Lenzing
Zukäufe beflügeln Rekordergebnis für 2007
Die österreichische Lenzing-Gruppe hat im Geschäftsjahr 2007 das sehr gute Ergebnis 2006 deutlich übertreffen können. Die nach eigenen Angaben "hervorragenden Rahmenbedingungen im Fasergeschäft" sowie der Wachstumskurs des Unternehmens bei Fasern und Plastics seien Basis gewesen für ein neuerliches Rekordergebnis.
Der konsolidierte Konzernumsatz stieg nach vorläufigen Zahlen um 20,9 Prozent auf 1,26 Mrd. Euro (nach 1,04 Mrd. Euro im Jahr 2006). Das EBITDA konnte um 35,4 Prozent auf 229,3 Mill. Euro (nach 169,3 Mill. Euro) verbessert werden. Das Betriebsergebnis (EBIT) stieg um 50,6 Prozent auf 162,3 Mill. Euro (nach 107,8 Mill. Euro) an. Der Jahresüberschuss verbesserte sich auf 117,6 Mill. Euro (nach 88,4 Mill. Euro) um 33,1 Prozent. Der Vorstand wird der Hauptversammlung eine Dividende in Höhe von 14 Euro je Aktie (Vorjahr: 10 Euro je Aktie) vorschlagen. "Wir konnten das Faserboomjahr 2007 optimal nutzen, da wir rechtzeitig unsere Produktionskapazitäten ausgebaut haben und die Rohstoffpreiserhöhungen an den Markt weitergeben konnten. Dazu kam das starke Wachstum unserer Business Unit Plastics, wo wir allein in den vergangenen zwölf Monaten vier Unternehmen zugekauft haben," so Lenzing Vorstandsvorsitzender Thomas Fahnemann.
Der Umsatz im Segment Fasern - mit rund 80 Prozent Umsatzanteil wichtigstes Segment der Gruppe - stieg auf 1,070 Mill. Euro. Das Segment-EBIT konnte auf 148,4 Mill. Euro (nach 89,6 Mill. Euro) verbessert werden. Mit rund 560.000 t (nach rund 480.000 t) wurde ein neuer Faserproduktionsrekord erreicht. Dies war vor allem durch die Inbetriebnahme des neuen Faserwerkes Nanjing (China) möglich.
"Lenzing hat seine Weltmarktführerschaft bei zellulosischen Fasern auf quantitativer und qualitativer Ebene 2007 weiter ausgebaut", kommentiert Thomas Fahnemann die aktuelle Entwicklung. Beispiel dafür ist im textilen Bereich die Neuentwicklung MicroModal Air, eine besonders feine Faser für den hochwertigen Wäschebereich. Hervorragend ist der derzeitige Markterfolg von Lenzing FR Fasern. Dieses Faserprodukt wird nicht nur als flammfeste Arbeitsschutz- und Feuerwehrbekleidung weltweit stark nachgefragt, sondern ist nun auch Basis für die neue Generation von flammhemmenden Uniformen der US-Armee. Durch laufende Innovationen gelang Lenzing 2007 auch im Nonwovens-Bereich eine deutliche Verbreiterung des Einsatzgebietes von Fasern, insbesondere bei technischen Anwendungen etwa als Verstärkungsfaser als Ersatz für Asbest oder Glasfasern.
Die Lenzing Spezialfaser Tencel kommt beispielsweise als Separator bei Hochleistungsbatterien zum Einsatz, die für KFZ-Hybridantriebe benötigt werden. "Lenzing Fasern im textilen als auch im Nonwovens-Bereich werden immer mehr zu High-Tech-Fasern, wobei wir aber das wichtige Mengengeschäft mit unseren hoch qualitativen Viskosefasern keinesfalls vernachlässigen", umreißt Fahnemann die Lenzing-Strategie im Kerngeschäftsfeld Fasern. Dies wird auch durch das aktuelle Investitionsprogramm untermauert, wobei alleine im Segment Fasern rund 160 Mill. Euro 2008 konzernweit in Kapazitätserweiterungen fließen werden.
Das Segment Plastics wurde 2007 neben dem Geschäftsfeld Fasern als neue Wachstumsplattform definiert. Durch eine entsprechende Akquisitionspolitik konnte Plastics auf eine neue Ebene der industriellen Tätigkeit gehoben und internationalisiert werden.
Der Umsatz nach Segmentberichterstattung verbesserte sich von zuletzt 93,5 Mill. Euro auf 133,1 Mill. Euro. Das Segment-EBIT stieg von 8,9 Mill. Euro auf 9,0 Mill. Euro, die Mitarbeiteranzahl von rund 350 auf knapp 1.000 an. Produktschwerpunkte sind Thermoplaste, Fasern und Garne aus Polytetrafluorethylen (PTFE), kurz geschnittene Filamente sowie Vormaterialien für Karbonfasern. Lenzing Plastics betreibt insgesamt sechs Produktionsstandorte in Europa und in den USA.
Im Segment Technik ermöglichten das positives Umfeld und hohe Auftragsvolumina aus der Lenzing Gruppe einen Anstieg des Gesamtumsatzes auf 119,0 Mill. Euro (nach 103,6 Mill. Euro im Jahr zuvor). Davon entfielen 68,7 Mill. Euro (nach 59,0 Mill. Euro im Jahr 2006) auf Umsätze mit Kunden außerhalb der Lenzing Gruppe. Das EBIT nach Segmentberichterstattung betrug 6,2 Mill. Euro (nach 10,1 Mill. Euro). Der Ergebnisrückgang ist Folge vorsichtiger Bilanzierung aus Risiken für schwebende Geschäfte und des Rückzugs aus dem Bereich Markiersysteme. Lenzing Technik beschäftigte im Jahresschnitt 550 Mitarbeiter.
Die Binnennachfrage in den Emerging Markets dürfte 2008 trotz einer schwachen US-Konjunktur aufgrund der Wohlstandszuwächse der vergangenen Jahre anhalten. Auch ist in Europa zwar mit einer kurzen Abschwächung, nicht aber mit einem nachhaltigen Konjunktureinbruch zu rechnen. Nach dem Faserboomjahr 2007 wird es 2008 im Kerngeschäft Fasern nach einem guten ersten Quartal im weiteren Jahresverlauf zu einer Abschwächung kommen. Die gute Marktposition von Lenzing wird aber weiterhin die Vollauslastung der Kapazitäten sichern. Im zweiten Hauptgeschäftsfeld Plastics wird eine weitgehend stabile Nachfrage in den Kernmärkten erwartet, obgleich das Baugeschäft Absatzrückgänge aufweisen könnte. Plastics wird 2008 neuerlich Wachstumsimpulse für die Lenzing-Gruppe liefern.
Die ganzjährigen Vollkonsolidierungen der 2007 erworbenen Unternehmen sowie das organische Wachstum im Faserbereich werden 2008 die Entkonsolidierung des Segmentes Papier mehr als ausgleichen. Ergebnisbelastungen können sich aus einer weiteren Abschwächung des Dollarkurses sowie durch Rohstoffpreiserhöhungen ergeben. Die Lenzing-Gruppe wird 2008 und darüber hinaus ihr ehrgeiziges Wachstumsprogramm bei Zellulosefasern mit dem umfassendsten Investitionsprogramm in der Unternehmensgeschichte fortsetzen. Unabhängig von möglichen kurzfristigen konjunkturellen Schwankungen ist langfristig mit einem kontinuierlichen Nachfrageanstieg bei hochwertigen Cellulosefasern zu rechnen.
aus
Haustex 04/08
(Wirtschaft)