58. Jahrestagung der österreichischen Textilindustrie
Investitionsplus stärkt Konjunktur
Götzis/Wien - Mit Investitionen in Forschung & Entwicklung sowie neuen Technologien am Standort Österreich haben die heimischen Textilunternehmen Vorsorge getroffen, dass der konjunkturbedingte Rückgang zum Halbjahr 2008 moderat ausgefallen ist: -2,5 Prozent Exporte, -1 Prozent Beschäftigung. Die Ernte des guten Textiljahres 2007 wurde in die Zukunft investiert.
Erfolgsbeispiele heimischer Textilunternehmen aus allen Sparten belegen den nachhaltigen Effekt überdurchschnittlicher Investitionen. Zur Unterstützung der betrieblichen Forschungs- und Investitionstätigkeit in neue Produkt- und Anwendungsbereiche präsentierte Reinhard Backhausen, Präsident der österreichischen Textilindustrie, im Rahmen der 58. Jahrestagung in Götzis/Vorarlberg das Projekt "Smart Textiles." Es soll ein Netzwerk aus wissenschaftlicher Forschung von ÖTI und TU Wien mit führenden Unternehmen der Elektronik- und Mikrosystemtechnik sowie Textilbetrieben gebildet werden. Stichwort: Wearable Computing. Die vernetzte Plattform wird gezielt an die EU-Forschungsförderung andocken und diese stärker als bisher nützen können. 2007 entfielen vom Forschungsbudget der EU in Höhe von 6 Mrd. Euro lediglich 35 Mill. Euro auf Textilprojekte.
Die Exporte Technischer Textilien haben zum Halbjahr 2008 einen Anteil von 53 Prozent erreicht. Die innovationsfreudige Sparte kann Weltneuheiten und Patente anbieten. Von weltweit medizinischer Bedeutung werden gewirkte Implantate für die Gefäßchirurgie sein, die mit textilen Adern und Venen menschliches Leben retten. Oder Zelte und textile Planen für den Katastropheneinsatz, die eine Patentbeschichtung gegen Pilzbefall und Fäulnis haben. Oder Seile für Bergsteiger, Kletterer und Bergrettung, die einen Weltrekord an Abrieb- und Reißfestigkeit aufstellen. Das erste Energie sparende Handtuch der Welt, das 35 Prozent Wasser und Strom sowie 30 Prozent Prozesschemie einspart, wurde im Waldviertel gewebt. Bei einem Einsatz in der österreichischen Hotellerie würde sich der Energieverbrauch jährlich um 30 Mill. kWh und der CO2 Ausstoß um 5.000 Tonnen senken lassen.
Der Exportwert per 30. Juni 2008 betrug 1,172 Mrd. Euro (Vorjahr: 1,201 Mrd. Euro). Davon wurden 89 Prozent in Europa erwirtschaftet. Zum gleichen Stichtag beliefen sich die Importe auf 1,459 Mill. Euro (Vorjahr 1,445 Mill. Euro). 75 Prozent hatten einen europäischen Ursprung. Die Billigimporte aus Asien sind um 9 Prozent gestiegen und haben einen Anteil von 22 Prozent.
Die Zahl der Mitarbeiter ist zum Halbjahr um 1 Prozent auf 13.949 Beschäftigte zurückgegangen. Der Rückgang betraf die Gruppe der männlichen Angestellten, wogegen der Anteil der Frauen insgesamt um 0,8 Prozent gestiegen ist. Der Frauenanteil in der Textilindustrie beläuft sich auf 45 Prozent. Die Anzahl der Lehrlinge ist mit 232 angehenden Facharbeitern gleich geblieben. Die Schülerzahlen an der HTL in Wien und Dornbirn sind um 15 Prozent bzw. 5 Prozent gestiegen. Die Gesamtzahl an Textilschülern betrug 840. Eine verstärkte Zusammenarbeit mit Textilschulen, Akademien und Universitäten gehört wie die Internationalisierung des Fachverbandes durch grenzüberschreitende Kooperationen mit Kollegenverbänden zu den Schwerpunkten im Arbeitsprogramm des neuen Präsidenten Reinhard Backhausen. Jüngstes Gemeinschaftsprojekt ist ein Servicebüro in Moskau. Es wurde im Juni 2008 nach dem Muster des Textilterminals in Shanghai eröffnet.
Der Ausblick auf das Textiljahr 2008 ist optimistisch: die überdurchschnittlich hohen Investitionen werden ohne gravierende Einbußen dem konjunkturellen Gegenwind weiterhin standhalten. "Smart Textiles" werden als Zukunftsträger an Bedeutung gewinnen.
aus
Haustex 12/08
(Wirtschaft)