Gespräch mit Markus Kretschmer, Holzland
"Wir setzen auf Verbraucher-Aufklärung"
Ökologie und Nachhaltigkeit sind wichtige Zukunftsthemen der Holzwirtschaft. Die Holzhandelskooperation Holzland beschäftigt daher in ihrer Düsseldorfer Zentrale einen eigenen Nachhaltigkeitsbeauftragten. ParkettMagazin hat mit Markus Kretschmer, der zugleich Produktmanager Boden/Wand/Decke ist, über die Nachhaltigkeit bezogen auf Terrassendielen gesprochen. Aus seiner Sicht müssen die Endverbraucher vor allen Dingen ausreichend Informationen an die Hand bekommen, damit sie selbst - entsprechend ihres eigenen "ökologischen Gewissens" - den passenden Outdoorbelag auswählen können.
ParkettMagazin: Immer mehr Terrassen werden mit hölzernen Terrassendecks belegt. Bei welchen Produkten kann der Endverbraucher ein ökologisch gutes Gewissen haben?
Markus Kretschmer: Das ist eine gute Frage. Im Grunde geht es um eine sehr individuelle Entscheidung. Wo setzt also mein ökologisches Bewusstsein als Verbraucher an? Hier gibt es eine Bandbreite. Wichtig ist allerdings: Der Verbraucher orientiert und informiert sich und entscheidet dann. Das heißt für mich: Zum Produkt gehört heute vor allem die Information, um damit die Basis für eine individuelle Entscheidung des Verbrauchers möglich zu machen.
Grundsätzlich: Holz, bei dem man ein gutes ökologisches Gewissen haben kann, stammt eher aus heimischen, nachhaltig bewirtschafteten Waldgebieten als aus fernen Ländern. Ein "ökologisch" sicheres Gefühl geben dem Verbraucher damit in erster Linie heimische Holzarten, die beispielsweise durch Behandlung mit Ölen für den Einsatz im Außenbereich vorbereitet werden. Oder Hölzer wie Eiche und Lärche, die den Witterungsbedingungen auch ohne zusätzlichen Schutz lange standhalten. Thermische oder nicht toxische chemische Behandlung würde ich durchaus ebenfalls für vertretbar halten. Aber Achtung: Wie tickt das "ökologische Bewusstsein"? Hilft es wirklich, dass es Kesseldruck-Verfahren gibt, die RAL-zertifiziert sind?
Also: Was muss der Kunde wissen, um zu entscheiden? Und wie muss ich damit umgehen, informieren und welche Alternativen müssen aufgezeigt werden? Diese Fragen und mein eigenes ökologisches Bewusstsein als Anbieter sind wohl entscheidend.
ParkettMagazin: Die Umweltschutzorganisationen - insbesondere Greenpeace - setzen voll und ganz auf FSC-Zertifizierung. Welche weiteren Siegel sind aus Sicht der Holzland-Kooperation ebenfalls glaubwürdig? Und welche halten Sie für kritisch?
Kretschmer: Ich glaube, in diesem Kontext spricht der Gesamtverband Deutscher Holzhandel eine klare Sprache. Bei einer weltweiten FSC-Rate von 2,3% kann eine Konzentration auf FSC - wie sie von den meisten Umweltschutzorganisationen gefordert wird - derzeit keine Lösung sein. Auch die Vorgehensweise, der anderen Zertifizierungen wie PEFC pauschal zu negieren, kann im Sinne des Verbrauchers nur verunsichern. Wichtig ist, dass es Siegel gibt, die dem Endverbraucher darstellen, dass das angebotene Produkt aus verantwortungsbewusster, nachhaltiger Forstwirtschaft stammt und dass dies durch unabhängige Prüfstellen in regelmäßigen Abständen geprüft wird und damit die Richtigkeit und Glaubwürdigkeit gesichert sind.
Holzland setzt nicht auf ein Zertifikat oder ein Siegel, obwohl wir im Dialog mit unseren Partnerunternehmen feststellen, dass diese verstärkt FSC-zertifizierte Produkte nachfragen. Holzland setzt auf Aufklärung der Verbraucher. Erster Schritt in diese Richtung war 2006 der Terrassendielen-Flyer. Hier haben wir in Zusammenarbeit mit Dr. Gerald Koch vom Institut für Holzwirtschaft der Universität Hamburg verfügbare Holzarten, ihre Eignung und Eckdaten sowie Angaben zu Zertifikaten aufgelistet.
Wenn man sich die Sortimentsbreite im Bereich Terrassendielen im Holzhandel anschaut, wird deutlich, dass der Verbraucher von zertifizierten Hölzern über Sortimente aus heimischen, modifizierten Holzarten bis zu Substituten aus dem WPC-Bereich eine Bandbreite findet, die ihm eine sichere Entscheidung ermöglicht. Das ist unser Ziel.
ParkettMagazin: Wie schätzen Sie die Nachhaltigkeit von WPC ein?
Kretschmer: Die wichtige Frage ist aus unserer Sicht: Welche Rohstoffe - in der Komponente Holzfaseranteil - fließen in den Produktionsprozess ein? Dies betrifft die Beschaffungsthematik. Denn Bioenergie und Biowerkstoffe führen zu einer steigenden Nachfrage nach verwendbaren Holzrohstoffen wie Sägewerksnebenprodukte. Hier sind Beschaffungsengpässe absehbar.
Aber: Insgesamt betrachtet sind WPC und Biowerkstoffe bezogen auf ihren Holzanteil "nachhaltig", davon ausgehend, dass der Rohstoffanteil Holz aus nachhaltigen Quellen stammt. Und, natürlich auch "nachhaltiger" als reine Kunststoffprodukte. Somit, im Grunde nicht anders als in der Tropenholzdiskussion, kommt es letztlich darauf an, dass die verarbeiteten Holzfaserrohstoffe aus zuverlässig nachhaltiger Forstwirtschaft stammen. Dies kann - z. B. wenn chinesische Hersteller sich, wie es scheint, künftig im WPC-Bereich stark machen - nicht durchgehend zweifelsfrei angenommen werden.
Sicherheit schafft, so ist es der Stellungnahmen des VHI zu entnehmen, hier das vom Verband initiierte Qualitätszeichen für WPC-Produkte (siehe gesonderter Beitrag). Hieße: die WPC-Terrassendiele könnte als 100% reycelfähig bewertet werden, da sie theoretisch noch einmal als Terrassendiele verwendet werden oder im Rahmen der energetischen Nutzung "verbraucht", sprich verbrannt, werden kann. Gleichzeitig sollte man sich überlegen, ob die Energie-, Ressourcen- und Emissionsbilanzen des Kunststoffanteils, der Produktionsverfahren und auch das Verhältnis der Komponenten insgesamt dem Nachhaltigkeitsgedanken entsprechen.
Letztlich denke ich, dass im Bereich der Terrassenbodenbeläge in der Frage: "WPC ja oder nein" das Gefühl des Verbrauchers entscheiden wird. Zertifizierte, verlässlich nachhaltige Tropenhölzer, dauerhafte heimische Hölzer und thermisch wie chemisch modifizierte Hölzer aus nachhaltiger Forstwirtschaft kommen derzeit stark auf den Markt und sind Alternativen zu den hochwertigen WPC-Produkten. Es ist der Kunde, der sich entscheidet, ob er für seine Terrasse den reinen natürlichen Werkstoff oder das innovative Mischprodukt wählt.
aus
Parkett Magazin 03/08
(Wirtschaft)