Boa-Franc, St Georges/Québec

Die Marke Mirage sollte man sich merken

Die zwei großen Fabriken der Firma Boa-Franc liegen in der kleinen Ortschaft St. Georges, im Südwesten der Provinz Québec in einer wunderschönen Waldregion unweit der amerikanischen Grenze zum Bundesstaat Maine. Die gesamte Anlage und der Produktionsprozess machen einen nahezu klinisch sauberen Eindruck. Dies ist umso erstaunlicher, da bekanntlich Späne fallen, wo gehobelt wird. Präzision, Ordnung und Entwicklungskraft scheinen diese Fabrik trefflich zu beschreiben. Es spricht für Boa-Franc, dass man als einer der beiden Marktführer in Kanada mit einem Ausstoß von ca. 3 Mio. qm bisher keinerlei Notwendigkeit gesehen hat, Kundschaft z.B. in Europa zu suchen. Dies könnte sich in Zukunft ändern, da die Kapazität inzwischen auf 4 Mio. qm erhöht worden ist und die USA bekanntlich in einer Wirtschaftskrise stecken.

Nach der Firmengründung im Jahre 1983 wurde anfangs traditionelles, unbehandeltes Stabparkett produziert. Ab 1990 wurde auf die werksseitige Versiegelung umgestellt. Ab 1999 kam dann Mehrschichtparkett in 10 mm Dicke zur vollflächigen Verklebung hinzu und seit einem Jahr fertigt Boa-Franc Mehrschichtparkett mit einem HDF-Kern in 109 mm Breite, 11 mm Dicke und fallenden Längen. Dieses Produkt ist mit einer von der Välinge AB lizensierten Profilierung zur leimfreien, schwimmenden Verlegung ausgestattet. Der Anteil des Massivparketts beträgt heute noch immer um 50%.

Fabrikation mitten im Wald

Der gesamte Süden der Provinz Québec ist reich an Mischwäldern. Hier wachsen u.a. der berühmte kanadische Zucker-Ahorn, Birken, Eschen und in kleinen Mengen auch Rot-Eichen. Die Distanz zu den US-Wäldern mit reichen Beständen an Rot-Eiche ist kurz. Nur für amerikanischen Nussbaum und Kirsche sind weitere Strecken zurückzulegen. Boa-Franc kauft kein Rundholz im Wald, sondern bedient sich bei Sägewerken und kauft sägefrisches Schnittholz in 25,4 mm Dicke (= 1) in fallenden Breiten und Längen ein. Der Schlüssel für eine qualitativ gute Produktion ist die Trocknung. Endlose Reihen von überdachten Lagerplätzen für die schonende Lufttrocknung finden sich auf dem weitläufigen Werksgelände. Die Kapazität für die anschließende Kammertrocknung ist gewaltig.

Nach der Trocknung auf ca. 7% Feuchtigkeitsgehalt wandert das Schnittholz in die computergesteuerte Optimierungssäge. Fehlstellen werden heraus gesägt und jedes Brett wird hinsichtlich Breite und Länge so aufgeteilt, dass ein möglichst geringer Materialverlust entsteht. Unzählige Sammelboxen für die verschiedenen Qualitäten, Breiten und Längen stehen unter der Anlage und werden automatisch gefüllt. Laufschichten für die Mehrschichtproduktion werden in Gattersägen aufgetrennt. Hobelung sowie Profilierung von Nut und Feder, grundsätzlich mit eine 4-seitigen Mikrofase, schließen die erste Phase der Produktion ab. Anschließend wandert das rohe Massivparkett ins Lager. In Kanada gibt es extreme Klimaunterschiede über das Jahr. Daher wird in der gesamten Fabrik inkl. der Lagerhallen für unfertige Ware passende Luftfeuchte gesorgt.

Oberflächenschliff, etwaige Einfärbung und die besondere Versiegelung mit 10 Schichten eines Speziallackes sowie die Verpackung finden erst kurz vor Verladung der Kundenaufträge statt. Die Versiegelung von Boa-Franc ist ein Werksgeheimnis. Im Laufe der letzten Jahre hat man den Anteil von Aluminiumoxid deutlich reduziert und stattdessen mit Nanolinx einen neuen Lack entwickelt, der auf der Nanotechnologie basiert. Der Lack enthält antibakterielle Bestandteile und trocknet glasklar auf. Bei vielen anderen Aluminium-Oxyd-Lacken ist dann und wann ein etwas milchiger Schleier erkennbar. Nach Angaben des Herstellers weist der Nanolinx-Lack extrem gute Abriebeigenschaften auf, kann aber trotzdem mit geeigneten Schleifmaschinen geschliffen werden.

Die Versiegelung wird mit zwei verschiedenen Glanzgraden angeboten. Entweder in seidenmatt oder matt mit ca. 15% Glanzgrad.

Einerseits bedingt durch die relativ kleinen Stammdurchmesser von nordamerikanischem Laubholz sowie andererseits bedingt durch die Gefahr von Schüsselungen aufgrund großer Schwankungen der relativen Luftfeuchte wird nur in relativ geringen Breiten zwischen 57 mm und 108 mm produziert. Bisher ist nur Mehrschichtparkett in 127 mm lieferbar. Die Materialstärke beim Massivparkett beträgt 19 mm (=3/4).

Es werden grundsätzlich 3 verschiedene Sortierungen angeboten: Select, Exklusive (natur) und Traditional (rustikal), wobei auffällt, dass die Messlatte für die Natursortierung sehr hoch gelegt wird. Manch anderer Hersteller würde die Hölzer dieser Sortierung auch als Select anbieten.

Nachhaltigkeit und Zertifizierung

Boa-Franc ist FSC-zertifiziert. Trotzdem wird nur ein relativ kleiner Teil der Produktion auch mit zertifiziertem Holz geliefert. Einerseits sind bisher in Kanada nur relativ wenige nach FSC zertifizierte Wälder zu finden und andererseits sind viele Kunden nicht bereit, den notwendigen Aufschlag von 10-15% zu bezahlen. In Nordamerika setzt sich offensichtlich das SFI-Zertifikat (Sustainable Forestry Initiative) deutlich besser als das FSC-Zertifikat durch. SFI ist vom europäischen PEFC akkreditiert.

Neben den nordamerikanischen Hölzern werden Jatoba, Cabreuva (Santos Mahagoni) und Zebra Wood aus Brasilien sowie Sapeli aus Afrika importiert. Diesbezüglich könnte die Nachhaltigkeit leicht in Frage gestellt werden. Außer dem Hinweis, dass man nur mit langjährigen und vertrauenswürdeigen Lieferanten arbeitet, gibt es keine Zertifikate.


Boa-Franc in Kürze

Boa-Franc
1255 98th Street
St. George (Québec) Kanada G5Y 8J5
Tel.: 001 418 2272182
www.miragefloors.com

Inhaber: Pierre Thabet
Geschäftsführer: Jacques Beaudoin
Vertriebsleiter: Luc Robitaille
Technischer Leiter: Robert Morin
Umsatz: 3 Mio. qm
Marke: Mirage
Absatzmärkte: Kanada & USA jeweils ca. 50%
aus Parkett Magazin 01/09 (Wirtschaft)