GEV und Emicode: Seit 10 Jahren Synonym für geringst mögliche Emissionen

Emicode-Vision: Weltweit verbindliche Standards setzen

Mit einer großen Jubiläumskonferenz beging die Gemeinschaft emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe, Klebstoffe und Bauprodukte e.V. (GEV) ihr 10-jähriges Jubiläum. Branchenteilnehmer aus ganz Europa waren auf der Veranstaltung vertreten - die einen, um den Anlass gebührend zu feiern, die anderen, um sich über Emissionskontrolle, Zertifizierung und eine mögliche Mitgliedschaft in der GEV zu informieren. Vorsitzender Wolfgang F. Heck: "EC1-Zertifizierungen nach Emicode stehen heute als Synonym für geringst mögliche Emissionen von Bauprodukten. Damit ist das EC1-Label ein zuverlässiges Zeichen für unsere Gesundheit."

Dass die zurückliegenden zehn Jahre GEV eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte beschreiben, wurde beim Rückblick noch einmal mehr als deutlich. "Kinder mit Gasmasken auf einem Sofa" oder "Hausfrauen mit Wäscheklammer auf dem Nasenrücken" waren nur zwei Beispiele, mit denen namhafte Magazine vor mehr als zehn Jahren auf ihren Titelseiten Geruchsbelästigungen durch bauchemische Produkte in Wohninnenräumen anprangerten.

Damit trafen sie den Nerv ihrer ohnehin schon sensibilisierten Leserschaft. Nicht zuletzt durch immer neue Meldungen über das so genannte Sick-Building-Syndrom (SBS), worunter Befindlichkeitsstörungen und komplexe Krankheitsbilder zusammengefasst werden, die sich unter anderem auf lang anhaltende Ausdünstungen von Baustoffen zurückführen lassen.

Neun Hersteller ergriffen die Initiative

In diesem Kontext wurde bereits in den 90er Jahren das Bewusstsein für unbelastete Innenraumluft geschärft. Das Manko: Es gab keine verbindlichen Kriterien für das Emissionsverhalten von Verlegewerkstoffen. Ein Wildwuchs an Ökolabeln, die sich an unterschiedlichen Standards orientierten, sorgte zusätzlich für Verwirrung. Aus diesem Grund schlossen sich im Februar 1997 neun deutsche Hersteller zusammen und gründeten die GEV. "Bemerkenswert und insofern beispielhaft ist diese Initiative der Industrie auch deshalb gewesen, weil sie auf keinerlei gesetzlichen Druck hin entstanden ist", betonte Heck.

In der Folge wurden strenge, einheitlich verbindliche Prüfkriterien für die einzelnen Produktgattungen (Klebstoffe, Vorstriche, Spachtelmassen, Dämmunterlagen) erarbeitet sowie Emissionsklassen definiert. Als frischgebackene GEV-Mitglieder akzeptierten die Wettbewerber erstmals, dass sie ihre Produkte ausschließlich durch den Emicode zertifizieren lassen. Daneben verpflichteten sie sich, auf numerische Emissionsangaben sowohl in der Produktauslobung als auch in der Werbung zu verzichten.

Alle diese Maßnahmen zielten darauf ab, das Vertrauen in diese Materialien zu stärken. Heck: "Wir wollten ein System implementieren, das sich als Orientierungsmerkmal etabliert." Die rasante Geschwindigkeit, mit der sich der Emicode letztlich durchsetzte, spricht für diese Idee. "Inzwischen sind EC1-Produkte anerkanntermaßen die Verlegewerkstoffe mit den niedrigsten Emissionswerten und den strengsten Prüf- und Restriktionsmechanismen", unterstrich der GEV-Vorsitzende.

Regelmäßige Kontrollen stärken Vertrauen

Diesen Sachverhalt verdeutlichte auch Dr. Udo F. Windhövel, Vorsitzender des Technischen Beirats der GEV und Mitglied des Vorstands, unter Verweis auf die jüngste Stichprobenanalyse. Seit ihrer Gründung prüfe die GEV in regelmäßigen Abständen, ob die gemäß Emicode zertifizierten EC1-Produkte auch halten, was ihr Label verspricht. Während in den Vorjahren alle von einem unabhängigen Prüfinstitut analysierten Produkte die definierten Grenzwerte zuverlässig unterboten hatten, waren in diesem Jahr erstmals zwei Klebstoffe durch das Raster gefallen.

In der Konsequenz mussten die Hersteller die Kosten für die Untersuchung übernehmen und ihre Produkte nachkontrollieren lassen. "Andernfalls hätten sie das Recht verloren, ihre Klebstoffe weiterhin mit dem aufmerksamkeitsstarken EC1-Label zu versehen", sagte Windhövel. In dieser Hinsicht - da waren sich die Referenten einig - sei das Emicode-System der GEV einzigartig und verbindlicher als andere Kennzeichnungssysteme. "Unabhängige Kontrollprüfungen sind bei den alternativen Zeichen nicht vorgesehen, Verstöße werden in aller Regel nicht publik und daher auch nicht sanktioniert", hieß es. Insofern werde die EC1-Kennung auch in Zukunft ihren Stellenwert im Handwerker-Bereich beibehalten.

Die Idee von GEV und Emicode hat längst auch in anderen Branchen und Ländern Aufmerksamkeit gefunden. Über 40 Firmen sind derzeit in der GEV organisiert, weit über 1.000 Produkte wurden zertifiziert.

Noch breiteres Leistungsspektrum

Auf Wunsch des Industrieverbandes Klebstoffe (IVK) sowie namhafter Anbieter hat sich die GEV geöffnet und die Prüfung weiterer Kleb- und Fugendichtstoffe gemäß spezifischer Emicode-Kriterien in ihr Leistungsspektrum integriert. Darüber hinaus soll sich die Zertifizierung verstärkt auf andere Produkte für den Innenausbau erstrecken.

Konsequent weiterverfolgen will man den bereits eingeschlagenen Weg der Europäisierung des Emicode. Heck: "Wir möchten alle führenden Anbieter von Verlegewerkstoffen für die GEV gewinnen, um aus dem deutschen Erfolgsrezept ein europäisches - vielleicht sogar ein weltweites - werden zu lassen."
aus FussbodenTechnik 01/08 (Wirtschaft)