Hain-Parkett investiert 8 Mio. EUR in die Produktion
Moderne Fertigungsanlagen für Naturöl-Böden
Holzböden mit geölter und oxidativ gehärteter Oberfläche stehen derzeit beim Endverbraucher hoch im Kurs. Natürliches Aussehen, Renovierbarkeit und die positive Wirkung auf das Raumklima sind entscheidende Argumente. Der oberbayerische Parketthersteller Hain produziert seit über 15 Jahren ausschließlich Parkettböden mit Naturöl-Oberfläche - als einer der wenigen Anbieter werksseitig fertig geölt. Nach einem Großbrand hat Hain rund 8 Mio. EUR in eine neue Fertigungshalle und moderne Produktionsanlagen investiert.
Fronleichnam 2007 wird der Familie Hain und dem kleinen Ort Rott am Inn wohl noch lange in Erinnerung bleiben: Nach einem Kurzschluss in einer Fertigungsanlage brannte die Produktionshalle von Hain Parkett. Die Feuerwehren aus der Umgebung konnten nur noch die umliegenden Lagerhallen und Gebäude retten, die Produktionshalle wurde ein Opfer der Flammen.
Neue Produktion seit August
Seither ist mehr als ein Jahr vergangen, in dem Hain zunächst behelfsmäßig im Rahmen einer "Notproduktion" Parkett hergestellt und an treue Kunden geliefert hat. Seit August 2008 steht in Rott am Inn eine moderne Produktionshalle mit neuen Maschinen und einem durchdachten "Work-flow" zur Verfügung. "Im Zuge des Neubaus haben wir natürlich überlegt, ob wir in Zukunft auch Parkett mit lackierten Oberflächen und auch Parkett mit Klick-Verbindung produzieren sollen. Nach einer Kundenumfrage haben wir aber entschieden: Wir bleiben der bisherigen Linie treu", berichtet Geschäftsführerin Susanne Hain von den Planungen nach dem Großbrand. Rund 8 Mio. EUR wurden in den Neubau und die neuen Anlagen investiert. "Wenn wir nicht richtig versichert gewesen wären, gäbe es uns heute nicht mehr", räumt die junge Firmenchefin des kleinen Parkettherstellers ein. Mit den neuen Anlagen hat sich auch die Kapazität erhöht: Vor dem Unglück konnten im Jahr rund 250.000 qm Parkett hergestellt werden, in Zukunft beläuft sich die Fertigungskapazität im Einschichtbetrieb auf 350.000 qm.
Aushängeschild des Unternehmens mit seinen ca. 35 Mitarbeitern sind die hochwertigen Oberflächen der Zwei- und Dreischichtparkette sowie der Massivholzdielen. Als einer der wenigen Hersteller in Deutschland produziert Hain ausschließlich werksseitig geölte und oxidativ getrocknete Holzböden, die auf der Baustelle nicht mehr nachgeölt werden müssen. Hierfür müssen zum einen die Rohelemente sehr sorgfältig geschliffen und sortiert werden. Zum anderen ist eine lange Erfahrung mit Parkettölen nötig. Hain Parkett bietet zudem eine große Bandbreite an farbig geölten Parkettböden.
Beratungsintensive Parkettböden
"Hain-Böden erfordern aufgrund ihrer besonderen Oberflächen Beratungskompetenz. Unsere Handels- und Handwerkspartner glänzen mit Spezialwissen, das ihnen ein Alleinstellungsmerkmal innerhalb eines anspruchsvollen Kundenkreises sichert", unterstreicht Vertriebsleiter Peter Jansen. Zielgruppe für Hain-Parkett sind Kunden, die umwelt- und gesundheitsbewusst wohnen.
Holzoberflächen mit oxidativ aushärtenden, reinen Ölen wirken regulierend auf das Raumklima. Durch die offenporige Oberflächenbehandlung kann Feuchtigkeit vorübergehend im Holz "gespeichert" werden und - wenn die Raumluft zu trocken ist - wieder abgegeben werden.
Ein weiterer Pluspunkt ist das natürliche Aussehen der Holzoberfläche im Vergleich zu Oberflächen mit UV-gehärteten Parkettölen. Susanne Hain: "Außerdem besteht bei den Hain-Parkettölen, die grundsätzlich ohne Wachskomponente auskommen, nicht die Gefahr des "Lackbruchs" wie bei UV-Ölen, die eher einem Lack als einem Öl ähneln."
Langdielen und massive Eichendielen
Eine Besonderheit auf dem Parkettmarkt ist das Hain-Zweischichtparkett in 2.000 mm Länge. Auch diese 140 mm breiten und 11 mm dicken Eichenböden sind - wie alle Böden von Hain - mit der oxidativ gehärteten Öloberfläche geschützt. Die Hain-Langdielen XXL Castello gibt es standardmäßig bis 5.000 mm, im Einzelfall auch bis 6.000 mm Länge. Die 20 mm dicken und bis 300 mm breiten Landhausdielen werden mit Eiche- bzw. Lärchedeckschicht geliefert. Auf Wunsch sind seit kurzem auch massive Eichendielen lieferbar. Bei diesen Massivholzdielen handelt es sich um Handelsware, die in Rott mit Hain-Öl veredelt wird.
Alle Holzböden von Hain sind mit Nut und Feder ausgerüstet, Klickverbindungen gibt es nicht: "Unser Ziel ist es, irgendwann einmal der einzige verbliebene Hersteller von Holzböden mit Nut und Feder zu sein", erklärt Susanne Hain.
Grundsätzlich wird bei Hain auftragsbezogen gefertigt, was ein vergleichsweise großes Rohwarenlager voraussetzt. Produziert werden die Vorprodukte im eigenen Sägewerk in der Slowakei, von wo aus sie grob sortiert nach Dimensionen sowie nach "astig" und "nichtastig" nach Bayern kommen.
In Rott folgt dann die Profilierung und die Oberflächenbehandlung. Dort kann dann nach Kundenwunsch gefertigt werden - eine Dienstleistung, die Susanne Hain in den nächsten Jahren verstärkt in den Blickpunkt rücken möchte. "Wir bauen im Schnitt alle paar Stunden unsere Oberflächenstraße und unsere Profilierlinie um, weil sich die Dimensionen oder die Farben ändern", erklärt die Firmenchefin.
Die mehrschichtigen Elemente werden zunächst fein geschliffen und dann profiliert. Nach dem Feinschliff erfolgt eine präzise Sortierung von Hand. Hain unterscheidet unter anderem vier verschiedene Astig-Sortierungen. Außerdem wird nach Farben sortiert, da eingefärbte Öle auf der einen oder anderen Holzfarbe besser oder schlechter wirken. Nach dem ersten Öl-Auftrag schließt sich das Abstapeln und Trocknen in Hordenwagen an. Am nächsten Tag, maximal aber nach 24 Stunden, wird dann die zweite Ölschicht aufgetragen. Im Anschluss werden die Dielen zum dritten Mal im Laufe der Produktion von Hand sortiert und anschließend verpackt.
Spezialanbieter für Oberflächen
Auf Grund der mehrfachen Sortierung von Hand sind die Bayern in der Lage, ihren Kunden auch Spezialsortierungen anzubieten. "Wir können auch nach bestimmten Nuancen sortieren. In Kombination mit unseren vielen Farben ergibt sich daraus ein hoher Grad der Individualisierung", erklärt Susanne Hain. Das Unternehmen beliefert eine Reihe von Holzhändlern mit ihrer eigenen "Hausfarbe".
Neben dem Holzfachhandel beliefert Hain auch das Handwerk. Auf Grund der Wertigkeit der Produkte werden an die Parkettlegerbetriebe allerdings bestimmte Anforderungen gestellt: So müssen die Verlegebetriebe über eine eigene Ausstellung verfügen und eine ständige Beratung vor Ort anbieten.
Seit dem Neubau mit der damit einhergehenden Kapazitätsausweitung betreuen jetzt fünf statt bisher drei Handelsvertreter den deutschen Markt für Hain. In der Schweiz und in Österreich, den beiden wichtigsten Exportmärkten, wird der Vertrieb über Großhändler abgewickelt. In anderen wichtigen Märkten wie Italien, Großbritannien, aber auch in Lettland, Rumänien und Russland wird mit Generalimporteuren gearbeitet.
Hain Parkett in Kürze
Hain Industrieprodukte Vertriebs-GmbH
Am Eckfeld 4
D-83543 Rott am Inn
Tel: 08039/404-171
www.hain.de
Geschäftsfelder: Herstellung und Vertrieb von Dielen und Parkett mit geölten, oxidativ gehärteten Oberflächen
Geschäftsleitung: Susanne Hain, Richard Hain
Vertriebsleitung: Peter Jansen
Umsatz: ca. 9,5 Mio. EUR
Absatz: 300.000 qm
Mitarbeiter: 35, davon ca. 14 in der Produktion
Schwestergesellschaft: TWS, Trnava Hora/Slowakei
aus
Parkett Magazin 01/09
(Wirtschaft)