Ausssteller-Umfrage zur Heimtextil

Konsumfreundliche Perspektiven

Frankfurt - Die weltweit größte Fachmesse für Wohn- und Objekttextilien eröffnete das textile Branchenjahr 2008. Über 2.800 Aussteller und rund 86.000 Besucher aus allen fünf Kontinenten gaben sich in der Main-Metropole ein Stelldichein. Der wirtschaftliche Aufwärtstrend scheint nun auch in der Haustextilien-Branche angekommen zu sein. Lesen Sie nachfolgend die Aussagen diverser Aussteller-Firmen, die wir nach Beendigung der Heimtextil über den Verlauf befragt haben.

Jürgen Mayr (Adam Kaeppel)
Die Adam Kaeppel GmbH hat ihre gesteckten Ziele erreicht bzw. sogar leicht übertroffen. Der neu gestaltete Messeauftritt mit einem modifizierten Messestand (offener und transparenter) kam sehr gut an und fand bei den Kunden großen Anklang. Nach Aussage von Geschäftsführer Jürgen Mayr kamen die neu etablierte Qualität Edel-Linon mit Leinenstruktur sowie der dafür eigens neu konzipierte Einleger bei den Kunden hervorragend an, wodurch die im Vorfeld gesetzten Erwartungen bei weitem übertroffen wurden.

Insgesamt betrachtet war für Mayr die Messe sowohl am Freitag-Nachmittag als auch am gesamten Samstag wie in den Vorjahren "ein Trauerspiel". Wie schon des öfteren angeregt, sähe er in einem Veranstaltungszeitraum von Dienstag bis Freitag wesentliche Vorteile.

Donata Apelt-Ihling (Alfred Apelt)
Frau Donata Apelt-Ihling, zuständig für die Bereiche Kollektions-Styling, Marketing und Messen, bezeichnet die deutsche Kundenfrequenz als nicht zufrieden stellend. Ihr Unternehmen war mit zwei sehr dekorativen Messeständen für die Produktgruppen Tischwäsche und Dekostoffe sowie mit einem außergewöhnlich schlüssigem Konzept in Frankfurt vertreten. Vor allem die Halle 9 war ihrer Ansicht nach jämmerlich belegt - viele Aussteller seien weggeblieben.

Erfreulich dagegen sei der starke Besuch aus dem Ausland gewesen, woraus sehr gute Exportgeschäfte resultierten. Sehr positiv habe sich auch der Bereich Tischwäsche entwickelt, obwohl die neue Tischwäsche-Kollektion ja schon seit September letzten Jahres verkauft werde. Das Messeergebnis, so Apelt-Ihling, könne sich sehen lassen.

Dr. Thomas Wagner (Pichler)
Der schwäbische Tischwäsche-Anbieter hat seit dem 8. Januar einen neuen Internet-Auftritt für den Einzelhandelsbereich frei geschaltet - der Objektbereich wird in Kürze folgen. Registrierte Fachhändler erhalten dort zusätzliche aktuelle Informationen: sie können u.a. direkt bestellen und Fotos herunter laden. "Die Internet-Vorstellung", so Geschäftsführer Dr. Thomas Wagner, "kam bei den Messegesprächen naturgemäß leider etwas zu kurz - die virtuelle Welt kann mit der realen Präsentation doch nicht ganz mithalten. Dies soll jedoch nach der Heimtextil nachgeholt werden." Die Saisonthemen wurden bereits im Vorfeld der Messe vorgestellt und allgemein gut aufgenommen. Im Objektbereich stellte Pichler zwei neue Qualitäten vor: zum einen "Vision", eine schussfarbige Jacquardware aus mercerisiertem Baumwollzwirn, zum anderen "Novatweed",ein Gewebe aus 100 Prozent Polyester mit einer Nano-Ausrüstung, die auch den Anforderungen im gewerblichen Bereich genügt: Abperleffekt selbst noch nach 80 Wäschen! Mit der Besucherfrequenz war man ausgesprochen zufrieden, das Ergebnis vom Vorjahr konnte noch einmal übertroffen werden. Auffällig waren ein besonders hoher Ausländeranteil und ein entsprechend großes Interesse von Neukunden. Der Auftragseingang lag geringfügig unter dem Vorjahr; dieses Manko konnte jedoch durch die Qualität der Messegespräche mehr als wettgemacht werden, so Dr. Wagner. Die Stimmung bei den Kunden war durchweg gut, auch wenn nicht alle ein Plus in ihrer Tischwäsche-Abteilung zu verzeichnen hatten.

Eva Maria Schulner (Framsohn Frottier)
Zum Auftakt des Jubiläumsjahres nahmen viele "Framsöhne und -töchter" die Chance wahr, dieses Fest mit dem Unternehmen auf der Heimtextil in Frankfurt zu feiern. Im 100. Jahr des Firmenbestehens kann der österreichische Frottierhersteller auf eine lange Historie von Erfahrung und Tradition verweisen. Eva Maria Schulner, die Geschäftsführerin und Enkelkind des Firmengründers, sieht die Ursache für diese Erfolgsgeschichte in den Wurzeln der Firma: "Wir sind vor allem dem Erfolgsprinzip des Gründers Franz Amstetter treu geblieben. Individueller Kundenservice, erstklassiges Design und die herausragende Framsohn-Qualität, die untrennbar mit dem Standort Heidenreichstein verbunden ist. Das sehr weiche Urgesteinswasser mit nur vier deutschen Härtegraden ermöglicht einen wohl dosierten Einsatz von Prozess-Chemie und ist die Voraussetzung für kuschelig weiche Handtücher." Eckpfeiler der Messe waren neben dem Jubiläumsjahr das neue Shop-System "terry small", das durch seine hochwertige Strukturfarbe in Edelstahl-Look besticht, sowie das Premiumprodukt Coral mit der patentierten Penta Crown Technology. Die Messe, so Schulner, sei quantitativ und qualitativ wesentlich besser gewesen als im Vorjahr.

Ralf Kerstiens (Garotex)
Einen durchaus positiven Gesamteindruck hat die Firma Garotex aus Telgte von der Heimtextil mit nach Hause genommen. Obwohl die Kundenfrequenz schwächer als in den Vorjahren ausgefallen sei, hätte die Qualität der Besucher zugenommen. Nach Ansicht von Geschäftsführer Ralf Kerstiens werden ganzheitliche Produktkonzepte gegenüber Einzelprodukten weiter an Bedeutung gewinnen, auch die digitale und mediale Unterstützung am POS wird zunehmen. Er ist erfreut über die große Bereitschaft der Besucher, neue Entwicklungen zu berücksichtigen und neue Konzepte mitzutragen. Negativ für ihn, dass der schlechte Warenabfluss im Handel hemmend auf die Kaufbereitschaft wirkt. Die zur Messe getätigten Kaufabschlüsse dürften nach seiner ersten Einschätzung voraussichtlich wie in den Vorjahren weiter rückläufig ausfallen.

Dagmar Schwedt (Feiler)
Aus der Sicht von Dagmar Schwedt, Geschäftsführerin der Frottier- und Chenille-Weberei Ernst Feiler GmbH aus dem oberfränkischen Hohenberg a.d. Eger, ist die diesjährige Heimtextil als mittelmäßig einzustufen. "Die Einkäufer des deutschen Fachhandels - sofern sie überhaupt die Messe besucht haben - waren kauffreudig und vor allem von unserem Thema Kenia/Nairobi sehr angetan", so die Firmenchefin, die gemeinsam mit ihrem Bruder Dieter das Unternehmen leitet. Aus dem Ausland seien vor allem Interessenten aus Osteuropa (Russland, Baltikum) gekommen. Allgemein negativ aufgefallen wäre die Tatsache, dass offensichtlich viele Aussteller im Hochwert-Segment dieses Mal gefehlt hätten.

Inge Buß (Ibena)
Für die Ibena Textilwerke GmbH ist die Heimtextil-Messe in Frankfurt - wie in jedem Jahr - die Plattform zur Präsentation der vollständigen Kollektionen und Programme. Nach Aussage von Marketing-Leiterin Inge Buß bietet sie insbesondere den Fachhändlern und ausländischen Kunden beste Gelegenheit, die Ware in vollem Umfang in Augenschein zu nehmen. Großkunden würden die Messe vor allem zur Kontaktpflege, zum Gespräch und zur Einschätzung der Kreativleistung der Unternehmen nutzen.

Während es seit Jahren leicht rückläufige Gesamtbesucher-Zahlen gibt, kann Ibena gegenüber dem Vorjahr ein Pari vermelden. "Die Resonanz auf unsere Kollektionen", so Inge Buß, "war gut, so dass nach dem nicht einfachen Jahr 2007 die Vorzeichen für das vor uns liegende Jahr freundlicher sind."

Dietrich Peperkorn (Elegante)
Für Dietrich Peperkorn, Geschäftsführer der elegante bed-linen fashion GmbH, Bielefeld, hat die diesjährige Messe die gedämpften Erwartungn teilweise übertroffen. "Zar stagnierte der Inlandsbesuch und deren Kaufabschlüsse", merkt Peperkorn an, "das Ergebnis wurde jedoch durch den lebhaften Auslandsbesuch und die erteilten Exportorders mehr als wettgemacht." Elegante kann daher von einer guten Messe sprechen, wenn auch die großen Leerstände und die Disharmonie der Branchen und Aussteller einzelner Ebenen nicht zu übersehen waren. "Die Heimtextil", so Peperkorn, "hat wie unser Land dringend Reformen nötig."

Wilfried Schöner (Sprügel Hometex)
"Die Heimtextil liegt hinter uns. Wieder einmal mit einem neuen Konzept. Viele Aussteller wurden für 2008 neu in den Hallen eingeteilt. Ein Produktmix mit mehr Erlebnisshopping war die Grundidee, die letztlich in diesem Jahr zum ersten Mal in die Tat umgesetzt wurde und unserer Meinung nach ganz gut gelungen ist", zieht Wilfried Schöner, Geschäftsführer der Sprügel Hometex GmbH, Hilpoltstein, sein Messe-Fazit. Er bemängelt jedoch weiterhin die künstliche Marktteilung der Messe durch die "More Style"- und "More Clarity"-Hallen. Die Kunden möchten in kurzer Zeit einen Überblick über die neuesten Trends erhalten, wenn sie jedoch mehrere Stockwerke besuchen müssen, sei dies nicht mehr gegeben. Darüber hinaus lasse sich darüber streiten, welches Unternehmen denn wirklich "More" gebracht hat. Der Markt, so Schöner, solle entscheiden und nicht eine Messejury! Des weiteren sei insbesondere auch im sogenannten Premiumbereich zu bemängeln, wie viele Leerflächen doch zwischen den Ständen zu finden waren und wie diese dekoriert wurden. Leider werde wie jedes Jahr von einigen Ausstellern schon am frühen Samstagnachmittag rücksichtslos abdekoriert.

Warum es die Messe nicht schafft, dies zu unterbinden, könne man nicht verstehen. Schöners Fazit: "Wir waren zufrieden. Vor allem internationale Kundschaft konnten wir mit unserer Kollektion ansprechen und neue Kontakte knüpfen. Gesucht wird immer mehr hochwertige Ware. Unsere neuen Trendfarben wurden gelobt und sehr positiv angenommen."

Konrad Schröer (Setex)
"Wir waren zufrieden und doch nicht zufrieden", bilanziert Geschäftsführer Konrad Schröer von der Setex-Textil-GmbH. Zufrieden damit, dass man in diesem Jahr etwa 20 Prozent mehr Kunden auf dem Stand begrüßen durfte. Unzufrieden aber, dass sicherlich insgesamt weniger Besucher auf der Messe waren und die Messe selbst auch weniger Aussteller hatte, was sich deutlich durch Leerstände bemerkbar machte. Ansonsten konnte man feststellen, dass die Bekenntnis zur deutschen Produktion der angebotenen Setex-Artikel "rund um die Matratze" bei den Kunden sehr gut angekommen ist. "Daher", so Schröer, "sind wir auch für das Jahr 2008 sehr optimistisch, dass auch weiterhin eine schnelle Lieferbereitschaft in einer guten Qualität made in germany ihren Absatz finden wird. Es wird auch in der Zukunft so sein, dass hiesige Unternehmen mit einer modernen und leistungsfähigen Produktion ihre Daseinsberechtigung haben werden."

Mag. Klaus Ladstätter (David Fussenegger)
Mag. Klaus Ladstätter von der österreichischen David Fussenegger Textil GmbH aus Dornbirn hatte wie viele andere Aussteller auch den Eindruck, dass die Frequenz deutlich schlechter als im Vorjahr war. Vor allem am Freitag wären sehr wenig Besucher in der Halle gewesen. Mit den getätigten Abschlüssen zeigt er sich jedoch zufrieden. Als positivsten Aspekt der Messe bezeichnet er die zahlreichen Neukunden auf dem Stand: "Wir hatten sehr interessante neue Kunden und hoffen nun, dass daraus auch die entsprechenden Geschäfte realisiert werden können. Wir bilanzieren positiv, denken aber, dass sich die Messeleitung etwas einfallen lassen muss, um den Abwärtstrend, der von vielen Kunden mit Abwesenheit bestraft wird, zu stoppen und umzukehren."
aus Haustex 02/08 (Wirtschaft)