Homag

Gut aufgestellt - aber niedriger Aktienkurs


Positive Umsatzzahlen reichen nicht, um ein Unternehmen an der Börse nach oben zu bringen. Das musste Börsen-Neuling Homag im Verlauf des Jahres 2008 erfahren. Trotz eines Rekordjahres 2007 und hoher Ertragskraft hat der Hersteller von Holzbearbeitungsmaschinen und Anlagen mit sinkenden Notierungen zu kämpfen. "Wir leiden unter dem gesamten Abschwung der Maschinenhersteller", sagt Vorstandssprecher Dr. Joachim Brenk.

Allerdings sieht sich die Homag AG in Krisenzeiten gut aufgestellt. Sanierungsfälle sind abgeschlossen. Geringe Schuldenlast, ein flexibles Mitarbeiterpotenzial auf der Basis vieler Fristverträge und Zeitarbeit, sowie eine Reihe struktureller Maßnahmen unter dem Schlagwort "Change Management" machen die AG stabil. Entwicklungsteams wurden anwendungsbezogener aufgebaut, indem man Fachleute aus der Kundenindustrie hinzugezogen hat. Übergeordnete Kompetenzen gibt es in der Montage von Anlagen, so dass ein Team den gesamten Linienbau von Beginn bis zum Ende in Händen hält. Und schon bei der Planung prüfen so genannte Quality Gates einen Auftrag auf Risiken und Herausforderungen. "Schließlich wollen wir am Ende Geld verdienen", sagt Dr. Brenk.

Als Ergebnis konnte die Homag-Gruppe ihre positive Geschäftsentwicklung im zweiten Quartal fortgesetzten und die Prognosen für das Gesamtjahr 2008 bestätigen. Der Umsatz erhöhte sich im ersten Halbjahr um 17% auf 450 Mio. EUR. Bedingt durch die Branchenmesse Ligna im Mai 2007 gab es allerdings einen Sondereffekt im Auftragseingang, so dass sich dieser im ersten Halbjahr 2008 erwartungsgemäß um 10% auf 401 Mio. EUR reduzierte.

Die gefühlte Stimmung sei schlechter als die wirtschaftliche Lage, heißt es bei Homag weiter. Branchen-Treiber Ikea sei weiter im Aufwind und die Konkurrenz müsse nachziehen. Das wirke sich positiv aus für die Homag, die ihre Grundstärke in der Plattenaufteilung sieht. Zwar gäbe es schwächelnde Märkte, aber nicht immer sei die Finanzkrise daran schuld. In Japan habe beispielsweise ein neues Hausbaugesetz zur Konsumzurückhaltung geführt.

Prognosen will die Homag AG nicht geben. Positive Absatzentwicklungen, wie in Nordamerika, wo etwa 10% des Homag-Geschäftes gemacht wird, könnten eine kurzfristige Blase sein. Für Osteuropa, Südamerika, aber auch Indien, China und sogar Frankreich rechnet der Homag-Vorstand mit einer Marktstabilität. In China etwa werden jetzt nicht mehr überwiegend Fußbodenmaschinen, sondern auch Möbelmaschinen der Reihe FPL 220 für durchschnittlich von 60.000 Euro gebaut.

Gut läuft nach wie vor der Maschinenabsatz im Fußboden- und Holzhausbau. In Bezug auf den Möbelbau ist das Unternehmen erklärtermaßen noch nicht dort, wo es hin will und auch der Bereich Bauelemente liegt hinter dem Plan. Dennoch plant Homag, sein Produktportfolio zu erweitern, um das Angebot an Gesamtlösungen zu optimieren. Akquisitionen im Bereich der Oberflächenbearbeitung sind im Gesprächsstadium.

Präventive Wartung beim Kunden, mehr Kompetenzvermittlung und Dienstleistung als Produkt sind weitere Bereiche, in denen die Homag aktiver werden will. Als virtuelles Seminar-Gebäude hilft dabei die Homag Academy. Sie vermittelt dem Kunden und Vertretern Wissen - nicht zuletzt für den Point of Sale. Und für seine Repräsentanten und Händler in aller Welt hat das Unternehmen ein Rabattsystem mit Punkten eingeführt, das wirtschaftliche Anreize für Investitionen gewährt.
aus Parkett Magazin 06/08 (Wirtschaft)