Fachverband Matratzen-Industrie

Teuerungszuschlag auf Matratzen - was steckt dahinter?


In diesem Sommer erheben zahlreiche Hersteller von Federkernmatratzen erstmals einen Teuerungszuschlag auf ihre Produkte. Der Grund hierfür sind laut Matratzenverband die beständig explosionsartig steigenden Stahlpreise.

Zur Herstellung von Federkernen benötigt man spezielle Federstahldrähte, für die es keinen offiziellen Index gibt. Jeder Federkernhersteller muss also individuell seine Preisänderungen errechnen und gibt die Materialmehrkosten an seine Kunden, die Matratzenhersteller, weiter. Um Anhaltspunkte über die Dimensionen der derzeit rasanten Stahlpreisentwicklung zu haben, empfiehlt sich der Aufruf der Internetseite http://www.meps.co.uk/allproducts%20steel%20price.htm. Hier werden die Tendenzen der Preisentwicklung von Stahl in verschiedenen Rubriken mit Indexwerten aufgezeigt. Dargestellt werden die Ab-Werk-Preise in US-Dollar. Allein von Januar 2008 bis Juni 2008 ist der Stahlpreis um knapp 60 Prozent gestiegen (siehe Tabelle). Bereits weitere realisierte massive Erhöhungen im Juli und voraussichtlich auch August 2008 sind dabei noch nicht berücksichtigt.

Auf diese Rohstoffpreisentwicklung reagieren nun die Hersteller von Federkernmatratzen. Der Teuerungszuschlag ist dem Verband zufolge vergleichbar mit dem Kerosinzuschlag auf Flugtickets. Er hofft, dass es für jeden Verbraucher nachvollziehbar ist, dass durch steigende Rohstoffpreise auch das Endprodukt teurer wird.

Die Hersteller von Federkernmatratzen haben nun zwei Möglichkeiten, mit dieser Preisentwicklung umzugehen. Zum einen können sie den Materialeinsatz verringern, also zum Beispiel die Zahl der Stahlfedern pro Matratze, und hierdurch bei gleich bleibendem Preis ein qualitativ schlechteres Produkt anbieten. Bei einem so wichtigen und gesundheitsrelevanten Gut wie der Matratze, die erheblich zu unserem Wohlbefinden beiträgt und die Regeneration unseres Körpers während der Nacht entscheidend unterstützt, so der Verband, könne es weder im Interesse der Industrie, des Handels noch des Endkunden sein, Einbußen bei der Qualität hinzunehmen.

Die Alternative, mit der Rohstoffpreisentwicklung mitzuhalten, ist die Weitergabe der Mehrkosten an den Kunden. Langfristig ausgehandelte Konditionsbindungen und die Angst, in einem ohnehin nicht florierenden Markt wertvolle Marktanteile an Mitbewerber zu verlieren, sprechen dagegen. Der Handel in Deutschland sei in großen Verbänden organisiert und verfüge über eine entsprechende Marktmacht, bedauert der Verband. Der Handel wolle an Handelseckpreisen festhalten, aber dabei bleibe unklar, wer auf Dauer die Mehrkosten tragen könne und wolle.

Der erwähnte Teuerungszuschlag wird von Matratzenherstellern innerhalb und außerhalb des Matratzenverbandes erhoben. Es handele sich dabei keineswegs um eine allgemeine Preiserhöhung der Hersteller, die außerdem beispielsweise steigende Lohn-, Transport- und Energiekosten mit berücksichtigen würden, betont der Matratzenverband. Mit dem Teuerungszuschlag würden die Matratzenhersteller ausschließlich die Kosten der gestiegenen Rohstoffpreise anteilig - und transparent - weitergeben.

Der Verband sieht den Teuerungszuschlag als ein faires Mittel an, um auf die Rohstoffpreiserhöhung flexibel und gerecht reagieren zu können. Der Zuschlag werde auf einzelne Matratzen erhoben, von den produzierenden Unternehmen flexibel den Marktentwicklungen angepasst und sei letztendlich variabel und könne damit bei sinkenden Rohstoffpreisen entsprechend angepasst werden. Als besonders unerfreulich empfindet der Verband die Tatsache, dass die gestiegenen Rohstoffpreise vor allem auch durch Spekulationen an Finanzmärkten um bestimmte Rohstoffe erzeugt wurden.

Damit Hersteller von Matratzen transparent die Auswirkungen der auf sie zukommenden Rohstoffpreisentwicklungen weiter geben können, haben sie den Teuerungszuschlag eingeführt. Jedes Unternehmen errechnet den Zuschlag einzeln, passt ihn flexibel an und reicht ihn an seine Kunden weiter. Jedes Unternehmen, das auf Dauer Qualität produzieren und sinkende Margen nicht mehr in Kauf nehmen wolle, werde also nicht umhin kommen, den Teuerungszuschlag zu erheben. "Als Verband werden wir nicht müde, konstruktive Gespräche mit unseren Partnern zu suchen, auf die Problematiken dieses Marktes hinzuweisen, sachlich die Entwicklung der Rohstoffpreise darzustellen und öffentlich zu erklären, wie es zu solchen Teuerungen kommt", erklärt Dr. Ulrich Leifeld, Geschäftsführer des Matratzenverbandes. Der Matratzenverband sehe sich in der Pflicht, diese Zusammenhänge öffentlich zu erklären.

"Fakt ist, dass die steigenden Kosten alle Matratzenhersteller betreffen und diese handeln müssen, um im Markt weiterhin bestehen zu können. Es tut allen Matratzenherstellern sicherlich weh, in einer ohnehin angespannten Marktsituation mit Zuschlägen operieren zu müssen. Doch wenn sich die deutschen Hersteller auf Qualität berufen, müssen sie auch das entsprechende Material einsetzen. Das sollte einleuchten. Was nicht einleuchtet, sind versteckte Erwartungen - vor allem des Handels - bewährte Qualität zu weiterhin gleichem Preis zu bekommen und diese zu angeblich attraktiven Handelseckpreisen verkaufen zu wollen. Eine Zaubermatratze, die diesen Vorstellungen gerecht wird, kann auch mit viel gutem Willen und jeder Menge Innovationskraft nicht erfunden werden."
aus Haustex 08/08 (Wirtschaft)