R+T in Stuttgart bestätigt gute Perspektiven für die Branche
Klimaschutz und Energie sparen mit Sonnenschutz
Die Aussteller der Sonnenschutz-Branche auf der internationalen Fachmesse R + T in Stuttgart versprechen sich trotz der allgegenwärtigen Flaute Rückenwind für ihre Geschäftsaktivitäten. Mit intelligenten Sonnenschutzprodukten setzt die Industrie auf die globalen Themen Energiesparen und nachhaltige Produktion, flankiert von zielgruppengerechten Kollektionen und Vermarktungskonzepten.
von Petra Lepp-ArnoldTrotz Orkanböen zum Auftakt der R +T 2009 und immer wiederkehrenden Schneefällen an den übrigen der insgesamt fünf Messetag hatten sich rund 60.000 Fachbesucher, davon die Hälfte aus dem Ausland, zur "Weltleitmesse der Rolladen-, Tor- und Sonnenschutzbranche in Stuttgart aufgemacht. Auf dem Gelände der neuen Messe am Flughafen präsentierten sich in diesem Jahr insgesamt 750 Aussteller; bei der letzten R+T, die vor drei Jahren noch am alten Messeplatz auf dem Killesberg stattfand, waren es nur 545 Aussteller und 54.000 Besucher gewesen.
"Das neue Messegelände ist ideal, klar strukturiert und bietet ein höchst angenehmes Klima - im Vergleich zum Killesberg ein Fortschritt ohne Gleichen", zeigte sich Warema-Geschäftsführer Gerhard Mader begeistert. Auch Bernhard Sommer, Geschäftführer von Somfy Deutschland lobt den Messeverlauf: "Die R+T 2009 hat die positive Grundstimmung unserer Branche noch nach oben gehoben. Die Messe erlebte einen starken internationalen Besucherzuspruch und die Branche beweist durch globale Topthemen wie Energieeinsparung und Klimaschutz durch Rollläden und Sonnenschutzprodukte ihre Zukunftschancen."
Das Energiesparpotenzial durch den Einsatz von Rollos, Plissees und Co. beschäftigt seit geraumer Zeit auch den Verband innenliegender Sicht- und Sonnenschutz (VIS) in Krefeld und den Bundesverband Konfektion Technischer Textilien (BKTex). Um dem komplexen Thema entsprechendes Gewicht zu verleihen, bildete sich bereits 2004 der europäische Dachverband ES-SO sowie die deutsche Fachgruppe AES, die sich dafür engagieren, "Sonnenschutz als bedeutender Energieeinsparer" im öffentlichen und politischen Bewusstsein zu platzieren. "Moderner Sonnenschutz kann mit einer Gesamtersparnis von 111 Mio. Tonnen CO2 im Jahr einen wesentlichen klimapolitischen Beitrag leisten", zitiert VIS-Vorsitzender Wilhelm Hachtel aus einer Studie des belgischen Physibel-Instituts. Die kontinuierliche Lobbyarbeit trägt nun offenbar erste Früchte: Das europäische Parlament verabschiedete Anfang Februar, dass Sonnenschutz als energiesparende Maßnahme für den Gebäudesektor in den EU-Klimaschutzbericht einfließen soll. Um den Sachverhalt zu veranschaulichen, hat der VIS ein Energieeffizienz-Signet für Innensonnenschutz-Produkte entwickelt, das die unterschiedlichen Behangqualitäten in Energieklassen einteilt. Für den Handel und die Endverbraucher wurde flankierend eine informative Broschüre aufgelegt.
"Grün sein kostet Geld"
Ein weiteres Topthema auf der R + T im Kontext nachhaltigen Wirtschaftens, das insbesondere die Hersteller von Sonnenschutz-Textilien aufgriffen, war die umweltfreundliche Stoffproduktion in allen Stufen vom Einsatz nachwachsender Materialien und dem Fertigungsprozess unter ökologischen Aspekten bis zur Recyclingfähigkeit des Behangs. Die Branche setzt darauf, dass auch in finanzknappen Zeiten das Engagement der Stoffhersteller zur Ressourcenschonung von den Konsumenten belohnt wird und nicht billiger, vielfach ökologisch bedenklich produzierter Importware bei der Kaufentscheidung der Vorzug gegeben wird. "Grün sein kostet Geld", wie es ein Anbieter treffend formulierte. Und ein weiterer Hersteller appelliert an die Branche: "Es ist wichtig, aufrichtig zu sein und Ökologie nicht als Marketingtool einzusetzen."
Die weltweite Wirtschaftsflaute machte auch vor der Sonnenschutz- und Dekotechnik-Industrie nicht halt. So manches Unternehmen, das sich auf der Heimtextil-Messe noch voller Optimismus äußerte, schrieb zum Jahresanfang 2009 rote Zahlen, bis zu 16 % Minus stehen im Raum. Anbieter, die vor allem in Deutschland Geschäfte machen, sehen sich in einer vergleichsweise komfortablen Position, während exportorientierte Firmen in bestimmten Ländern starke Einbußen hinnehmen müssen.
Einblick in die Markisenbranche gab der Bundesverband Konfektion Technische Textilien BKTex, dessen rund 200 Mitgliedsfirmen ein Umsatzvolumen von zirka 1,3 Mrd. EUR im Jahr erwirtschaften. BKTex-Präsident Georg Musculus legte die Statistik über den Markisenverkauf mit Stichtag 30. August 2008 vor. Demnach sank auf dem deutschen Markt der Verkauf von Markisengestellen um 12.000 auf 225.000 Stück. Der Export reduzierte sich um 3,6 % auf 37.600 Gestelle. Deutliche Zuwächse verzeichneten außenliegende Fassaden- und Fenstermarkisen sowohl im In- als auch im Ausland. Bei Markisentüchern blieben die Ausfuhren nahezu stabil, der inländische Absatz ist jedoch zurückgegangen. Während sich PVC-Screengewebe deutlich im Aufwind befinde, würden Acrylgewebe, bislang das Standardgewebe für Markisen, weniger gefragt. Europäische Lieferanten meldeten hier teilweise Einbrüche von bis zu 25 %. Trotz des "leichten Einbruchs 2008" erwarten die Hersteller für das aktuelle Jahr einen klaren Aufwärtstrend. Georg Musculus: "Die Weichen sind gestellt, dass der Sonnenschutz mit zukunftsweisenden Ideen und verbrauchernahen Produkten der Rezession trotzen wird."
Nachhaltigkeit und Motorisierung
Für Komponentenhersteller, Systemlieferanten und Textilproduzenten der Sonnenschutzbranche zählt der Messeauftritt auf der R + T zum Pflichtprogramm. So auch für Weltmarktführer Hunter Douglas aus Rotterdam, der an einem imposanten, über 1.000 qm großen Stand mit über 7 m hohen Stoffdekorationen die Themenkomplexe Nachhaltigkeit und Motorisierung in den Fokus des Publikums rückte. An verschiedenen Produkt-Centern konnten sich die Besucher über die Vielzahl der Systeme, Komponenten und Beschattungsmaterialien informieren, wobei die dafür zuständigen Technik-Spezialisten und Designer Rede und Antwort standen. Besondere Aufmerksamkeit zog bei den Neuheiten der Marke Luxaflex eine patentierte 25-mm-Innenjalousie mit verbesserter Durchsicht auf sich, die den Innovationspreis R + T 2009 in der Kategorie Innensonnenschutz verliehen bekam. Ein mit neuartiger, isolierender Wabenstruktur ausgestatteter Plissee, ebenfalls aus der Ideenwerkstatt von Hunter Douglas, war bereits auf der Heimtextil in Frankfurt für sein hohes Energiespar-Potenzial am Fenster prämiert worden. Aad Kuiper, CEO Hunter Douglas Europe, legt Wert auf die Entwicklung funktioneller, ästhetischer Produkte unter Einsatz von umweltverträglichen Materialien und Fertigungsmethoden. So wurde unter Green Screen Earth Care ein Sonnenschutz-Behang aus nachwachsenden Rohstoffen entwickelt, der kompostierbar ist.
Coulisse hatte seine Messepräsentation auf einer großzügigen, im exklusiven Lounge-Ambiente gestalteten Ausstellungsfläche von 900 qm ganz dem Trendthema Silber und Weiß gewidmet. Im Mittelpunkt der Neuheiten-Palette des niederländischen Herstellers und Lieferanten von Komponenten und Stoffen, der sich als Trendsetter der Branche versteht, standen neben einer neu entwickelten Flächenvorhangtechnik und ideenreichen Rollo-Kollektionen auch ein Motorisierungskonzept für nahezu alle Beschattungsvarianten. "Unsere Intention ist es, den Sonnenschutz fashionable zu gestalten, in Verbindung mit Automatisierung und Technik", umreißt Coulisse-Inhaber Christiaan Roetgering die Produktpolitik des Familienunternehmens in Enter.
Neben luxuriösen Stoffdessins, die an Haute Couture erinnern, wurden auch hochwertige Screenmaterialien im Metallic- und Jacquard-Look entwickelt sowie eine kreative Serie mit Schnur- und Ketten-Accessoires. Mit originellen Themenbüchern und produktübergreifenden Konzeptkollektionen will Coulisse den Sonnenschutz-Konfektionären "neue Impulse und Anstöße" geben.
Neben dem heimischen Markt sind für den holländischen Anbieter, der 2008 rund 52 Mio. EUR erwirtschaftete - zuzüglich einem nicht näher bezifferten Provisionsumsatz - vor allem Deutschland und Skandinavien wichtige Abnehmer. "Wir konnten das vergangene Geschäftsjahr mit einem leichten Plus abschließen", erklärt Roetgering, der zwar von "schwierigen ersten Monaten 2009 spricht", aber hofft, "dass unsere vielen Neuheiten, die wir auf der R + T zeigen, im Verlauf des Jahres greifen werden". Mit einem Büro in Warschau sowie einer für Tschechien und die Slowakei zuständigen Verkaufsstelle will Coulisse den osteuropäischen Markt weiter erschließen.
Systemlieferant Blöcker aus Bremen musste 2008 nach einem guten Jahresauftakt im August und September einen Einbruch hinnehmen, so dass für das Gesamtjahr ein Minus von 1 % verblieb. "Unser Hauptmarkt ist Deutschland. Wir sind nicht auf Umsätze aus dem Ausland angewiesen", sagt Marketingleiterin Antje Grobecker, die das Unternehmen aufgrund innovativem, technischem Know-how gut gerüstet für die Zukunft sieht. Eine neue entwickelte, modulare Keder-, Stanz- und Bohreinheit sowie eine automatische Fädelmaschine soll den Konfektionären von Faltstores der Marke Cosiflor helfen, Fertigungszeiten zu verkürzen und Produktionskapazitäten zu erweitern.
Zudem wurde nach der erfolgreichen Faltstore Kollektionsergänzung Coffee-Lounge-Collection nun mit Magic Moments eine weitere Trendkollektion mit sechs "Gefühlswelten" aufgelegt, die ausdrucksstarke Farben wie Violett, Aubergine und Lila aufgreifen, aber auch Creme und helle Brauntöne. Ganz neu: Die rückseitig aufgebrachten Perlex-Pigmente wurden an den jeweiligen Stoff-Farbton angepasst. Bisher waren Perlmuttbeschichtungen nur einheitlich in Weiß möglich.
Langlebigkeit und Beständigkeit hat sich Systemgeber Bautex bei der Produktentwicklung und -qualität auf seine Fahnen geschrieben. Bei dem Familienunternehmen aus Langen-Sievern, dessen Exportanteil mit 50 % angegeben wird, verlief 2008 durchwachsen, jedoch vergleichbar mit dem Vorjahr. "Was wir im Export verloren haben, konnten wir im Inland hinzugewinnen", zieht Geschäftsführer Ingo Meier Bilanz. Im Vergleich zum Komponenten-Verkauf sei die Anzahl der fertig konfektionierten Anlagen gestiegen. Unvermindert weiter laufen die Lamellenvorhang-Systeme der Marke Sundrape, die nach wie vor das größte Segment des Anbieters darstellen. Neu im Programm sind ein Rollo im Riesenformat in 4 Metern Breite und eine horizontale Großflächenverschattung.
Benthin, Komplettanbieter von Komponenten und Maschinen für die Sonnenschutz-Industrie, ging auf der R + T mit einem futuristischen Messestand in Hochglanz-Weiß und Glaselementen an den Start. Im Mittelpunkt der News des ausgewiesenen Rollo-Spezialisten aus Bremerhaven, der seit über 100 Jahren Rolloteile entwickelt und produziert, stand eine komplette Komponentenfamilie für Small- und Medium-Rollos, von 350 mm bis 2.800 mm Breite im modularen Design. Ebenfalls nach dem Baukastenprinzip aufgebaut ist das mehr als 120 Modelle umfassende Plissee-System, wobei eine neue, stufenlos verfahrbare Federzugbedienung für freihängende Anlagen das Fenster frei von Bedienschnüren oder -kette hält. Zudem wurde das Plissee-Angebot um eine praktische Blendenprofillösung für alle gängigen Dachflächenfenster-Marken ergänzt.
Aerolux beliefert europäische Sonnenschutz-Konfektionäre mit Komponenten, Trägern und Zubehörteilen. Auf der Stuttgarter Messe empfahl sich das Unternehmen aus Neumünster nun erstmals als nahezu kompletter Systemanbieter für hauseigene Horizontaljalousien, Vertikallamellen und Rollos. Laut Geschäftsführer Uwe Henn soll der Vertrieb der Produkte künftig über nationale und internationale Partner erfolgen und deutlich stärker im europäischen Ausland stattfinden. Die Neuheiten-Palette von Aerolux umfasst halbautomatische Rollos und Raffrollos, die über ein einmaliges Ziehen an der Bedienkette oder Unterleiste eigenständig nach oben fahren.
Umweltfreundliche Textilproduktion
Textilveredler Junkers & Müllers deckt die gesamte Produktpalette des textilen Sonnenschutzes ab, wobei die stärkste Sparte Rollo- und Flächenvorhangqualitäten sind, gefolgt von Plisseestores und Vertikallamellen. Mit einem Umsatz von 40 Mio. EUR und gut 75 % Exportquote konnte das inhabergeführte Unternehmen 2008 im Sonnenschutz ein leichtes Plus erwirtschaften. "Weil wir weltweit aufgestellt sind, können wir Rückgänge in einzelnen Ländern durch die verschiedenen anderen Märkte besser kompensieren", meint Geschäftsführer Dr. Christian Junkers. Deutschland sei im vergangen Jahr ein sehr starker Markt gewesen, ebenso Osteuropa und Fernost.
Neben funktionellen Produkten wie einem Energiespar-Rollo mit spezieller Alubeschichtung und einem schallabsorbierenden Rollo- und Flächenvorhangstoff wurde als Neuheit eine breite Range an dekorativen Sonnenschutzbehängen gezeigt, darunter echte Stickereien auf weißer Grundware, glamouröse Jacquard-Dessins mit metallischen Matt-Glanz Effekten und bunte Blockstreifen.
Textilhersteller Bamberger Kaliko hat sich in einer Selbstverpflichtung auferlegt, "im Produktionsprozess auf ökologisch und toxologisch bedenkliche Chemikalien zu verzichten". Auch der ansonsten noch weit verbreitete Einsatz karzinogener Flammschutzmittel auf Antimontrioxidbasis finde keine Anwendung. "Wir setzen ausschließlich biologisch gut abbaubare Polymere ein", erklärt Designerin Marion Leimeister. Neuheiten-Highlights des Traditionsunternehmens aus Bamberg waren Druck- und Flockdessins für Flächenvorhänge, die mit Uniware kombiniert werden können, sowie aufwändig bunt gewebte Rollostoffe in Doubleface-Optik und seidig schimmernde Plissees.
Auch der schwedische Textilhersteller Almedahl Kinna strebt eine umweltfreundliche Fertigung an und legt in einem Statement die Produktionsweise der unterschiedlichen Stoffqualitäten, Ausrüstungen und Beschichtungen offen. Der Messeauftritt in Stuttgart stand ganz im Zeichen einer neuen Rollo-Kollektion, die neben Stoffen auch Systemkomponenten der finnischen Schwesterfirma Domicet umfasst. Modern und ausgefallen: Ein Rollo-Kopfprofil, das dekorativ mit Behangstoff verblendet wurde. Einfallsreich: Ein magnetischer Rollo-Behang, der mit Kreide beschriftet und als Memory-Board benutzt werden kann. Der in Kinna ansässige Firmenverbund erzielte 2008 einen Umsatz von 40 Mio. EUR, beschäftigt 200 Mitarbeiter und ist weltweit in 50 Ländern tätig.
Auf Tuchfühlung mit den Bedürfnissen des Marktes geht Textilspezialist van Clewe Sun Protection. So hat das in Hamminkeln ansässige Unternehmen die Gewebebreiten an die neuen Fenstertrends im Privat- und Objektbereich angepasst und fertigt Rollostoffe ausnahmslos in einer Warenbreite von 230 cm und künftig auch in 300 cm Breite. Gleichzeitig wurde das Produktprogramm auf vier Transparenzstufen ausgebaut. "Klimamanagement und Bildschirmarbeitsplatzeignung, Brandschutz und antimikrobielle Wirksamkeit, Schmutzabweisung und Feuchtraumeignung", fasst Prokurist und Vertriebsleiter Josef Schulze Bäing bei van Clewe Sun Protection einige funktionelle Anforderungen zusammen, "die an uns als Hersteller von Sonnenschutztextilien herangetragen werden."
Svensson Markspelle produziert hochreflektierende, mit Aluminium verwirkte Sonnenschutz-Stoffe für den Innenbereich, die weltweit an Konfektionäre verkauft werden. Energieeinsparung und Solarreflektion sollen nicht länger eine "graue Angelegenheit" sein, denn nun bringen die Schweden mit einer neuen Stoffkollektion kräftige Farben, wie Terracotta, Gelb, Blau oder Schwarz in die Welt der Raumklimaregelung.
Energiesparpotenzial von Sonnenschutz
"Warema - Ihr starker Partner" lautete das Messemotto des Familienunternehmens aus Marktheidenfeld, das die europäische Marktführerschaft im technischen Sonnenschutz für sich reklamiert und dies auch mit einem repräsentativen Stand unterstrich. Ein wichtiges Thema war das Energiesparpotenzial durch den Einsatz von Sonnenschutz, Rollladen und Steuerungslösungen "bis ins Detail", wie Pressesprecherin Diana Müller erläutert. Beispielhaft genannt sei eine thermisch getrennte Kurbeldurchführung für Raffstores, die den Wärmeverlust um 50 % senken kann. Denn bislang bildete der Antriebsstab, der die Fassade nach innen durchstößt, ein konstruktives Defizit, was zu Luft-Undichtheit und Kondenswasserbildung führt. Zudem wurde gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut ein Softwaretool entwickelt, das unter dem Aspekt der energetischen Optimierung den effektivsten Sonnenschutz für Gebäude ermittelt. Unter der Vielzahl an Neuheiten war auch eine zielgruppengerechte Innensonnenschutz-Kollektion sowie ein elektronisches Notraffungssystem, für das Warema einen R + T Innovationspreis erhielt.
Reflexa setzt auf Expansion und investiert am Stammsitz Rettenbach in ein neues, 6.000 qm großes Fabrikgebäude, neue Maschinen und die Erweiterung des Fuhrparks. Der Spezialist für Außenbeschattung, dessen Innensonnenschutz-Anteil rund 20 % beträgt, will unter anderem mit einer eigenen Insektenschutz-Systemtechnik durchstarten. Das Programm der Marke Spider soll zweigleisig vermarktet werden: Zum einen agiert Reflexa als Systemanbieter und liefert Profile und Zubehör an Konfektionsbetriebe. Andererseits werden die Insektenschutz-Anlagen auch im eigenen Haus auf Maß gefertigt und direkt über den Fachhandel vertrieben. Weiterhin gezeigt wurden eine Terrassendach-Lösung und eine neue Plissee-Kollektion, "als attraktives Zusatzgeschäft" für die Kundenklientel im Rollladen- und Sonnenschutzhandwerk. Das Geschäftsjahr 2008 verlief bei Reflexa zufriedenstellend, wobei das gesetzte Umsatzziel nicht ganz erreicht werden konnte. Marketingleiter Matthias Lindner: "Doch im Vergleich zu manchen anderen stehen wir gut da."
Markisen-Offensive
Auf der R + T dürfen auch ausgewiesene Markisenhersteller nicht fehlen, wie die Schmitz-Werke, die für ihre Sparte Markilux ein ganzes Bündel an Veränderungen und Neuerungen geschnürt haben. Mit neuen Produktentwicklungen, einer durchgängigen Designlinie sowie einer Markt- und Serviceoffensive will der Markisenspezialist sich klar positionieren. Neben Schauräumen am Stammsitz Emsdetten, in Salzburg, dem britischen Chester und jüngst im Stilwerk Hamburg unterstützt Markilux mit einem modularen Shopsystem zur Musterpräsentation auch seine Fachhandelpartner am POS. Mit zwei offenen Markisensystemen will das Unternehmen dieses Segment ganz neu besetzen und eine preisattraktive Alternative zu Kassettenausführungen bieten.
Nachdem die Markilux-Sparte 2006 und 2007 zwei sehr gute Jahre mit zweistelligen Zuwachsraten erlebte, erlitt sie 2008 einen kleinen Dämpfer. Justus Schmitz, geschäftsführender Gesellschafter der Schmitz-Werke führt das auf die hohen Energiepreise, die beginnende Finanzkrise und den durchwachsenen Sommer zurück.
Markisenhersteller Weinor, Tochter der Schweizer Grieser-Gruppe, zeigte an seinem Messestand unter anderem freitragende Standmarkisen für die Gastronomie, kombiniert mit Lichtleiste und Heizsystem zur großflächigen Beschattung von Biergärten oder Straßencafés. Das seit fast 50 Jahre im Markisengeschäft tätige Unternehmen hat sich darauf spezialisiert, Lösungen aus einer Hand anzubieten, von Markisen und Terrassendächern bis zur Glasoase und Wintergarten-Systemen. "Wir liefern Komplettsysteme, keine Komponenten", informiert Thilo Weiermann, Geschäftsführer von Weinor in Köln, der mit 220 Mitarbeitern außer in Deutschland auch auf dem holländischen und englischen Markt aktiv ist.
Mit dem Slogan "Nova Hüppe - Sonnenschützer seit 1889" wirbt das gleichnamige, in Oldenburg ansässige Unternehmen für seine bekannte Marke und präsentierte auf einem attraktiven Messestand 15 neue Produktideen für die Sortimentsbereiche Gelenkarm-, Fassaden- und Wintergartenmarkisen sowie Außenraffstores. Die vor 120 Jahren durch Justin Hüppe als Springrollo-Hersteller gegründete Firma hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, die vor vier Jahren in der Neugründung Hüppe Markisen mündete. Als Gesellschafter fungieren die Dr. Ulrich Zwissler Holding in Gerstetten und die Geschwister Corinna und Normen Strecker. 2007 folgte die Umfirmierung in Nova Hüppe Sonnenschutzsysteme, wobei die Anteile unverändert blieben.
Der Markisen-Spezialist Franz Thumb produziert unter der Marke Solidux Gelenkarm-, Fenstermarkisen und Wintergartenbeschattungen. Ein weiteres Geschäftsfeld des in Bobzin, Mecklenburg-Vorpommern ansässigen Unternehmens ist der weltweite Vertrieb von Markisenbauteilen und Tüchern an Konfektionäre. Die Vermarktung erfolgt ausschließlich über den Fachhandel. Thumb gehört seit Kurzem nicht mehr zur KMH Sonnen- und Wetterschutz in Ahrensburg. "Wir richten uns aktuell neu aus. Das Geschäft läuft wie gewohnt weiter", informiert Iris Kaufmann, Assistentin der Geschäftsleitung.
Der österreichische Sonnensegel- Spezialist Soliday, eine eingetragene Marke der Plaspack-Gruppe, bietet eine breite Range an Sonnensegel Rollup Systemen, die nicht nur den technischen Zweck als großflächiger Sonnen- und Wetterschutz erfüllen, sondern auch eine gute Qualität und moderne Optik aufweisen. "Jedes Rollup System wird individuell an die Architektur des Gebäudes angepasst und somit zu einem seiner wesentlichen Bestandteile. Ein Stilelement in Form und Farbe", sagt Geschäftsführer Oliver Balaz.
Beschattungslösungen für Innen und Außen
Auf der letzten R + T 2006 fiel für Kadeco die Entscheidung, den angeschlagenen Bochumer Markisenhersteller Erwilo zu übernehmen. Inzwischen werden Erwilo Markisen in einem 20.000 qm großen Firmengelände am Standort Lübbecke, unweit des Kadeco Stammsitzes produziert. Als Messeneuheit auf dem Tandem-Stand Kadeco-Erwilo wurden eine Scherenarmmarkise mit 30 Metern Breite gezeigt sowie eine Universalverschattung in Wolkenoptik, geeignet für den In- und Outdoor-Einsatz. Ebenfalls neu: Shutters, ein Programm mit Holzfensterläden für Innenräume. Zudem verweist Marketingleiter Christian Sandkühler auf das Erwilo Markisen-Finanzierungskonzept. "Mit dem neuen Service Finanzierungskauf kann der Fachhandel weitere Kundenpotenziale erschließen und hochwertige Produkte einfacher verkaufen."
Clauss Markisen Projekt (CM), seit 2003 eine 100-prozentige Tochter von MHZ Hachtel, hat sich auf technisch anspruchsvolle Beschattungslösungen spezialisiert, insbesondere im Objektbereich. Das Programm umfasst Fenster- und Fassadenmarkisen, Außen- und Innenbeschattungen, Großschirme, Blend- und Sichtschutz, textilen Rauch- und Brandschutz, Sonderkonstruktionen, Außenraffstores und Insektenschutz. Zwei Innovationen stechen besonders hervor: Ein Edelstahlbehang und ein Sonnenschutz-Rollladen aus Aluminium. "Clauss Markisen positioniert sich für den Bereich Rollladen-, Fassaden- und Metallbau-Handwerk, weil diese Gewerke solche Konstruktionen auch durchführen können", definiert Wilhelm Hachtel, geschäftsführender Gesellschafter von MHZ und CM die Geschäftfelder. MHZ habe hingegen sein Markisen-Sortiment auf die Raumausstatter-Branche fokussiert.
An einem Gemeinschaftsstand traten Teba und die 2006 übernommene Tochterfirma Ce Ge De auf. Der Düsseldorfer Außenjalousien- und Rollladen-Hersteller zog inzwischen an den Teba-Stammsitz nach Duisburg, wo eine neue Halle die Produktionsfläche deutlich erweitert. Das gesamte Programm von Ce Ge De sowie erstmals auch Insektenschutz wurden in einer kompakten Kollektionsbox zusammengefasst. Zudem präsentierte Teba im hinteren Teil des Messestandes seine innenliegende Fensterdekorationsprodukte, ebenfalls gemünzt auf die Zielgruppe des Rollladen- und Jalousiebau-Handwerks.
Dieselbe Intention verfolgte Erfal mit seinem erstmaligen Messeauftritt in Stuttgart und machte die Fachhandwerker der Rollladen- und Jalousiebau-Branche mit dem Innensonnenschutz-Programm vertraut, darunter Lösungen zur Wintergartenverschattung und Insektenschutz. "Außenjalousien und Fenstermarkisen führen wir als Randsortiment", erklärt Werbeleiter Frank Luckner, der begeistert ist über die internationalen Kontakte auf der R + T.
Schienentechniken und SB-Sortimente
Gardinia Home Decor war nach zahlreichen Jahren Pause erstmals wieder auf der Sonnenschutz-Fachmesse präsent, "um mit neuen Exportkontakten die ausländischen Niederlassungen zu unterstützen", sagt Klaus Pechmann, Leiter Marketing und Produktmanagement. Die umfangreiche Vorstellung der Standard-Sortimente für DIY-Kunden wurde ergänzt um Stilgarnituren und Vorhangschienen.
Vorhangschienen-Hersteller Möller war mit seiner neuen Flächenvorhangtechnik ebenso auf der R + T präsent, wie Stilgarnituren-Produzent Büsche, der erstmals in Stuttgart ausstellte, in diesem Jahr allerdings auch nicht an der Heimtextil-Messe teilnahm. "Wir können hier neue Kundenkreise erschließen, auch potenzielle Kunden aus dem Ausland", erklärt Büsche-Geschäftsführer Fernando Sanchez mit Blick auf die hohe Zahl internationaler Fachbesucher. Das Unternehmen, dessen Exportanteil auf rund 60 % beziffert wird, konnte 2008 trotz zweistelligen Umsatzrückgangs im Export zum Jahresende dennoch pari abschließen. Mit einem Prototyp einer motorisch betriebenen Innenlaufgarnitur zielt der Hersteller aus Neuenrade auf den Objektbereich und anspruchsvolle Privatkunden.
Publikumsmagnet auf dem Stand von Somfy im Ausstellungsbereich motorisierter Innensonnenschutz war ein Antriebssystem, das durch Zug am Vorhang aktiviert werden kann und dann automatisch öffnet oder schließt. Ebenfalls neu: ein Antrieb für Holzjalousien und Plissees. Somfy Deutschland in Rottenburg, das 2008 mit 85,3 Mio. EUR Umsatz abgeschlossen hat, ist nach Ansicht von Geschäftsführer Bernhard Sommer für die kommenden Monate gut gewappnet: "Das Unternehmen verfolgt eine antizyklische Strategie und investiert in ein Maßnahmenpaket, um die Marktposition seiner Partner zu stärken." Ein Bestandteil des Pakets sind Innovationen, die in punkto Energieeinsparung und Sicherheit durch ihren hohen Nutzwert überzeugen. Ferner startet Somfy erneut eine Werbekampagne, darunter wie auch in den vergangenen Jahren die Schaltung von TV-Spots in ARD und ZDF.
Insektenschutz-Komponenten
Die Hersteller von Komponenten und Zubehör für Insektenschutzsysteme stellen traditionell auf der R + T in Stuttgart aus. Zu ihrem Kundenkreis zählen auch namhafte Sonnenschutz-Konfektionäre. Das hochwertige Insektenschutz-Programm von Systemgeber Neher in Frittlingen, der sich als Marktführer der Branche versteht, konfektionieren zum Beispiel MHZ und Erfal. Matthias Geist, Marketingleiter bei Neher, verweist auf eine neu entwickelte Schiebeanlage mit kugelgelagerten Laufrollen, bei der eine Fußbedienung integriert werden kann. Auch der "zweitgrößte" Insektenschutzgitter-Hersteller Lämmermann trat in Stuttgart auf sowie zahlreiche Firmen aus dem Ausland, wie zum Beispiel Italien, Frankreich, Spanien oder China.
Der Verband deutscher Sonnenschutzreiniger (VDS) hatte ebenfalls einen Stand im Marktplatz der Verbände aufgeschlagen. Als Vorsitzender des VDS fungiert Thomas Ehmann, Inhaber der Lamellenreinigung W & E in Frankfurt, der für sein neu entwickeltes Textiles Flächenreinigungssystem einen Sonder-Innovationspreis auf der R + T erhielt. Die Besonderheit: Plissees können komplett mit Schnüren, Ober- und Unterschiene gereinigt werden, der Flächenvorhang mit Klettband und Fallstab, das Raffrollo mit Zugschnüren. Während des Reinigungsprozesses werden die Stoffflächen schonend auf Wellen gerollt.
aus
BTH Heimtex 03/09
(Wirtschaft)