Größe: Deckschicht-Feuchte
Wichtige Einflussgröße, so zeigten die IHD-Untersuchungen, ist die Feuchte der Deckschicht. Sollte bei der Parkettherstellung mit diesem Faktor in einem bestimmten Rahmen "gespielt" werden, so gilt es zwei Auswirkungen gegeneinander abzuwägen: Eine höhere Deckschicht-Feuchtigkeit (im vorliegenden Fall: 9,5%) führt zu größeren Fugen als eine geringe Feuchte (hier: 6,5%), gleichzeitig sorgt die höhere Feuchte der Deckschicht für eine bessere Ebenheit.
Für die Parketthersteller bedeutet dies, dass sie bei Böden mit V-Fugen, bei denen der Faktor Ebenheit etwas vernachlässigt werden kann, mit einer geringeren Deckschicht-Feuchte fertigen könnten, um ein unauffälliges Fugenbild zu erzielen.
Leimart hat nur wenig Einfluss
Die vorherrschende Meinung, dass sich elastische Leime wie PVAc-Leim eher für unruhige Holzarten und Zweischichtparkett eignen, während "harte" UF-Leime für Dreischichtparkett mit ruhigen Hölzern besser sind, kann das IHD nicht bestätigen.
Die Forschungsgruppe um Dr. Rico Emmler beobachtete kaum Unterschiede. Zwar reagiert der elastische Leim schneller auf Feuchtewechsel, nach wenigen Wochen ist aber ein ähnlich großer Fugenabstand und eine vergleichbare Ebenheit wie beim "harten" Leim zu beobachten.
Art der Deckschicht beeinflusst Formstabilität
Entscheidend ist hingegen die Art der Deckschicht. Die Wissenschaftler haben Mehrschichtparkette mit Deckschichten aus gedämpfter Buche, Thermobuche und Belmadur-Buche - einer in einem von der BASF entwickelten Verfahren modifizierten Buche - untersucht. Dabei zeigte sich, dass solche modifizierten Hölzer ein günstigeres Quell- und Schwindverhalten haben. Belmadur-Parkett wies nach sieben Wochen in der Klimakammer die geringste Längsfugenöffnung aus, während gedämpftes Bucheparkett die höchsten Abstände zeigte. Die Maße beim Thermobuche-Boden lagen dazwischen.
Gleichzeitig wurden einige exemplarische Versuche mit verschiedenen Deckschicht-Holzarten gefahren. Interessant dabei: Buche, die bei Parkettlegern als schwieriges Holz gilt, wurde von Jatoba noch überboten. Jatoba reagierte hinsichtlich der Ebenheit über die Dielenbreite viel extremer auf die Wechsel der Klimabedingungen.
Mittellage: Fichte versus HDF
Nicht so offensichtlich war der Einfluss der Mittellage. Grundsätzlich haben Parkettböden mit einer Fichtenmittellage eine höhere Formstabilität als Böden mit einer HDF-Mittellage. Doch die Tests machten auch deutlich, dass es durchaus HDF-Mittellagen gibt, mit denen sich eine ähnliche Stabilität erzielen lässt wie mit "Fichte"-Böden. Letztlich scheint das Verhalten stark vom eingesetzten Material und dem jeweiligen Produkt abhängig zu sein.
Stark vom einzelnen Parkettprodukt abhängig ist auch der Einfluss der Gesamtdicke auf die Formstabilität des Bodens. Die "alte Weisheit", dass Mehrschichtparkett ab einer Dicke von 15 mm eine bessere Stabilität als dünnere Parkette aufweist, konnte das IHD nicht grundsätzlich bestätigen.
Ebenfalls von untergeordneter Bedeutung scheint der Abstand und die Jahrringlage der Fichtestäbchen in der Mittellage zu sein. Die Parkettelemente wurden auf den Laborpressen einzeln hergestellt - mit Variationen hinsichtlich stehender Jahrringe/45-Jahrringlage und 2 mm-Stäbchenabstand/kein Stäbchenabstand. Die nachfolgenden Untersuchungen zeigten keine signifikanten Unterschiede. Allerdings gab es bei einer Probe (45, kein Stäbchenabstand) Ablösungen der Deckschicht, was ein Hinweis auf größere Spannungen sein könnte.
Nachversiegelung und geölte Böden
Welchen Einfluss die Art der Oberflächenbeschichtung auf die Formstabilität hat, wurde anhand mehrerer Musterflächen untersucht. Dazu legte das Dresdner Institut drei verschiedene Nachversiegelungs-Lackaufbauten an: Ein diffusionsdichtes, lösemittelhaltiges Kunstharzsiegel, einen diffusionsoffenen 1K-Wasserlack und einen Mischaufbau aus lösemittelhaltiger Grundierung und einem 2K-Wasserlack als Decklack). Erwartungsgemäß zeigten die Musterflächen mit dem Kunstharzsiegel die geringsten Schwankungen in der Ebenheit und die geringste Breitenänderung. Der Mischaufbau erwies sich, bezogen auf Lösemittel-Emissionen und Formstabilität, als ein guter Kompromiss.
Darüber hinaus zeigte sich einmal mehr, dass geölte Böden, d.h. Parkettoberflächen mit einem geringen Diffusionswiderstand, viel schneller auf Klimaschwankungen reagieren als vergleichbare versiegelte Flächen.
aus
Parkett Magazin 01/08
(Wirtschaft)