Hamberger

Erste Ausbaustufe des Parkettwerks 4 fast abgeschlossen


Mitten in der aktuellen Wirtschaftskrise ist bei Hamberger in Rosenheim das hochmoderne Parkettwerk 4 in Betrieb gegangen: Die neue Pressenlinie von Bürkle dürfte Techniker weltweit begeistern, die Mittellagenfertigung wird in Kürze laufen. Die schnellen Anlagen geben Deutschlands größtem Parketthersteller u. a. mehr Spielraum für die bestehenden Produktionslinien und sorgen für eine größere Effizienz.

"Antizyklisches Investieren" ist bei Hamberger kein hohles Schlagwort. In Zeiten schwieriger Absatzmärkte hat Deutschlands Marktführer neue Produktionsanlagen errichtet, die derzeit ihresgleichen suchen dürften. "Gerade in schwierigen Zeiten ist es umso wichtiger, auf dem neuesten Stand der Technik zu sein", betont Dr. Hamberger, der auch in Zukunft mit "Made in Germany"-Produkten punkten will. Rund 30 Mio. EUR wird die Unternehmensgruppe mit der zweiten Ausbaustufe insgesamt in das neue Parkettwerk 4 investieren. Durch die Hanglage auf dem Werksgelände (Gesamtfläche 250.000 qm) hatte man sich für den Bau eines zweigeschossigen Gebäudes mit 6.000 qm Etagenfläche entschieden.

In der ersten Ausbaustufe ist zunächst in eine neue Mittellagenfertigung und eine Pressenlinie investiert worden. Die von Bürkle nach den Wünschen von Hamberger konzipierte Etagenpresse kann im Einschichtbetrieb pro Jahr rund 1,4 Mio. qm Mehrschichtparkett produzieren. "Ich schätze, dass wir mit der neuen Etagenpresse einen Technologievorsprung von mindestens einem Jahr haben. Eher sogar mehr, denn kaum ein Parketthersteller weltweit dürfte derzeit bereit sein, in dieser Größenordnung zu investieren. Für Bürkle ist die Anlage sicherlich das Prestigeprojekt", erklärt Produktionsleiter Peter Huber zur wegweisenden Technik.

Ein kleines Hochregallager mit 150 Stellplätzen im Eingangsbereich der Halle dient der Versorgung der Anlagen mit Decklagen und Gegenzugfurnieren. Eine Hälfte der Halle ist der Mittellagen-Fertigungslinie vorbehalten, die Ende November kurz vor der Inbetriebnahme stand. An der Mittellagen-Linie werden zukünftig sieben Mitarbeiter pro Schicht arbeiten.

Die neue Etagenpresse kann von drei Mitarbeitern gefahren werden. Über führerlose Transportsysteme werden die verpressten Vorprodukte auf Paletten gestapelt und nachfolgend konditioniert. Anschließend transportiert ein Vertikalförderer die Paletten ins obere Stockwerk, das derzeit noch als Lagerfläche dient. Zum Jahresanfang soll dort aber zunächst eine Auftragsanlage für oxidativ aushärtende Öle errichtet werden - inklusive der dafür nötigen Hordenwagen, die eine Menge Platz benötigen. In der geplanten zweite Ausbaustufe (vermutlich zum Jahreswechsel 2009/2010) ist die Montage einer Profilierlinie vorgesehen. Weitere Räume des neuen Parkettwerks 4 wird die Forschungs- und Entwicklungsabteilung belegen. Den drei Vollzeit-Mitarbeitern stehen dann acht Klimakammern für Tests zur Verfügung.

In den nächsten Monaten werden bei Hamberger die neuen Fertigungsanlagen einen zunehmend größeren Anteil der Gesamtproduktion übernehmen. "Das bedeutet allerdings nicht, dass wir unser Parkettwerk 1 schließen", widerspricht Dr. Hamberger anders lautenden Gerüchten. Man werde lediglich die dortige Presse etwas entlasten, schließlich habe man bisher auf allen Anlagen nah an der Auslastungsgrenze arbeiten müssen.

Erwartung für 2008 nicht erfüllt

"Wir hatten uns für das Jahr 2008 sehr viel vorgenommen. Wir sind nicht zufrieden, aber letztlich waren wir auch verwöhnt von den letzten Jahren", erklärt der Firmenchef weiter. Man sei zunächst sehr positiv ins Jahr gestartet - mit neuen Großkunden und einem hohen Lagerbestand. Kurze Zeit später hätten die Immobilienkrisen in den USA, Großbritannien und Spanien begonnen, dennoch sei Hamberger Flooring noch bis September 2008 dem Vorjahr voraus gewesen. Mittlerweile habe sich aber große Verunsicherung in großen Teilen der Bevölkerung breit gemacht. Die Monate Oktober und November hätten daher zweistellige Minuszahlen gebracht, "die Auftragsbücher sind wie verbrannt", berichtet Uwe Eifert.

Per Ende November lagen die Umsätze von Hamberger Flooring mit -4% im Inland und -5% im Export unter Vorjahr (in Summe -4,2%). Für das Gesamtjahr 2008 geht die Unternehmensführung davon aus, dass 7,5 Mio. qm Laminatböden und 5,5 bis 6 Mio. qm Parkett produziert werden. Die gesamte Hamberger-Gruppe inklusive des Sanitär-Geschäfts werde 2008 in etwa den Umsatz des Vorjahres von 280 Mio. EUR erreichen.

Schwierige Branchenlage für 2009

Für das Jahr 2009 sieht Dr. Peter Hamberger die Branche in keiner guten Ausgangslage. Ein Punkt sei sicherlich die Verunsicherung und die Konsumzurückhaltung. Aber auch die Kreditvergabe-Richtlinien der Banken dürften für die Bodenbelagsindustrie zunehmend zum Hemmschuh werden. Zum einen könnten sicherlich einige Unternehmen ihre geplanten und nötigen Investitionen daher nicht realisieren - wobei Hamberger als "solide finanziertes Familienunternehmen" vergleichsweise gut dasteht, wie Hamberger betont. Zum anderen spüre man bereits jetzt Einschränkungen bei den Kreditversicherungen. Dies sei insbesondere mit Blick auf die Wachstumsmärkte in Osteuropa ein Problem. Doch grundsätzlich, betont Hamberger, müssen "wir alle Szenarien durchspielen", weil keine verlässlichen Prognosen möglich sind.
aus Parkett Magazin 01/09 (Wirtschaft)