Werkmeister

Moderner Firmensitz symbolisiert Markenstrategie


Henstedt-Ulzburg - Der norddeutsche Matratzenhersteller Erich Werkmeister hat sich in den letzten 15 Jahren vom regionalen Hersteller von No-name-Produkten zum bundesweiten Anbieter qualitativ hochwertiger Markenmatratzen entwickelt. Bis vor kurzem konnte der Firmensitz allerdings nicht mit diesem Strategiewandel der Firma mithalten. Ende letzten Jahres zog das Unternehmen jedoch in eine komplett neu errichtete Firmenzentrale in Henstedt-Ulzburg, nördlich von Hamburg. Obwohl der Umzug mitten in der Matratzensaison geschah, haben die Kunden davon so gut wie nichts mitbekommen, so gut geplant und reibungslos lief die Verlagerung ab.

Firmenchef Uwe Saenger spricht von einem puren Zufall, der sich glücklich mit den Bedürfnissen des Unternehmens traf. Denn im Laufe der Jahre wuchs sein Unternehmen in Norderstedt räumlich immer mehr, und ein entsprechendes Stückwerk war die Firmenzentrale. "Wir hätten eigentlich in Norderstedt richtig investieren müssen, aber dazu fehlte uns der Platz. Doch plötzlich kam die Anfrage unseres Nachbarn, ob wir ihm nicht unser Grundstück verkaufen wollten. Ich habe keine Sekunde gezögert und zugestimmt. So bot sich uns die Gelegenheit, an anderer Stelle ein modernes Matratzenwerk hochzuziehen", erzählt Saenger sichtlich zufrieden.

Der neue Standort ist nicht weit vom früheren Werk entfernt, so dass die Mitarbeiter sich nicht groß umstellen mussten. Er befindet sich im Industriegebiet von Henstedt-Ulzburg, mit bester Anbindung an die Autobahn A7. Und endlich konnte die Produktion so aufgestellt werden, dass ein optimaler Warendurchlauf gewährleistet ist. "Wir haben den Bau den Produktionsanforderungen angepasst", erklärt Klaus-Peter Rawald, Prokurist bei Werkmeister. Doch nicht nur die Immobilie ist nagelneu, auch der Großteil der Inneneinrichtung wurde erneuert, einschließlich der EDV. Vor allem findet sich alles unter einem Dach. Werkmeister verfügt nun über ein Blocklager von rund 3.000 qm, über 2.000 qm Produktionsfläche und rund 1.600 qm für Büro und Showroom.

So ziemlich das Einzige, das mitgenommen wurde, sind die Maschinen. Sie wurden in Norderstedt demontiert und in Henstedt wieder montiert. Ein sehr aufwändiger und langwieriger Vorgang. Trotzdem, berichtet Rawald nicht ohne Stolz, hätten die Kunden von der Produktionsunterbrechung nichts gespürt, obwohl das Unternehmen eigentlich ausschließlich auftragsbezogen arbeitet. "Das war schon eine besondere logistische Leistung. Aber unsere Mitarbeiter haben in der gesamten Zeit hervorragend mitgezogen. Im Vorfeld des Umzugs haben wir auch auf Vorrat produziert." Michael Sailer, Verkaufsleiter im Unternehmen: "Ich wurde verschiedentlich gefragt, wann wir denn nun umziehen würden. Die Leute waren dann ganz erstaunt, wenn ich ihnen sagte, dass schon alles erledigt sei."

Geschäftsführer Saenger betont, dass das neue Werk für die rund 50 Mitarbeiter auch eine wesentliche Verbesserung der Arbeitsplatzsituation darstellt. "Der einzige Nachteil sind die etwas längeren Arbeitswege innerhalb der Firma", scherzt der Firmenchef. Beim Rundgang durch den Betrieb fällt die Großzügigkeit der Räumlichkeiten auf. Die Wege sind breit, die Hallen hell und freundlich gestaltet. Die Lastwagen mit den Pressblöcken können direkt in die Halle fahren und werden unbehelligt von den Unbilden des Wetters entladen. Für normale Lieferungen gibt es wetterfeste "Andockstationen".

Ein Geheimnis des Erfolgs von Werkmeister ist die große Fertigungstiefe des Unternehmens. Dadurch hat es umfassenden Einfluss auf die Qualität der Produkte. Sogar die Schäume werden nach den Spezifizierungen von Werkmeister hergestellt. "Unser Schwerpunkt ist die Bearbeitung der Schäume, die andere Anbieter im Gegensatz dazu von Dritten machen lassen", so Rawald. "Wir sind klare Verfechter der Ehrlichkeit im Produkt und Vertrieb. Bei uns muss ein höherer Preis immer auch eine höhere Qualität bedeuten. Und durch den hohen Anteil der Eigenfertigung wissen wir, worüber wir sprechen." Diese Informationen reicht Werkmeister weiter an seine Handelspartner. "Die Produkttransparenz ist für den Handel gegeben", so der Prokurist. Sie werden informiert über Punkte wie die Schaumart, das Masse/Luft-Verhältnis, die Stauchhärte des Schaums. Für Werkmeister gelte, je höher der Preis einer Matratze, desto höher ihr Komfort. Wo andere Hersteller beim Raumgewicht aufhören, fängt Werkmeister erst an. Man gehe den geraden Weg und habe die Kunden von den eigenen hohen Qualitätsansprüchen überzeugen können. "Wir sind im positiven Sinne Qualitätsfanatiker", betont Firmenchef Saenger.

Blickt man einige Jahre zurück, ist die Wandlung von Werkmeister beachtlich. Angefangen hat Saenger, der das Unternehmen 1987 vom Firmengründer übernommen hatte, als regionaler Anbieter von No-name-Matratzen. "An eine Marke war damals gar nicht zu denken", so der Inhaber. Über die Objektausstattung von Kreuzfahrtschiffen beispielsweise hat Werkmeister im Laufe der Zeit dann höhere Produktionsmengen erreicht, die zur Grundauslastung der Produktion beitrugen. Parallel begann man den Fachhandel zu bedienen. Das Geld, das verdient wurde, steckte man wieder in das Unternehmen und in die Weiterentwicklung der Matratzen. Sukzessive überzeugte das Unternehmen den Fachhandel von den eigenen Qualitätsansprüchen, so dass Werkmeister heute bundesweit im Fachhandel vertreten ist. Das stark vom Kostendenken geprägte Objektgeschäft hat die Firma mittlerweile aufgeben können.

"Wir sind nicht darauf angewiesen, große Stückzahlen herstellen zu müssen", so Rawald zur Haustex. Man arbeite nur auftragsbezogen und habe eine Lieferzeit von maximal 14 Tagen. Bei der Wahl der Fachhandelspartner ist Werkmeister anspruchsvoll. Man möchte sicher gehen, dass die Marke gegenüber den Verbrauchern adäquat erklärt und verkauft wird. Heute arbeitet Werkmeister im Außendienst mit fünf Handelsvertretern zusammen, die neben Werkmeister Produkte anbieten, die gut zu den Matratzen passen. Neben den Bettenfachgeschäften besuchen sie mittelständische, Inhaber geführte Möbelhäuser und Raumausstatter, die nach Beobachtung des Unternehmens immer stärker auch Matratzen anbieten. Das Geschäftsvolumen hat solche Ausmaße angenommen, dass das Unternehmen mit Michael Sailer erstmals einen Verkaufsleiter eingestellt hat, um den Kontakt zu den Kunden zu intensivieren und den Markengedanken der Firma zu stärken.

Eine komfortable, hochwertige Matratze kann ihre Vorteile ohne eine gute Unterfederung nicht voll ausspielen. Das ist auch Werkmeister klar und deshalb hat man sich für Deutschland den Alleinvertrieb der Regumatic-Unterfederungen sichern können. "Regumatic passt vom Preissegment und von der Qualität zu Werkmeister", begründet Saenger diesen Schritt. Auf die Dauerhaftigkeit der verwendeten Edelstahlfedern gewährt Regumatic zehn Jahre Garantie. Da sich der Rahmen laut Rawald selbst reguliert und keiner komplizierten Einstellungen bedarf, erleichtert er den Verkäufern obendrein das Beratungsgespräch. Dass Werkmeister der ausgeprägte Qualitätsgedanke abgenommen wird, belegt die Tatsache, dass die hochwertigen Matratzen innerhalb der Werkmeister-Produktpalette deutlich besser nachgefragt werden als die preiswerteren Exemplare.
aus Haustex 04/09 (Wirtschaft)