GD Holz: 33. Deutscher Holzhandelstag in Lübeck
Verantwortungsvoll (Holz) handeln
Mit einem leichten Umsatzplus von knapp 1% hat der deutsche Holzhandel das erste Halbjahr 2008 abgeschlossen - zu diesem Ergebnis kommt der Betriebsvergleich des Gesamtverbandes Deutscher Holzhandel (GD Holz). Besonders erfreulich: Holzfußböden lagen 7% über Vorjahr. Auf dem 33. Deutschen Holzhandelstag, der Mitte Juni in Lübeck stattfand, gab der Verband dennoch für das zweite Halbjahr einen verhaltenen Ausblick, da Impulse aus der Neubautätigkeit fehlen. In Lübeck beschäftigten sich die Teilnehmer in zahlreichen Vorträgen mit Nachhaltigkeit, CSR (Corporate Social Responsibility) und der europaweiten Entwicklung des Holzhandels.
Lübeck, die Stadt der berühmten Kaufmannsfamilie Buddenbrook, war in diesem Jahr Veranstaltungsort für die Mitgliederversammlung des Gesamtverbandes Deutscher Holzhandel (GD Holz). Rund 140 Holzhändler und Repräsentanten der zuliefernden Industrie reisten nach Norddeutschland, um sich neben der aktuellen Marktlage auch mit den Themen "Verantwortungsbewusster Holzhandel" und "Europäische Entwicklung" zu beschäftigen.
Die Marktentwicklung und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geben derzeit "nicht viel Anlass, um Zuversicht zu verbreiten", stellte der GD Holz-Vorsitzende Martin Geiger in seiner Eröffnungsrede fest. Dabei war der deutsche Holzhandel zunächst gut ins Jahr 2008 gestartet. Im ersten Quartal verzeichnete die Branche laut internem Betriebsvergleich, an dem knapp 40 GD-Holzhändler teilnehmen, ein Umsatzplus von 3,6%. Im Verlauf des ersten Halbjahrs schwächte sich das Wachstum aber ab, so dass nach sechs Monaten nur noch ein leichtes Plus von knapp 1% zu Buche stand.
Fußböden mit deutlichem Wachstum
Außergewöhnlich gut entwickelte sich dem Betriebsvergleich zufolge der Bereich Holzfußböden. Im ersten Halbjahr wurden 7% mehr Parkett und Laminatböden umgesetzt als im Vorjahreszeitraum, dessen Ergebnisse allerdings auf Grund der Mehrwertsteuererhöhung unbefriedigend waren. Die Produktgruppe Holzfußböden trägt mit einem Anteil von rund 10% zum deutschen Holzhandelsumsatz von 10,8 Mrd. EUR bei (siehe Diagramm).
Auch Holzwerkstoffe erreichten ein Plus (+ 10%), während Schnittholz (- 8%) und Gartenholz (- 6%) im ersten Halbjahr 2008 unter Vorjahr lagen.
2007: Großhandel als Zugpferd
Das Geschäftsjahr 2007 hatte über alle Sortimente und alle Vertriebsformen im deutschen Holzhandel einen Zuwachs von 2,8% gebracht, berichtete Thomas Goebel (GD Holz) in Lübeck. Die besten Sortimente waren im vergangenen Jahr Holzwerkstoffe und Gartenholz. Im zweiten Halbjahr 2007 habe sich jedoch eine deutliche Marktberuhigung besonders in den Schnittholzsortimenten bemerkbar gemacht, gekennzeichnet durch Preisdruck in vielen Bereichen.
Während der Holzgroßhandel über das Gesamtjahr um 6 bis 7% wuchs, war es für den Holzeinzelhandel mit einem Minus von 8 bis 9% kein gutes Jahr. Trotz einer guten konjunkturellen Lage zeigten die Endverbraucher eine erhebliche Kaufzurückhaltung, unter anderem bedingt durch den Wegfall der Eigenheimzulage. Und eine schnelle Erholung im Neubaubereich ist nach Einschätzung des GD Holz nach wie vor nicht in Sicht. Statt dessen setzt der Holzhandel auf den qualifizierten Innenausbau und den Gewerbebau. Renovierung und Sanierung im energieeffizienten Bereich sind langfristig gesetzte Themen, auch für den Holzhandel.
Angesichts der schwierigen Baukonjunktur und der allgemeinen Rahmenbedingungen geben Vorstand und Geschäftsführung einen verhaltenen Ausblick. Der Holzhandel müsse im Wettbewerb zu anderen Absatzwegen täglich erklären, warum er für die holzverarbeitende Industrie der Vertriebskanal der Wahl sein sollte. Zudem beobachtet der GD Holz-Vorsitzende Geiger ein wachsendes, für den Mittelstand gefährliches Bestreben der Politik, alles unter Schutz stellen zu wollen. Die immer noch gärende Diskussion über ein europäisches Urwaldschutzgesetz ist hier nur ein Beispiel. Schließlich ist "Holzhandel schon selbsttätiger Umweltschutz", betont Geiger weiter, da man dem Holz durch den Handel einen Wert zuschreibt.
Nachhaltigkeit als zentrales Veranstaltungsthema
Der verantwortungsbewusste Handel mit Holz war der Themenschwerpunkt des Holzhandelstages in Lübeck. In diesem Zusammenhang mahnte Hauptgeschäftsführer Dr. Rudolf Luers an, die Bedeutung des (deutschen) Holzhandels im Zusammenhang mit den schwindenden Urwäldern nicht zu überschätzen. Illegale Holzeinschläge, die nach offiziellen FAO-Statistiken rund 1% des Welthandels ausmachen, seien sicherlich weltweit ein Problem, doch für den Waldverlust von jährlich rund 14 Mio. ha gebe es eine Vielzahl weiterer Gründe.
Mit verschiedenen Aktionen hatte in jüngster Zeit vor allem Greenpeace deutsche Holzhändler als "Urwaldkiller" bezeichnet und an den Pranger gestellt. Um sicher zu gehen, dass kein Holz aus illegalem Einschlag auf dem Markt landet, ist es nach Greenpeace-Meinung wichtig, dass alle Holzprodukte im Holzhandel das Forest Stewardship Council (FSC)-Siegel tragen. In Lübeck wurde daher in der Sitzung des Fachbereichs Holzgroßhandel das Für und Wider der Forstzertifizierungen diskutiert. Fachbereichsvorsitzender Hartmut Gross forderte Holzhandel und Umweltschutzorganisationen gleichermaßen auf, weniger emotional zu agieren. Die Zertifikatsdiskussion müsse endlich versachlicht werden. Dabei sind Zertifizierungen vor allem Thema des Holzgroßhandels, da er selbst FSC- bzw. PEFC-zertifiziert sein muss, um zertifizierte Produkte an das Handwerk, den Einzelhandel oder den Bauunternehmer verkaufen zu können. Im Holzeinzelhandel genügen dem Endverbraucher dagegen normalerweise die entsprechenden Zertifikate auf den Produktverpackungen.
Keine Einigung zwischen FSC und PEFC
Über den FSC und seine Zertifizierungen informierte Ulrich Malessa (FSC) die Holzhändler in Lübeck. Bisher sind weltweit rund 113 Mio. ha Waldfläche FSC-zertifiziert. Allerdings wachse die Zahl der zertifizierten Fläche jährlich um rund 40%, so dass sich die Versorgungssituation mit FSC-Holz verbessern werde. Außerdem sind Malessa zufolge rund 10.000 Chain-of-Custody (CoC)-Zertifikate (Produktkettenzertifizierung) an Unternehmen der Holzwirtschaft ausgegeben worden. Aktuell gebe es ein verstärktes Interesse von Unternehmen aus dem Papiersektor, aber auch im Holzhandel gebe es Bewegung. Zu der Rückverfolgbarkeit über die CoC-Zertifizierung gibt es aus Sicht von Malessa keine Alternative, obgleich die CoC-Zertifikate nur eine reine Betrachtung des Mengenflusses beinhalten und die eigentliche Kompetenz des FSC natürlich im Bereich der Forstwirtschaft liege.
Einer Harmonisierung von FSC und dem "Konkurrenz-Zertifikat" PEFC erteilte Malessa vor allem auf Grund verschiedenen Organisationsstrukturen der Verbände eine Absage. Während beim PEFC die Waldbesitzer das Sagen hätten, setze die Organisation des FSCauf drei gleichberechtigte Interessensgruppen aus Wirtschaft, Umwelt und Soziales.
Das Ergebnis ist: Viele Unternehmen lassen sich heute parallel zertifizieren, nach den Richtlinien des FSC und denen des PEFC. Die eigentliche CoC-Zertifizierung übernehmen Zertifizierer wie das Hamburger Unternehmen SGS-ICS, das Wilhelm Unnerstall in Lübeck vertrat. Seinen Ausführungen zufolge kostet eine erstmalige Zertifizierung - ohne die späteren Folgezertifizierungen - für Holzhändler weniger als 2.000 EUR.
Im Verlauf der Diskussion forderten daher einige Holzhändler, dass man die Zertifizierung "emotionsloser" sehen und die FSC-zertifizierte Ware einfach als eine zusätzliche Produktgruppe betrachten soll. Man erziele in der Regel keinen besseren Preis, aber man kann seinen Handwerkern möglicherweise ein Produkt bieten, das er woanders nicht bekommt. Am Ende bleibt: Jeder Holzhändler muss für sein Unternehmen und auf Grund seiner Position am Markt genau erwägen, ob für ihn eine Produktkettenzertifizierung hilfreich sein kann.
Allgemein hängt derzeit der Erfolg im Holzhandel ganz maßgeblich von Positionierung des einzelnen Holzhändlers ab. Sowohl im Holzeinzel- als auch im Holzgroßhandel verläuft des Öfteren die Firmenkonjunktur gegenläufig zur negativen Branchenkonjunktur. Unternehmen, die sich eindeutig positioniert haben, sind auch bei der heutigen Marktlage erfolgreich, wie der Vorsitzende des Fachbereichs Holzeinzelhandel im GD Holz, Jens Blume, in Lübeck ausführte.
Holzhandelstanne zur Marke machen
Um im Wettbewerb bestehen zu können, sind die Holzhändler heute mehr denn je gefordert. Der Holzhandelsverband will seine Unternehmen hierbei stärker unterstützen, betonte Dr. Luers, und kündigte an, dass der GD Holz in den nächsten Jahren zu einer Marke entwickelt werde. Das übergreifende Logo, die Holzhandelstanne, nehme in diesem Zusammenhang eine zentrale Bedeutung ein. Ziel ist: Die Mitgliedschaft im GD Holz soll eine Mitgliedschaft in einem Markenverband sein. Die organisierten Unternehmen sollen sich nicht nur fachlich, sondern auch emotional vom Verband vertreten fühlen. Holzhändler, die nicht im GD Holz sind und dennoch die Holzhandelstanne für ihre Zwecke nutzen, würden in Zukunft abgemahnt.
Öko-Werbung und nachhaltiger Konsum
Weitreichende Erfahrung mit Markenstrategien hat Jörg Elfmann von Grey, einer Agentur, die unter anderem die Marken Rewe und Obi aufgebaut hat. Im Rahmen der Tagung des Fachbereichs Holzeinzelhandel referierte der Marketingfachmann über Öko-Werbung und nachhaltigen Konsum. Lifestyle sei heute grün und Corporate Social Responsibilty (CSR), d.h. die unternehmerische Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, der Begriff der Stunde. Aus seiner Sicht ist der Konsument heute stärker sensibilisiert gegenüber Werten und globalen Fragestellungen denn je. Immerhin machen die so genannten LOHAS, d.h. Konsumenten, die durch ihre gezielte Produktauswahl Gesundheit und Nachhaltigkeit fördern wollen, einer Boston Consulting-Studie mittelfristig rund ein Viertel der deutschen Bevölkerung aus.
Durch die neuen Medien haben die Endverbraucher die Möglichkeit, sich in einem transparenten "Global Village" (Globales Dorf) zu bewegen, in dem das "gemeine Volk" die Macht hat. Und dort ist Glaubwürdigkeit von zentraler Bedeutung. Unternehmen wie Hipp, Trigema und dm, denen man besondere Glaubwürdigkeit unterstellt, sind sehr erfolgreich. Nur durch diese Glaubwürdigkeit bestehe nicht die Gefahr, dass positive dargestellte CSR nicht als Bumerang wie etwa beim Krombacher-Regenwald-Projekt zurückschlägt.
Doch nicht nur nationale und internationale Unternehmen müssen sich in diesem Zusammenhang positionieren, sondern auch der Holzhandel. Bei der Auswahl eines CSR-Projekts sollten aus Sicht des Marketingexperten Elfmann einige Grundregeln beachtet werden:
- Auswahl eines Themas, das zur Kultur oder Historie des Unternehmens passt. Das vermittelt Glaubwürdigkeit und vermeidet Austauschbarkeit im Vergleich zum Wettbewerb
- Beschränkung auf ein Thema
- Das gewählte Thema muss von allen Mitarbeitern mitgetragen und gelebt werden
- Dialog statt Monolog, Offenheit für Kritik und Anregungen stehen an erster Stelle
- Aktivitäten müssen transparent sein
- Langer Atem ist erforderlich
- Tue Gutes und rede darüber.
Scheuffele neu im Vorstand
Im Rahmen der Mitgliederversammlung des Holzhandelsverbandes wurde Hermann A. Scheuffele vom Ulmer Holzhändler J.A. Molfenter neu in den Vorstand gewählt. Ausgeschieden sind der ehemalige Präsident Hugo Habisreutinger (Franz Habisreutinger, Weingarten) und das Gastmitglied Andreas von Möller (Jacob Jürgensen, Hamburg). Von Möller war zunächst als Nachfolger von Habisreutinger im Vorstand vorgesehen, hatte vor kurzem aber die Präsidentschaft im Europäischen Verband der Nadelschnittholzimporteure (UCBR) übernommen.
Der nächste Holzhandelstag findet vom 18. bis 20. Juni 2009 statt, erstmals in der Geschichte der Holzhandelstage in Stuttgart.
aus
Parkett Magazin 05/08
(Wirtschaft)