Lico: Vorsprung durch Ideen

Korkparkett aus den Schweizer Alpen

Der Rohstoff Kork stammt aus dem fernen Sardinien und Portugal, die Verarbeitung läuft im Hochpreisland Schweiz. "Verkehrte Welt" beim Korkfertigparketthersteller Lico. Doch das kleine Familienunternehmen hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten nachdrücklich bewiesen, dass man mit Produktneuentwicklungen auch vermeintliche Standortnachteile ausgleichen kann. Angefangen hat alles mit mehrschichtigem Korkfertigparkett, die jüngste Entwicklung ist ein digital bedruckter Korkboden. ParkettMagazin war in der Schweiz, um mehr Details vor Ort zu erfahren.

Käsefondue, Taschenmesser und Schokolade - das sind die Dinge, die Deutsche gewöhnlich in der Schweiz erwarten. Aber: Mitten in den Schweizer Alpen gibt es auch eine Korkfertigparkettproduktion? In Müstair, im Grenzgebiet zwischen Italien, Österreich und der Schweiz, umrahmt von Dreitausendern, liegt das Werk von Lico.

Vor 20 Jahren hatte der Maschinenbauer Edwin Lingg in seinem Heimatort in Südtirol mit der Herstellung von Kork-Bodenbelägen begonnen, nachdem er zuvor zwei Jahre lang im Außendienst eines Importeurs tätig war. 1998 siedelte das Unternehmen mit der Produktion von Italien in die Schweiz über. "Die Schweiz hat eigentlich zu Unrecht einen schlechten Ruf im produzierenden Gewerbe", berichtet Edwin Lingg. "Gerade in strukturschwachen Regionen wie bei uns in Graubünden werden Industrieansiedlungen besonders gefördert. Die Lohnkosten sind für Unternehmer nicht höher als in Italien oder Österreich, auch wenn die Arbeitnehmer in der Schweiz mehr verdienen. Und man darf nicht vergessen, wie wichtig weltweit der Herstellerhinweis "Swiss-made" ist. Je weiter man weg ist, desto wichtiger wird das." Heute vertreibt Lico seine Produkte von der Schweiz aus in 35 Länder.

Mittlerweile entsteht auf dem Firmengelände in Müstair der fünfte Neubau, in dem in Zukunft die neue Digitaldruckanlage untergebracht wird. Rund 5.000 qm groß ist die überdachte Lager- und Produktionsfläche im Lico-Werk heute, weitere 10.000 qm Freifläche stehen zur Verfügung. Und derzeit ist man in Verhandlungen über den Kauf von zusätzlichem Werksgelände.

Da sich Graubünden in der Nähe wichtiger Absatzmärkte wie Deutschland befindet, ist es aus Sicht der Firmeninhaber unerheblich, dass die Hälfte des Korks aus Portugal und die andere "etwas hellere" Hälfte aus Sardinien geliefert werden muss. Ungefähr einmal im Jahr wird auch in China eingekauft, "allerdings mehr, um den Markt im Auge zu behalten als dass es Sinn macht."

Familienbetrieb mit Erfindergeist

Das Unternehmen von Edwin und seinem Bruder Alfred Lingg ist auch heute noch ein echtes Familienunternehmen. Mit 31 Mitarbeitern werden auf modernen Anlagen täglich rund 4.500 qm Kork-, Design-PVC- und Linobodenbeläge produziert. Alle Produkte sind sowohl als Rolle als auch im Dielenformat mit Klick-Verbindung erhältlich.

Die Aufzählung der Lico-Erfindungen liest sich gut: Vor 20 Jahren wurde PVC-beschichteter und lackierter Klebekork in den Markt eingeführt, dann kam der erste Korkfertigparkett-Prototyp und danach ein Linoleum-Fertigboden. Und auch in den letzten Jahren reißt die Liste nicht ab: Vor dreieinhalb Jahren brachte Lico einen Designer-Vinylboden (beim Importeur KWG unter dem Namen ,Antigua gelistet), vor zwei Jahren folgte ein gewebter Vinylboden (bei KWG: Yucatan). Vor anderthalb Jahren wurde die Produktion digital bedruckter Korkfertigböden (bei KWG: Samoa Lithofloor) aufgenommen. "Jedes unserer Produkte haben wir selbst als Erste auf den Markt gebracht", unterstreicht Edwin Lingg das Lico-Engagement.

In seinen Absatzmärkten hält sich der Produzent Lico im Hintergrund. Es gibt keine Kartonagen mit dem Namen Lico, sondern ausschließlich Handelsmarken. Bereits seit 1991 arbeitet Lico in Deutschland mit KWG aus Schönau bei Heidelberg zusammen. "Bei den Neuentwicklungen beziehen wir unsere Hauptpartner immer mit ein, denn sie verfügen über die größere Praxiserfahrung", berichtet Edwin Lingg über die gute Zusammenarbeit.

Großes Rohwarenlager

Die umfangreiche Lagerfläche in Müstair ist fast ausschließlich den Deck-Sheets vorbehalten. Ein Fertigwarenlager gibt es nicht, da ausschließlich auf Bestellung produziert wird. Spätestens vier Tage vor Produktionsbeginn müssen die Großhändler und Importeure festlegen, wie viel Ware sie insgesamt benötigen. Dann wird die entsprechende Produktionszeit auf den beiden Pressenlinien und Besäumanlagen reserviert. Diese hohe Flexibilität ist ein großes Plus bei Lico, wie KWG-Geschäftsführerin Karin Gärtner-Tison bestätigt: "Bei anderen Partnern müssen wir bis zu sechs Wochen vorher mitteilen, welche Produkte benötigt werden. Das stellt uns manchmal vor große Schwierigkeiten."

Entsprechend penibel wird bei Lico darauf geachtet, dass für alle Produkttypen immer ausreichend Vorprodukte vorhanden sind. Von den Korkfurnieren oder den Lino- und Design-PVC-Belägen sind immer mindestens 1.000 qm pro Farbe bzw. Dekor auf Lager, bei Schnelldrehern auch mehr. Besonders für die Design-PVC-Sheets, die aus Taiwan importiert werden, muss auf Grund des Seewegs ein ausreichend großer Puffer einkalkuliert werden.

20.000 qm digital bedrucktes Korkfertigparkett

Derzeit setzt Lico vor allem auf digital bedruckte Korkböden. Bisher wird auf einer so genannten Multipass-Anlage produziert, bei der sich die Druckköpfe über das Paneel bewegen. Auf einer solchen Anlage können rund 100 qm/Stunde bearbeitet werden, derzeit sind es rund 20.000 qm des bedruckten Korkfertigparketts pro Monat.

Doch in Kürze "rüstet" Lico weiter auf und investiert dafür mehr als 1 Mio. EUR: Bei Durst - das ist der Maschinenlieferant, der auch den Laminatbodenhersteller Kaindl beliefert hat - wurde eine neue Digitaldruck-Maschine bestellt. Im März 2009 soll mit der Fertigung auf der neue Anlage in der neuen Produktionshalle begonnen werden. Die neue Digitaldruck-Anlage funktioniert im Singlepass-Verfahren mit fest installierten Druckaggregaten. Auf ihr können dann bei voller Leistung theoretisch 1.000 qm/Stunde bedruckt werden.

Auf verdichtetem Kork (Rohdichte: 550 kg/cbm) wird mit einer Farbigkeit wie bei Laminatböden und Furnieren gedruckt. Der Rapport liegt laut Lico bei 1:20, die Auflösung des Druckbildes bei 400 dpi. Die Druckfarbe, die auch im Außenbereich zur Anwendung kommt, ist lichtecht. Für die nötige Abrieb- und Kratzfestigkeit sorgen drei Schichten eines besonders hochwertigen Lacks.

Die neue Drucktechnik setzt der Variantenvielfalt keine Grenzen. Allein der deutsche Importeur KWG vertreibt mit seinen 23 Mitarbeitern und 6 Handelsvertretern exklusiv 20 ausgesuchte Dekore, bei Bedarf sind aber auch zusätzliche individuelle Dekore möglich.


Lico in Kürze

Li&Co GmbH
Palü Daint
CH-7537 Müstair
Tel: +41(0)81 850 38 38
www.lico.ch

Geschäftsführende Gesellschafter: Edwin Lingg, Alfred Lingg
Geschäftsfelder: Produktion und Vertrieb von mehrschichtigen, elastischen Bodenbelägen
Produkte: Korkfertigparkett, Design-PVC-Bodenbeläge, Linoleum-Bodenbeläge
Umsatz (2008): 17 Mio. EUR
Umsatzwachstum gegenüber 2007: + 13%
Produktionsmenge: 1,2 Mio. qm Bodenbeläge
Mitarbeiter: 31
aus Parkett Magazin 01/09 (Wirtschaft)