Olaf Rützel, Holzring
Netzwerkmanagement optimiert Zusammenarbeit zwischen Industrie und Handel
Kooperation ist ein schwieriges Geschäft. Das Problem ist nur, dass ohne Kooperation heute fast keine Geschäfte mehr zu machen sind. Zwischen der Automobilindustrie und ihren Zulieferern hat sich seit Ende der 1990er Jahre in vielen Bereichen eine Zusammenarbeit durchgesetzt, die Vorzeigecharakter für das übergreifende Management von Wertschöpfungsketten hat. Auch in der Holzbranche ist das Netzwerkmanagement über die Wertschöpfungsketten hinweg eine wichtige Aufgabe.
In manchen Branchen in Deutschland wie im Bereich der Konsumgüter ist das Verhältnis zwischen Industrie und Handel sehr gespannt. Der Leitsatz, dass Gewinne vor allen Dingen im Einkauf gemacht und die Kosten vorrangig in der Filiale gesenkt werden, wird par Excellence gelebt. Für die Beziehung zwischen Industrie und Handel bedeutet dies, dass man den Partner auf der jeweils anderen Seite gleichsam als seinen "natürlichen" Gegner wahrnimmt. Auch in der Holzbranche konzentrieren sich die Bemühungen zur Erhöhung der Rentabilität vor allen Dingen auf die Erzielung von geringeren Einstandspreisen und auf Kostenreduzierungen in den Betrieben. "Im Einkauf liegt der Gewinn" ist hier ein oft zitierter Wahlspruch. Dennoch - und diese Erkenntnis setzt sich auch in unserer Branche so langsam durch - ist es nur ein Teil der Wahrheit.
Kostensenkung wird für Einzelne immer schwieriger
Die Kostensenkungspotenziale sind nach den diversen Phasen der Optimierung und Reorganisation in den Betrieben sowohl im Handel als auch in der Industrie zu einem großen Teil ausgeschöpft. Die Anwendung differenzierter Preisfindungssysteme zur Margenverbesserung findet nur sehr begrenzt statt. Im fragmentarischen Markt der Holzbranche gibt es zu viele Unternehmen, als dass sich auf der einen oder der anderen Seite eine nachhaltige Dominanz mit Einfluss auf die Preisgestaltung entwickeln kann.
Die meisten Kostensenkungs- und Umsatzsteigerungspotenziale verspricht dagegen die kooperative Zusammenarbeit zwischen Handel und Industrie. Zahlreiche Programme, die die Konsumgüterwirtschaft und die Automobilwirtschaft in den letzten zehn Jahren unter Stichworten wie Efficient Consumer Response (ECR) und Category Management (CM) durchlaufen hat, beziehen sich nicht mehr auf ein einzelnes Unternehmen, sondern auf die Beziehungen zwischen Unternehmen. Die Konzentration auf die jeweils internen Abläufe stößt an Grenzen. Rationalisierungs- bzw. Rentabiliätspotenziale entstehen aus der unternehmensübergreifenden Kooperation. Dabei versucht man, eine produktive Verbindung zwischen Kostensenkungen einerseits und stärkerer Kundenorientierung andererseits anzustreben. Im Kern geht es dabei um den Versuch, ein Netzwerk aufzubauen, in dem die Prozesse vom Hersteller über den Groß- und Einzelhandel bis zum Verarbeiter und Endverbraucher von allen Beteiligten ganzheitlich betrachtet werden und vertrauensvoll zusammengearbeitet wird. Der Kunde und seine Bedürfnisse werden zum gemeinsamen Ziel aller Anstrengungen auf allen Stufen der Wertschöpfung erklärt.
Zusammenarbeit
in der Holzbranche
Auch in der Holzbranche sind Konzepte, die die Zusammenarbeit zwischen Industrie und Handel verbessern sollen, seit langer Zeit Gegenstand intensiver Diskussionen. Das Problem ist nur, dass bei einer Vielzahl von Initiativen nur wenige Projekte entstanden sind, in denen nachhaltig die Zusammenarbeit verbessert werden konnte. Eine übergreifende Lösung konnte bis dato noch nicht realisiert werden.
Einer der Gründe, weshalb sich unsere Branche schwer mit der Einführung von IT- gestützten Prozessen tut ist, dass es im Holzhandel keinen übergreifenden Pull-Effekt für Informationstechnologie gibt. Das bedeutet, dass eine elektronisch gestützte Auftragsabwicklung von der Mehrheit der Handwerker schlicht und einfach nicht abgefordert wird. Geschäfte mit Industrieunternehmen oder auch mit dem Einzelhandel stellt den Holzgroßhandel vor ganz andere Anforderungen. Die Industrie als Kunde und der Einzelhandel im Besonderen bestehen auf Prozessoptimierung durch elektronische Transaktionen.
Die Holzring-Kooperation hat bereits vor längerer Zeit im Sinne eines "Push-Marketing" die Initiative ergriffen. In einem Pilotprojekt ist der Belegfluss rund um die Bestellabwicklung organisiert und somit eine Optimierung der administrativen Prozesse um Bestellung, Auftragsbestätigung, Rechnungsstellung und Zahlungsabwicklung bewirkt. Die beteiligten Partner werden auf Grundlage ihrer jeweiligen, individuellen administrativen Situation integriert, ohne dass zuvor erhebliche Anpassungen notwendig sind. Die Fortschritte in diesem Projekt sind mittlerweile messbar.
aus
Parkett Magazin 02/08
(Wirtschaft)