3. Gemeinschaftstagung Estrich - Parkett - Belag, Bad Reichenhall
BEB: Alle am Fußboden Beteiligten willkommen
Die Veranstalter der Gemeinschaftstagung Estrich - Parkett - Belag haben mit Bad Reichenhall in diesem Jahr sicherlich den südlichsten Tagungsort Deutschlands gewählt. Bereits zum dritten Mal demonstrierten die Verbände der Estrichleger, Parkettleger und Bodenleger eine gewerkeübergreifende Zusammenarbeit. Gemeinsam tagten der Bundesverband Estrich und Belag (BEB), der Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik, die Bundesfachgruppe Estrich und Belag im ZDB, die Bundesfachschule Estrich und Belag und die Gütegemeinschaft Estrich und Belag.
Der BEB hat auf seiner Jahreshauptversammlung in Bad Reichenhall einen großen Schritt in die Zukunft eingeleitet. Was sich harmlos anhört kann zu einem völlig neuen Gesicht des Verbandes führen: Die Rede ist von der Vereinfachung der Mitgliederstatuten. Wenn diese im nächsten Jahr in Berlin beschlossen werden, wird der BEB für alle an Qualitätsarbeit im Fussbodenbau Interessierten eine größere und für alle Fussbodenhandwerke offene technische Plattform.
Ein Estrichleger kann bislang nur ordentliches Mitglied im BEB werden, wenn er auch Innungsmitglied in der Bundesfachgruppe Estrich und Belag im ZDB ist. Für andere Gewerke ist der BEB zwar offen, aber auch hier ist die Innungsmitgliedschaft Voraussetzung für eine ordentliche Mitgliedschaft. BEB-Vorsitzender Heinz Schmitt erklärte: "Ich kenne eine Reihe von guten Handwerksbetrieben, die sich in ihren Innungen nicht mehr gut repräsentiert gefühlt haben und ausgetreten sind." Die Folge ist, dass sie im BEB zwar (außerordentliches) Mitglied sein dürfen, aber nicht in ein Amt gewählt werden können.
Angestrebt wird, dass es künftig nur noch ordentliche Mitglieder (Handwerk, Sachverständige) und Fördermitglieder (Industrie) geben wird. Die Mitgliedschaft in einer Innung soll nicht mehr Voraussetzung für eine ordentliche BEB-Mitgliedschaft sein.
Adalbert Krusius, Hans Uwo Freese und Heinz-Dieter Altmann begrüßten den Vorschlag von Schmitt mit Wortmeldungen. Der einhellige Tenor: Im Zuge der Weiterentwicklung der handwerklichen und berufsständischen Strukturen sei eine Satzungsänderung in diesem Punkt dringend erforderlich. Heinz-Dieter Altmann brachte es auf den Punkt: "Wir sollten uns als Plattform des Fußbodens verstehen und dazu sollte jeder Zutritt haben, auch wenn er nicht in der Innung ist." In einer Tendenzabstimmung gab es ein einstimmiges Votum ohne Gegenstimme und Enthaltung für diese Vorgehensweise. Der Vorsitzende kündigte an, dass er zur kommenden Mitgliederversammlung in Berlin einen entsprechenden Vorschlag zur Abstimmung vorlegen werde. Bei einer positiven Abstimmung würde sich der BEB für alle am Fußboden Beteiligten weiter öffnen.
75 Jahre verbandliche Organisation
Schmitt berichtete, dass in diesem Jahr die Mitgliederversammlung vor dem Hintergrund eines besonderen Ereignisses stattfand. Die verbandliche Organisation, auf die der Bundesverband zurückzuführen sei, besteht seit 75 Jahren. Der Vorsitzende würdigte das Jubiläum mit den Worten: "Dies deutet im besonderen Maße auf die Bedeutung und nachhaltige Leistungsfähigkeit des BEB hin." Der BEB entstand aus dem Fachverband Steinholz mit damaligen Sitz in Berlin, der sich in den 50er Jahren in den "Fachwissenschaftlichen Bundesverband Estrich und Steinholzschutz" umbenannte. Infolge der handwerksrechtlichen Entwicklung und der Zusammenschlüsse regionaler Verbände kam es dann zu mehrfachen Namensänderungen. Im Jahr 1985 entstand der heutige Name Bundesverband Estrich und Belag. Nach Schmitts Einschätzung ist der Bundesverband für seine zukünftigen Aufgaben bestens gerüstet. Erst vor wenigen Jahren ist der Neubau des Instituts für Baustoffprüfung und Fußbodenforschung entstanden. Der Verband und sein Institut verstehen sich heute als moderne Informations- und Kommunikationsplattform für den gesamten Fußbodenbau.
Diskussion über CEM II-/ CEM III-Zemente
Auf maßgebliche Initiative des BEB und der Bundesfachgruppe fand im Herbst 2007 in Troisdorf ein Dialog zwischen dem Handwerk und der baustoffherstellenden Industrie zum Thema CEM II-/CEM III-Zemente für die Estrichverlegung statt. Die Produkte hätten in der Vergangenheit wiederholt zu Mängeln bei der Bauausführung im Estrichlegerhandwerk geführt. Von Seiten des Handwerks möchte man erste Ergebnisse auf der BEB-Sachverständigentagung in Schweinfurt präsentieren. Heinz-Dieter Altmann zählte mögliche Schäden auf: Sie reichen von einer Verschlechterung der Oberflächenfestigkeit und einer vermehrten Rissbildung bei der Verlegung im Sommer bis zu stärkeren Verformungstendenzen und einer stark verzögerten Austrocknung. Darüber hinaus kann es beim Verbundestrich zu vermehrten Hohlstellen kommen und es kann Probleme beim maschinellen Glätten geben. Altmann bedauerte, dass die Zementindustrie bislang ihre Zusagen nicht eingehalten hat. Aus diesem Grund werden jetzt am Institut für Baustoffprüfung und Fußbodenforschung eigene Untersuchungen durchgeführt. Altmann erklärte: "Wir erstellen dazu ein Hinweisblatt - zur Not auch ohne die Industrie."
Gewerkeübergreifende Zusammenarbeit
Um die gewerkeübergreifende Zusammenarbeit zwischen den Estrichlegern, Parkett- und Bodenlegern weiter zu intensivieren, hat erstmals im Herbst 2007 eine gemeinsame Vorstandssitzung der verschiedenen Verbände stattgefunden. Anlässlich dieses Treffens erfolgten Beratungen zu gemeinsamen Aktivitäten. Bislang drückten sich diese in abgestimmten Veröffentlichungen oder Gemeinschaftstagungen aus. Bereits im Januar hatten sich die Verbände zusammengefunden, um den Fußbodenbau anlässlich der Messe Domotex zu repräsentieren. Der Bundesverband war dort mit anderen Verbänden auf einem Branchentreff vertreten, der vom Verlag der FussbodenTechnik gestaltet worden war.
BEB-Sachverständigentagung 2008 in Schweinfurt
Für einen besonderen Höhepunkt sorgte im vergangenen Jahr wieder der Arbeitskreis Sachverständige unter der Leitung von Heinz-Dieter Altmann. Die von ihm und seinem Arbeitskreis vorbereitete 8. Internationale Sachverständigentagung wurde von rund 200 Experten des Fußbodenbaus aus dem In- und Ausland besucht. Die Teilnahme von Vertretern bauausführender Betriebe und Unternehmen der Zulieferindustrie hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. Aufgrund des großen Zulaufs findet die Tagung am 7. und 8. November 2008 erstmalig in Schweinfurt statt. Im Foyer des neuen Kongresszentrums können künftig 30 bis 35 BEB-Fördermitglieder ausstellen.
Hinweisblätter aktualisiert
Der Sachverständige Ingo Niedner, Obmann des BEB-Arbeitskreises Kunstharz, berichtete über das aktualisierte Arbeits- und Hinweisblatt "Industrieböden aus Reaktionsharzen - KH-3 Beschichtung/Belag". Die Veröffentlichung wurde neu gegliedert, zusammengefasst und so die Übersichtlichkeit erhöht.
Der Arbeitskreis Sachverständige unter der Leitung von Heinz-Dieter Altmann hat drei Arbeits- und Hinweisblätter aus den Jahren 1985 und 2001 inhaltlich dem aktuellen Stand der technischen Entwicklung angepasst. Hierbei handelt es sich um folgende Veröffentlichungen:
- Hinweise für die Verlegung von Estrichen in der kalten Jahreszeit, Register Nr. 4.5
- Hinweise für den Auftraggeber für die Zeit nach der Verlegung von Zementestrichen auf Trenn- und/oder Dämmschichten, Register Nr. 6.3 und
- Hinweise für den Auftraggeber für die Zeit nach der Verlegung von Calciumsulfatestrichen, Register Nr. 6.4.
Stabiler Haushalt
BEB-Geschäftsführer Edgar Leonhardt informierte darüber, dass aus Sicht der Geschäftsstelle das Rechnungsjahr 2007 ohne Komplikationen verlaufen ist. Dem Bericht des Steuerberaters nach sind die Vermögenshaushalte des Verbandes als stabil zu bezeichnen.
Beim Jahresabschluss 2007 lag genau wie in den Vorjahren eine Überdeckung des Haushaltes vor. Diese Mittel seien dem Vermögenshaushalt des Verbandes zugeführt worden. Leonhardt erklärte, dass es ideal wäre, Rücklagen für die Gebäude des Verbandes in Höhe von 10 bis 15% des Gebäudewertes zu bilden, um zukünftig Sanierungsmaßnahmen durchführen zu können.
4. Gemeinschaftstagung in Berlin
Im kommenden Jahr wird zum 4. Mal eine Gemeinschaftstagung Estrich - Parkett - Belag stattfinden. Diese wird dann wieder mit den benachbarten Verbänden wie dem Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik und dem Fachverband des Deutschen Tapeten und Bodenbelagshandels (FDTB) durchgeführt. Der Veranstaltungsort ist das Novotel in Berlin, Termin ist der 15. und 16. Mai 2009. Im Jahr 2010 wird die Jahrestagung in Bad Neuenahr stattfinden.
3 Fachvorträge für alle Tagungsteilnehmer
Im Gemeinschaftteil der Tagung gab es für alle Gewerke drei gemeinsame Fachvorträge. Bernd Kallina vom Deutschlandfunk sollte zum Thema "Kampagnenjornalismus in der heutigen Informationsgesellschaft - Diskriminierung mittelständischer Belange" referieren.
Petra Kuhn untersuchte "Perspektiven im Fußbodenbau - Die Branche im Wandel".
Kuhn konnte folgende Trends in der Fußbodenbranche ausmachen: Fließestriche und Fertigteilestriche gewinnen an Bedeutung; Systemlösungen sind gefragt. Bei den Bodenbelägen seien besonders Parkett, Fliesen- und Plattenbeläge, dünne Beschichtungen und eingefärbte Estriche im Kommen.
Für das Handwerk sei es wichtig, Chancen zu erkennen und zu nutzen. Dafür müssen die eigenen Stärken und Schwächen erkannt und Nischen besetzt werden. Mögliche Nischen seien dünne Aufbauten, spezielle Sanierungslösungen, Industrie-/Gewerbebauten und Nischenmärkte wie die Betonsanierung. Ihrer Erfahrung nach verlangten private Bauherren heute nach Speziallösungen. Als typische Trends nannte Kuhn Schiefer-Böden, Häuser in Sichtbeton und Schwarz/Weiß-Ausstattungen. Kuhns Überzeugung lautete: "Kunden kaufen keine Produkte, sondern Emotionen." Um die anspruchsvollen Wünsche der Kunden umsetzen zu können, empfahl sie Kooperationen mit Heinzungsbauern und anderen Gewerken einzugehen, um "alles aus einer Hand" anbieten zu können.
Kuhn begründete, warum die Chancen für das Handwerk heutzutage gut stehen:
- Weil die Immobilie im Fokus der Altersvorsorge liegt.
- Weil wir einen ständig wachsenden Immobilienmarkt haben.
- Weil der Wunsch nach Lebensraumgestaltung und Wohnwertsteigerung, Wellness und Energieeffizienz für zusätzliche Aufträge sorgen wird.
- Weil das kaufkräftige Klientel über 50 besonderen Wert auf Qualität und Sicherheit legt.
Technisch wurde es beim Vortrag des Parkett-Sachverständigen Volker Brückner, der über "Holz auf beheizten Fußbodenkonstruktionen - Möglichkeiten und Grenzen" referierte. Insbesondere im Einfamilienhaus-Neubau werden zunehmend Fußbodenheizungen eingebaut, so dass sich jeder Parkett- und Bodenleger hinreichend mit der Thematik auskennen muss. Während sich der Heizungsbauer im Vorfeld mit Heizlast und Verlegedetails wie Rohrabständen etc. beschäftigt, interessiert die Parkett- und Bodenleger vor allen Dingen die Frage nach dem richtigen Oberbelag. Wichtiges Kriterium: die Wärmeleitfähigkeit eines Körpers. Je geringer der Wärmedurchlasswiderstand R, desto einfacher kommt die Wärme der Fußbodenheizung an die Oberfläche und damit in den Raum. Nach DIN EN 1264 darf die Summe der Wärmedurchlasswiderstände nicht höher als 0,15 qm x K/W sein.
Speziell bei Holzböden auf beheizten Fußbodenkonstruktionen muss zudem das hygroskopische Verhalten des Holzes beachtet werden. Auf Veränderungen der Luftfeuchte reagiert Holz mit Quellen oder Schwinden. Durch den Betrieb einer Fußbodenheizung entsteht an der Fußbodenoberkante (Empfohlene Maximaltemperatur: 26C) eine geringere Luftfeuchte als im Raum, dadurch sinkt die Holzfeuchte. In der Folge entstehen Fugen. Bei Massivholz sollten daher eher schmale Elemente eingesetzt werden, um die Fugenbreite möglichst klein zu halten. Es empfehlen sich grundsätzlich Holzarten mit langsamen Feuchtewechselzeiten wie Doussie, Nussbaum oder Eiche. Geklebtes Mehrschichtparkett wiederum verhält sich auf Grund der Sperrwirkung der Lagenverleimung bezüglich der Fugenöffnungen günstiger, erklärte Brückner weiter. Außerdem ist bei der Auswahl einer Parkettunterlage mit einem günstigen R-Wert eine schwimmende Verlegung bei Mehrschichtparkett möglich.
aus
FussbodenTechnik 04/08
(Wirtschaft)