Egger: 80 Mio. qm Laminatfußböden bis 2010
"Technische Voraussetzungen für das beste Preis-Leistungsverhältnis schaffen"
In seiner Vertriebspolitik für Laminatfußböden hat sich Egger schon früh Beschränkungen auferlegt. Trotz beeindruckender Anfangserfolge in den USA und in China traf der Hersteller die Entscheidung, nicht mehr unmittelbar in das Marktgeschehen dieser Länder einzugreifen, sondern den Fokus auf West- und Osteuropa zu richten, was eine weise Entscheidung war, wie sich heute zeigt. "Wir haben schnell erkannt, dass die Zukunft unseres Laminatgeschäfts in Europa liegt", resümierte Stefan Pletzer, Geschäftsführer von Egger Retail Products, auf der Pressekonferenz des Unternehmens.
Bei dem erklärten Ziel, die europäischen Märkte zu dominieren, wird nichts dem Zufall überlassen. "Denn Strategieschlenker werden künftig nicht mehr erlaubt sein", ist sich Pletzer des Risikos bewusst.
Seit nunmehr zwölf Jahren sind die Österreicher auf dem Fußbodensektor aktiv. 1996 startete Egger Floor Products als Tochterunternehmen des Holzwerkstoffherstellers mit zwei Produktionslinien in St. Johann in Tirol und Brilon (Nordrhein-Westfalen) und vergleichsweise bescheidenen drei Mio. qm Laminatfußböden. Heute liegt die Produktionsmenge bei mehr als 60 Mio. qm; bis 2010 wird eine Expansion auf 80 Mio. qm angepeilt.
Egger beansprucht in Europa einem Marktanteil von mehr als 12 %. Pletzer rechnet damit, dass eine weitere Konsolidierung am Anbietermarkt zu einer Ausweitung der eigenen Position führen wird. Seiner Einschätzung nach wird es eine Polarisierung in Richtung voll integrierte Hersteller einerseits geben, die einen Großteil des Marktes abdecken können, andererseits in Richtung Nischenanbieter. Letzteren bescheinigt er gute Chancen, sich in Bereichen zu etablieren, die für die großen Hersteller nur schlecht zugänglich sind.
"Wir haben den großen Vorteil, dass wir sehr schlank organisiert sind und Synergien der Gruppe in Produktion, Logistik, Abwicklung und im Vertrieb nutzen können", verdeutlicht Pletzer. Was man wissen muss: Egger ist als voll integrierter Holzwerkstoffhersteller mit 5.300 Mitarbeitern in 16 Werken und einem jährlichen Umsatz von rund 1,7 Mrd. EUR einer der führenden Holzwerkstoffhersteller in Europa.
Markt in Europa gerät zunehmend unter Druck
Laut Pletzer steht die Branche vor neuen Herausforderungen. "Einerseits wachsen die Produktionskapazitäten, andererseits zeigen einige Märkte leichte Schwächen, was zu einer erheblichen Überkapazität führt bzw. noch weiter führen wird", schilderte der Geschäftsführer. Egger liege derzeit mit den vorhandenen Kapazitäten um rund ein Fünftel über der aktuellen Produktion und es werde in Summe noch einiges dazu kommen. Das Problem werde noch dadurch verschärft, dass sich die Baukonjunktur in Deutschland massiv verschlechtert hat. Pletzer verwies in diesem Zusammenhang auf jüngste Branchendaten, wonach 2007 die Baugenehmigungen bei Ein- und Zweifamilienhäusern um 32 % gegenüber dem Vorjahr sanken.
Dieser Rückgang könne durch Modernisierungsmaßnahmen im Bestand nicht kompensiert werden. Mit Spanien zeige ein weiterer wichtiger Markt ebenfalls Anzeichen von Schwäche: "Dort erwarten wir eine veritable Baukrise und auch in Osteuropa wird sich das Wachstum schrittweise verlangsamen", prognostizierte Pletzer.
Egger habe auf die Herausforderungen bereits reagiert, "indem technologische Voraussetzungen für Produkte geschaffen wurden, die im optimalen Preis-Leistungsverhältnis hergestellt werden und gleichzeitig bestimmte Volumenanforderungen erfüllen". "Wir wollen uns nicht in Nischen verlieren, sondern konzentrieren uns auf Trends und Entwicklungen mit entsprechendem Wachstumspotenzial", ist die klare Vorgabe der Geschäftsführung.
Klare Linien gibt es auch bei der Differenzierung der Vertriebswege, für die es unterschiedliche Kollektionen gibt. Egger ist sehr stark im Groß- und Fachhandel verwurzelt, der nach wie vor über die Hälfte des Gesamtumsatzes ausmacht. Der andere Teil wird auf der Großfläche erzielt.
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BTH Heimtex 02/08
(Wirtschaft)