Pfleiderer GmbH

US-Finanzinvestor OEP mit 15% bei Pfleiderer eingestiegen


Holzwerkstoffhersteller Pfleiderer bot in den letzten Wochen reichlich Gesprächsstoff. Erst sorgte der Rausschmiss von Finanzvorstand Derrick Noe für Schlagzeilen, dann machten Spekulationen um eine Übernahme die Runde, sogar von einem "unfriendly take-over" war die Rede und schließlich kaufte sich US-Finanzinvestor OEP mit 15,02% bei dem M-Dax-Konzern ein und löste damit die Familie Pfleiderer als größten Einzelaktionär ab.

Was ist der Hintergrund? Tatsächlich hatte Vorstandsvorsitzender Hans Overdiek, nachdem er nach seinem schweren Autounfall Anfang des Jahres im September wieder das Ruder in Neumarkt übernahm, nach einem finanzstarken Partner Ausschau gehalten, der die massive Expansion des Holzwerkstoffproduzenten unterstützen sollte. Finanzvorstand Derrick Noe schoss dabei wohl über das Ziel hinaus, denn mittlerweile sickerte durch, dass er seinen Hut nehmen musste, weil er auf eigene Faust hinter dem Rücken von Kollegen und Aufsichtsrat mit einem Finanzinvestor verhandelte. "Das Vertrauensverhältnis war zerstört", wird Overdiek denn auch zitiert.

Kurz darauf bestätigte Pfleiderer, dass Gespräche mit mehreren Private Enquity-Häusern geführt würden. Man könne sich eine Beteiligung "finanzkräftiger Kerninvestoren" zusätzlich zu den Anteilen der Familie Pfleiderer vorstellen, hieß es dazu. Einer dieser Gesprächspartner war neben der deutschen Allianz Capital Partners das US-Unternehmen One Equity Partners (OEP), eine Tochter der zweitgrößten amerikanischen Bank JP Morgan. Die Süddeutsche Zeitung mutmaßte gar, dass der Finanzinvestor an einer Mehrheitsübernahme von Pfleiderer arbeite. Ein Analyst von HSBC Trinkaus und Burkhardt konnte sich vorstellen, dass sich OEP zunächst mit einer Minderheitsbeteiligung begnügt und sukzessive seinen Anteil auf 50% oder mehr ausbaut, wie es die Amerikaner zwischen 2005 und 2007 beim Chemiekonzern Süd-Chemie vorexerzierten. Die wiederum dementierten energisch die Absicht einer feindlichen Übernahme: "So etwas haben wir in Deutschland noch nie betrieben."

Pfleiderer seinerseits unterstrich, dass man nur an einer Beteiligung, nicht an einer Komplettübernahme interessiert sei. Overdiek betonte, dass die Familie Pfleiderer kein Interesse an einem Verkauf ihrer 11% Anteile hege. Weitere 20% der Aktien befanden sich im Besitz von Privatanlegern, die restlichen 70% in der Hand institutioneller Investoren...bis zum 22. Januar: Da teilte nämlich OEP Pfleiderer den Erwerb von 15,02% der Anteile mit, verkündete gleichzeitig, dass man mit dem Einstieg auf eine "langfristige strategische Beteiligung" ziele und den erfolgreichen Wachstumskurs des Holzwerkstoffherstellers, der hohe Investitionen plant, als Kerninvestor begleiten wolle. Dafür will OEP "bei Bedarf" zusätzliches Kapital bereitstellen. Ein freiwilliges Übernahme-Angebot sei nicht geplant, betonten die Amerikaner, nachdem sie bereits im Vorfeld ein feindliches Übernahme-Angebot "grundsätzlich" abgelehnt hatten.
aus BTH Heimtex 02/08 (Wirtschaft)