C.G.G. Schönfeld

Als Mohair-Handweberei einzig am Markt


Crimmitschau - In der Region um die westsächsische Große Kreisstadt reichen die Wurzeln der Weberei Jahrhunderte zurück. Von der dort einst reichen Substanz dieser Textilsparte ist heute nur wenig übrig. Allerdings lebt die Tradition im besten Sinne des Wortes in einem Kleinstunternehmen fort: Die C.G.G. Schönfeld GmbH, der Heimtextilienbranche noch eher als Design-Teppich-Manufaktur geläufig, ist dem Vernehmen nach der einzige Betrieb in Deutschland, der handgewebte Wohndecken fertigt.

Heike Schönfeld, geschäftsführende Gesellschafterin: "Unsere Mohair-Decken sollen auf jeden Fall ein Schmuckstück in der Wohnung sein, auch wenn sie nicht direkt für wärmende Zwecke benutzt werden sollten." In dieser aus Verkaufsgesprächen gewonnenen Erkenntnis sieht sie den von Kunden anerkannten, besonderen qualitativen und designerischen Anspruch ihrer Erzeugnisse bestätigt. Der zweifellos gegeben ist; kann doch bei der Fertigung der handgewebten Decken auf Erfahrungen aus über fünf Jahrzehnten zurückgegriffen werden.

Die Deckenproduktion hat bei C.G.G. Schönfeld ein ganzes Stück Firmengeschichte mitgeschrieben. Die Ursprünge gehen auf das Jahr 1957 zurück. Aus Streichgarn wurden karierte Kniedecken gewebt; seit 1963 Mohair-Decken, die bis zur politischen Wende in der DDR etwa 80 Prozent der wertmäßigen Produktion ausmachten. Bei "Schönfeld", seinerzeit als "staatlich anerkannter Kunsthandwerksbetrieb" deklariert, waren damals zwei Webstühle ununterbrochen mit dem Sortiment belegt. Jetzt dient die Mohairdecken-Weberei in Form von Kleinserien zeitweise zur Kapazitätsauslastung der nebenher betriebenen Designteppich-Fertigung. Von Zeit zu Zeit wird der auf Lager produzierte Deckenbestand aufgefüllt, auf den beim Verkauf zurückgegriffen wird; in erster Linie von Einrichtungshäusern mit höherwertigem Angebot. Verkäufe an Verbraucher gemäß deren Direktbestellung machen etwa die andere Hälfte des Umsatzes aus, der - wenngleich im Vorjahr "nicht ganz schlecht ausgefallen" - noch nicht befriedigen könne. Darin ist sich die Crimmitschauer Handweberei mit den großen Herstellern der Branche in Erwartung einer Belebung des Geschäfts einig.

"Handgewebte Mohair-Decken sind etwas ganz Besonderes." Dieser Wertung, zu Recht vom Hersteller als Verkaufsargument gebraucht, schließen sich im Falle der von Schönfeld gefertigten Erzeugnisse die Einkäufer des Handels an: Weil jede Decke aus dem Crimmitschauer Kleinstbetrieb in Handweberei faktisch zum Unikat gerät, auch wenn sie uni ausgelegt ist.

Vom Webstuhl kommt die Ware - technologisch durch die Art der nachfolgenden Ausrüstung bedingt - als 20 bis 25 Meter-Stücke. Verarbeitet wird Mohair-Loop-Zwirn; das ist eine Faden-Seele aus Woll-Kammgarn, um die herum Mohair in der Art von Bouclé gezwirnt ist. Das Mohair stammt von Angora-Ziegen aus dem chilenischen Hochland. Mohair ist hautsympathisch, langlebig und von Natur aus flammhemmend. Es zeichnet sich durch geringes Anschmutzverhalten aus.

Dem Weben folgen die Arbeitsgänge Waschen, Walken und Rauhen, die in Lohnarbeit vergeben sind. Das Rauhen geschieht mit Naturdisteln auf Naturkarden, der Exklusivität des Produktes entsprechend. Die traditionelle Art der Aufbereitung macht die Decken außergewöhnlich strapazierfähig. In 180 cm Breite gewebt, schrumpfen sie nach den Prozeduren der Ausrüstung auf 140 cm. Die Fransen werden bereits im Webstuhl mit der Hand gedreht; später beim Walken und Rauhen so fixiert, dass man keine Fäden mehr sieht.

Die Decken sind von erlesener Qualität, wie Stammkunden vielfach bestätigten. Das Attribut treffe genauso auf das Design zu, das von Dipl.-Designerin Heike Schönfeld gemacht wird. In den zurückliegenden 90er Jahren hatte sie eine Zeitlang die Möglichkeiten der Handweberei für individuelle Muster in den Decken genutzt, was verkaufsseitig dann aber schwer umzusetzen war. Im Jahr 2000 wurde auf eine im Absatz besser nachvollziehbare Uni-Kollektion umgestellt, die jedoch mit ihren gestalterischen Besonderheiten als solche auf den ersten Blick gar nicht auszumachen ist. Zehn Grundfarben stehen in der Kette zur Auswahl. Durch Mischung sind hernach ca. 60 Farbvarianten als Unis oder Melangen im Angebot.

Die Mohair-Decken werden in zwei Größen offeriert: Kniedecken in 140/100 cm, Reisedecken in 140/200 cm. Bei größeren Abnahmemengen pro Kolorit sind Sondermaße möglich. Die verwendeten reaktiv gefärbten Garne gewährleisten hohe Farb- und Lichtechtheit adäquat zur langen Lebensdauer der Erzeugnisse. Die gewalkten Decken können unbedenklich mit Wollwäsche gepflegt werden, auch in der Maschine, wobei es auf die abgestimmte Temperatur zwischen Wasch- und Spülgang ankommt. Um den Verkauf zu unterstützen, stellt Schönfeld eine Farbkarte auch mit haptisch fühlbaren Proben und fertig ausgerüsteten Musterproben für den Griff-Ausfall der Ware zur Verfügung.
aus Haustex 06/08 (Wirtschaft)