40 Jahre Jab Anstoetz Dekorationen
Fürs Atelier ist nichts unmöglich
Was 1969 als Produktionsabteilung Jab Dekorationen gegründet wurde, soll jetzt mit dem 40. Geburtstag als Jab Atelier erfolgreich fortgeführt werden. In der Nähwerkstatt werden heute alle Stoffe der Firmengruppe Jab Anstoetz und der Töchter Gardisette, Chivasso und Stroheim auftragsbezogen verarbeitet. (Fast) alles ist möglich in Bielefeld - abgesehen von Polsterarbeiten.
Individuelle Dekorationen in allen Varianten fertigt das Jab-Atelier in Bielefeld - schnell und kompetent. Vom einfachen Schal bis hin zur aufwändigen Fenstergestaltung, von der Stuhlhusse bis zur ausgefallenen Lösung fürs Dachfenster. Kurz: Alles rund ums Thema Raumausstattung ist machbar; die einzige Ausnahme sind Polsterarbeiten. "Das ist nicht unser Metier", erklärt Atelierleiter Rolf Rethmeier, der seit acht Jahren den Bereich Nähservice verantwortet und bereits seit 34 Jahren bei Jab beschäftigt ist. Eine besondere Spezialität sind die motivgesteppten Tagesdecken; die Näherei arbeitet sogar individuelle Logos ein - das kann und macht nicht jeder.
"Die Kunden wenden sich gern an uns, wenn es richtig kompliziert wird", sagt Rethmeier nicht ohne Stolz. "Und wir fertigen auch nach fremden Vorgaben, nach Zeichnungen und Skizzen." Dabei haben sich die Aufträge im Laufe der Jahre verändert: Aufwendiges wie Bögen oder Raffgardinen werden nicht mehr so stark nachgefragt, Schabracken kommen seltener zum Einsatz. Stattdessen liegen heute geradlinige Dekorationen wie Flächenvorhänge, Raffrollos oder Ösenschals im Trend.
Gefertigt wird nur auf Bestellung, für den eigenen Showroom oder für Fotoproduktionen. Fürs Lager näht man in Bielefeld nicht: "Dafür wechselt die Mode in der Heimtextilbranche zu schnell."
Schnelle Fertigung zum festen Preis
Die Auftragsgröße fängt bei einer einzigen Fensterdeko an und hört bei einem kompletten Objekt wie einem Hotel auf. Zum Kundenstamm zählen sowohl der kleine Raumausstatter (Ein-Mann-Betriebe) und Inneneinrichter als auch große Einrichtungshäuser und Objekteure. Jeder bekommt seine Dekorationen zu einem vor der Lieferung feststehenden Preis; das gibt dem Kunden Sicherheit bei der Kalkulation, außerdem spart er sich die Anschaffung und Wartung der Maschinen und braucht sich kein detailliertes Know-how für ausgefallene Dekorationen anzueignen oder einzukaufen. Stattdessen hat er mehr Zeit fürs operative Geschäft.
Mittler zwischen Jab Anstoetz und dem Verbraucher ist der jeweilig Raumausstatter vor Ort. Als Anregung und visuelle Beratungshilfe bietet Jab dem Handel seit einem Jahr das edel aufgemachte Dekorationsbuch "Inspirations". Der Band demonstriert, wie die Stoffe fertig vernäht und dekoriert aussehen. Aufgebaut nach Raumsituationen (Wohnraum, Schlafzimmer, Bad, Kinder- und Esszimmer) zeigt er verschiedene, auch sehr ungewöhnliche Deko-Möglichkeiten, die zu eigenen Ideen anregen sollen.
Die Stärken des Bielefelder Ateliers liegen in der vollständigen Auftragsabwicklung von Anfang bis Ende: Der Kunde bestellt einfach per Fax und bekommt die fertig genähte Dekoration. Er muss keine Stofflieferungen kontrollieren und mit seiner Fertigung koordinieren; Gewährleistung und Risiko liegen in einer Hand. Die Lieferzeit beträgt im Schnitt 8 bis 10 Arbeitstage - wenns sein muss, gehts auch schneller.
Dabei ist die Leistungsfähigkeit beachtlich: Zum Beispiel gingen im Juli 2008 - einem ganz normalen, ruhigen Sommermonat - täglich im Schnitt 118 Dekorationen raus, dabei wurden rund 700 m Stoff verarbeitet. Das sind 2.370 Aufträge oder 13.922 m Stoff allein in diesem Monat. In den stärksten Monaten November und Mai sind es in der Regel 25 bis 30 % mehr. Möglich wird das übrigens nur durch eine äußerst flexible Arbeitszeitregelung.
Das Jab Atelier - die Geschichte
Angefangen hat alles vor 40 Jahren mit wenig Garn und viel Luft: Am Fenster fügte sich beides zur so genannten "Häkellook-Gardine" zusammen. Die lockeren, sehr instabilen Gewebe erinnerten an grobmaschige Fischernetze und wurden seinerzeit zum Trend. Allerdings waren sie so schwierig zu verarbeiten, dass viele Raumausstatter nicht so recht etwas damit anzufangen wussten. Für Jab Anstoetz war das der Anlass, seinen Kunden einen kompletten Nähservice anzubieten.
Dabei war 1969 alles nur eine "Frage der Einstellung", sprich: man musste nur die richtige Fadenspannung einstellen, um die luftigen Gardinen zu verarbeiten. "Wenn man jeden Tag solche Stoffe näht, hat man seine Erfahrung damit. Das war unser Vorteil", erinnert sich Claus Anstoetz. Kurz nach den Anfängen mit den Häkellook-Gardinen kamen die Velvets dazu, für deren Verarbeitung Blindstichmaschinen angeschafft wurden. Auf diese Weise wurde der Nähservice kontinuierlich ausgebaut. Manche Maschinen müssen inzwischen besonders gut gepflegt werden, weil sie nicht mehr nachgekauft werden können. "Ein Oldtimer, der läuft, kann genauso gute Ergebnisse liefern wie eine neue Hightech-Maschine - das Ergebnis zählt", sagt Rethmeier.
Vor 40 Jahren beschäftigte man hier drei Näherinnen; eine zusätzliche Mitarbeiterin übernahm den kaufmännischen Part im Verkauf. Heute sind in der Näherei auf 1.666 qm rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig, etwa 60 davon kümmern sich um die Produktion. Verpackung und Versand erfolgen im eigens dafür produzierten Karton mit Legepappe: Die sorgt dafür, dass sich der Stoff möglichst wenig bewegt. Auch ein Hängeversand auf Bügeln ist möglich, aber eher die Ausnahme. Das Gros des Paketversands geht über UPS, den Hängeversand macht die DTL Deutsche Textil Logistik. In der Auftragsbearbeitung und im Telefonservice arbeiten 12 Mitarbeiter, die den Kontakt zum Kunden pflegen. Dazu sind acht Mitarbeiter am Lager ausschließlich fürs Atelier tätig.
Früher war Ostwestfalen lange Jahre eine Hochburg der Bekleidungsindustrie. Doch irgendwann wurden die eigentlichen Nähereien nach und nach gen Osten und China verlagert, und die Fachkräfte mussten sich neue Arbeitsplätze suchen. Da hat Jab gerne zugegriffen und die gut ausgebildeten Näherinnen eingestellt.
Die Fluktuation in der Näherei ist sehr gering; im Schnitt liegt die Zugehörigkeit bei über 15 Jahren. Im Atelier sind überwiegend Näherinnen beschäftigt, aber auch einige Raumausstatter, die beispielsweise neue Dekorationen ausprobieren und Sonderentwürfe anfertigen. Auch die kaufmännischen Mitarbeiter im Atelier sind ausschließlich gelernte Raumausstatter.
aus
BTH Heimtex 01/09
(Wirtschaft)