Kährs und Power Dekor - Kommentar von Henrik Stoldt
Der Schüler überholt den Lehrer
Beobachter auf der Gala zur internationalen Markeneinführung von Power Dekor in Schanghai wunderten sich: Das Verhältnis zum europäischen Partner Kährs scheint gespannt. Es klang wie eine Beschwörung vergangener Zeiten, als Per Ericsson (Nybron Vicepresident Supply Chain Management) die Rolle der Schweden als Lizenzgeber und technischer Lehrmeister der Chinesen betonte. Dabei hatte Power Dekor den Schweden dem Vernehmen nach nicht einmal zur Veranstaltung eingeladen. Auf eigene Faust war er angereist und musste am Rande der Pressekonferenz Platz nehmen - ohne Namensschild und ohne Übersetzung seiner Grußrede ins Chinesische. Unaufmerksamkeit oder ein klarer Affront?
Wo liegt das Problem? Ist Kährs nicht glücklich mit dem Vorhaben des chinesischen Schülers, nun selbständig die Weltmärkte zu erobern oder sind die Chinesen missgestimmt aufgrund sinkender Abnahme ihrer Produkte durch den europäischen Partner? Offizielle Kommentare sind nicht zu erhalten. In schlechten Zeiten, so darf vermutet werden, vermarktet Kährs zunächst Parkett aus eigener Produktion, bevor es auf den chinesischen Zulieferer zurückgreift. Sicher ist zudem: Power Dekor hat sich emanzipiert. Auch wenn es dabei angeblich vor allem um Laminatböden geht. Vor Mehrschichtparkett wird die Entwicklung keinen Halt machen. Der 10-Jahresvertrag zur strategischen Zusammenarbeit zwischen Kährs und Power Dekor stammt vom März 2005. Aber kann Kährs in diesen Zeiten dem gefüllten Geldbeutel der Chinesen etwas entgegensetzen? Raum für neue Spekulationen ist gegeben.
aus
Parkett Magazin 01/09
(Wirtschaft)