Gesamtverband Textil- und Modeindustrie
Preisverdächtiger Strukturfilz
Neuss/Chemnitz - Mit dem vom Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie erstmals vergebenen Innovationspreis Textil und Mode wurden jüngst die kreativsten Nachwuchsdesigner Deutschlands geehrt. Der Preis in der Kategorie Textildesign/Innovative Textilien ging an Ahmet Refah Torun, der an der TU Dresden stabile Stegverbindungen für Verstärkungstextilien entwickelte. Alle drei der für diese Kategorie nominierten Bewerber kamen aus Sachsen. Zu ihnen gehörte die Chemnitzer Designerin Grazyna Grabowicz, die sich gemeinsam mit ihrer Kollegin Zsfia Gudlin mit einem neuartigen, auch für Anwendungen im Heimtextilienbereich gedachten Strukturfilz am Wettbewerb beteiligte.
In einem Buch hat Grazyna Grabowicz die aus 18 Dessins bestehende Musterkollektion des Strukturfilzes "Profil" zusammengefasst. Den dreischichtigen Stoff aus Wolle und Polyester, der die Vorzüge von Filz und Gewebe auf sich vereint, entwickelte die gebürtige Polin vor vier Jahren gemeinsam mit ihrer aus Ungarn stammenden Studienkollegin Zsfia Gudlin für die Diplomarbeit im Textildesign. An der Fachhochschule Hannover statteten beide damit ein fiktives Cafehaus aus: bestickte Tischdecken, Geschirr aus feiner Keramik, Sessel aus eben jenem Strukturfilz. "Aber an der Scheuerfestigkeit müssen wir noch arbeiten", befindet Grazyna Grabowicz. Die 32-jährige kann sich den Stoff in der jetzigen Form gut für den Einsatz in Wohntextilien und Accessoires vorstellen. Auch für Blindenschrift sei das bereits patentierte Material dank seiner reliefartigen Oberfläche geeignet. Im übrigen habe sich das Thema Wolle durch ihr ganzes Studium gezogen; "dieses Material kann nur durch mechanische Behandlung völlig sein Gesicht verändern", schwärmt sie; so wie ihr Strukturfilz, bei dem durch Vernadeln an der Oberseite ein Relief und an der Unterseite eine Filzschicht entsteht.
Dass alle Nominierten in der Wettbewerbskategorie Textildesign/Innovative Textilien aus Sachsen kamen, ist für Grazyna Grabowicz kein Zufall: "Das Umfeld ist ideal." Sie selbst führte ein Jobangebot nach dem Studium nach Chemnitz. Heute arbeitet sie freiberuflich als Designerin, entwirft unter anderem Seidenmuster. Eine von Grazyna Grabowicz kreierte Seidenstoff-Kollektion in modern aufgefasster grafischer Designierung war zur letzten Frankfurter Messe Heimtextil viel beachtetes Exponat der Plauener Spinnhütte GmbH.
Haustex fragte, was sie im Falle des Gewinns des Innovationspreises mit dem Preisgeld des höchstdotierten Nachwuchswettbewerbes der Textilbranche angefangen hätte? "Das Material weiterentwickeln und vertreiben", sagt sie; "um irgendwann von dem leben zu können, was ich mit dem Herzen mache."
aus
Haustex 05/08
(Wirtschaft)