Vietnam: The Bamboo Factory

Produzieren in einem Land mit dynamischer Wirtschaftsentwicklung

Dieses Land wird seinen Weg gehen. Daran besteht kein Zweifel. Schon auf dem Weg vom Flughafen in das Zentrum von Hanoi sieht man große Industriegebiete. Viele bekannte Namen der multinationalen Großkonzerne schmücken die Fassaden der neuen Hallen. Der nahezu endlose Krieg von 1945 bis 1975, zuerst mit den Franzosen und anschließend mit den USA, scheint vergessen zu sein. Neben Vertretern vieler anderer Nationen sind auch die ehemaligen Kriegsgegner zurückgekommen. Vietnam ist zwar noch wie China eine kommunistische Volksrepublik, hat aber ebenfalls sehr flexibel das zuvor starre System geöffnet und sogar Privateigentum von westlichen Ausländern zugelassen. Die vom ParkettMagazin besuchte "The Bamboo Factory" gehört einem Franzosen.

Kultivierte Bambus-Wälder gibt es erst seit Beginn des 21. Jahrhunderts in Vietnam. Dank einer Initiative der Weltbank, der Asiatischen Entwicklungsbank, der Firma IKEA und dem französischen Eigentümer der Firma "The Bamboo Factory", Thierry Mermet, wurde in der Provinz Thanh Hoa ein Aufforstungsprogramm für Bambus begonnen. In erster Linie ging es dabei um die sinnvolle Nutzung hügeliger Landstriche, die für den Anbau von Reis und sonstigem Ackerbau wenig geeignet waren. In dieser Region sind inzwischen 110.000 ha mit Bambus bepflanzt worden.

Eine noch junge Firma

Im Jahre 2004 gründete Thierry Mermet seine "The Bamboo Factory" in Hai Duong City, einer Stadt auf halbem Weg von der Hauptstadt Hanoi zu der ca. 100 km entfernten vietnamesischen Hafenstadt Hai Phong. Zusätzlich gibt es in den weiter südlich gelegen Bambuswäldern ein eigenes "Sägewerk" für die ersten Verarbeitungsstufen der frisch geernteten Bambushalme. Mit insgesamt ca. 330 Arbeitern und Angestellten werden insbesondere Bambus-Böden sowie einige Geschenkartikel, Möbelteile und Schneidebretter aus Bambus produziert.

In Vietnam werden nur die untersten 2-3 Meter der ca. 10-12 langen Bambus Halme für die Herstellung von Bodenbelägen benutzt. Im oberen Teil der Halme wird der Radius zu klein. Beim Zuschnitt rechteckiger Stäbe würde dann zu viel Materialverlust entstehen.

Nach erstem Zuschnitt von Hand werden die Stäbe sortiert und getrocknet. Anschließend wird vierseitig gehobelt. Die entstehenden Bambusstäbe verbleiben entweder in ihrer natürlichen, gelblichen Farbe oder werden in Druck- bzw. Räucherkammern braun eingefärbt. Dieser Prozess wird auch irreführend Karbonisierung genannt. Später werden die Stäbe - ähnlich wie bei Leimholzplatten - stumpf aneinander geleimt. Die Dicke beträgt nur ca. 4-6 mm.

Bambus-Böden sind in der Regel dreischichtige Konstruktionen

In Hai Duong werden Bodendielen, die aus drei Bambus-Schichten zusammensetzt sind und dreischichtige Dielen mit Laufschicht und Gegenzug aus Bambus sowie einem HDF-Träger hergestellt. Nach der Pressung der Dielen folgt die Versiegelung und abschließend erst die Profilierung von Nut und Feder. In den ersten Jahren hat die Fabrik vorwiegend mit Maschinen aus 2. Hand gearbeitet. In diesen Tagen freut man sich allerdings auf die Ankunft einer nagelneuen Profilierungsstraße aus Taiwan. "The Bamboo Factory" ist seit jüngster Zeit Lizenznehmer von Välinge AB/Schweden. Für die Click-Verbindung mit ihren hohen Anforderungen an die Präzision musste zwangsläufig die neue Anlage angeschafft werden.

Kurzdielen als Standardprodukt

In Vietnam werden in erster Linie Kurzdielen hergestellt. Dieses Format eignet sich optimal für DIY-Kunden. Die Pakete sind nur knapp 1 m lang und nicht zu schwer und können daher leicht transportiert werden. Kurze Dielen erleichtern zudem die Arbeit des Endverbrauchers beim Verlegen. Die dreischichtigen Dielen ausschließlich aus Bambus werden in der Abmessung von 915 x 91 x 15 mm produziert. Bei der Variante mit dem HDF-Träger verändert sich das Format auf 900 x 130 x 10 mm.


The Bamboo Factory in Kürze

The Bamboo Factory
Lot 37, Dai An Industrial Zone
Hai Duong City/Vietnam

Telefon: +84 3203 555809
Telefax: +84 3203 555808
www.thebamboofactory.com
Gründungsjahr: 2004
Mitarbeiterzahl: 330
Umsatz 2007: 2,5 Mio. USD
Inhaber: Thierry Mermet
Technischer Leiter: Benjamin Meriau
Vertriebsleiter: Vassili Bureau
aus Parkett Magazin 05/08 (Wirtschaft)