Interview mit Frank Sondermann, geschäftsführender Mitgesellschafter Küberit
"Durch unser neues Hochregallager werden wir schneller und flexibler"
Bei Küberit in Lüdenscheid lassen sich die aktuellen Veränderungen nicht mehr übersehen: Der Profilhersteller hat 5 Mio. EUR in ein hochmodernes Hochregallager investiert, um seine Produkte noch schneller zum Kunden bringen zu können. Zu diesem Thema befragte FussbodenTechnik Frank Sondermann, den geschäftsführenden Mitgesellschafter von Küberit. Außerdem wollten wir wissen, welche Trends sich für die Messen BAU und Domotex 2009 abzeichnen.
FussbodenTechnik: Was ändert sich bei Küberit durch das neue Hochregallager? Wie verändert sich die Logistik für Küberit und wie für die Kunden?
Frank Sondermann: Wir haben das riesige neue Hochregallager für 5.252 große Profilbehälter bereits Ende Juli in den Testbetrieb genommen. Mittlerweile läuft die Anlage in allen 3 Schichten, ist schon zur Hälfte gefüllt und hiermit ändern sich alle innerbetrieblichen Abläufe. Unsere Mitarbeiter sind mit Begeisterung dabei und stolz auf den erreichten Fortschritt.
Unser "altes" Hochregallager, das wir 1996 in Betrieb genommen haben, soll in den nächsten Monaten von der Langgutlagerung teilweise für Europaletten umgebaut werden. Unsere Kunden werden von einem noch schnelleren und besseren Lieferservice profitieren. Zudem hoffen wir, uns hiermit etwas unabhängiger von kurzfristigen Rohmaterialverteuerungen gemacht zu haben, um unseren Kunden langfristige Preisgarantien geben zu können.
FT: Was waren für Sie persönlich die größten Herausforderungen an dem Projekt "Hochregallager"?
Sondermann: Die verdienten, älteren Mitarbeiter (die teilweise schon seit 47 Jahren in unserem Unternehmen arbeiten) für die neue Anlage und Technik zu begeistern. Meine Hauptgesellschafter, die nicht im Hintergrund aktiv sind, zu überzeugen und letztendlich die langen Genehmigungszeiten von Seiten der Stadt Lüdenscheid z.B. wegen des Brandschutzes.
FT: Was sind die neuen Profil-Trends für die BAU und Domotex 2009?
Sondermann: Insgesamt gewinnen Metallprofile gegenüber Kunststoff- und MDF-Profilen. Hierzu trägt auch der weiter zunehmende Trend zu Metalloberflächen z.B. in Edelstahl-Feinschliff bei. Im Bereich der Aluminium-Sockelleisten und Übergangsprofile wird es sicherlich interessante neue Produkte und Systeme geben.
FT: Hat sich das auf der Domotex 2008 vorgestellte Thema LED-Leuchten bei Profilen durchgesetzt?
Sondermann: Eine entsprechende Resonanz ist da, aber letztendlich bewegen wir uns mit diesen innovativen Produkten in einem Nischenmarkt. Der Bodenleger kann sich mit unseren Produkten stark abheben und eine hochwertige Bodenbelagsarbeit mit Profilen/Systemen von Küberit abliefern.
FT: Auf welchen Messen stellt Küberit 2009 aus?
Sondermann: Auf der BAU in München und auf der Domotex in Hannover. Weltweit werden wir zusätzlich auf ca. 5 weiteren Messen - wie bereits in diesem Jahr - vertreten sein.
FT: Es gibt allgemein in der Bodenbranche einen Trend zu höherwertigen Produkten - ist das bei Profilen auch so?
Sondermann: Absolut. Unsere hochwertigen Profilsysteme erfreuen sich wachsender Beliebtheit und die zunehmenden metallischen Feinschliff-Oberflächen sind teurer als bekannte Eloxalfarben. Küberit stand immer für hochwertige Produkte und wir erzielten letztes Jahr den besten Umsatz in unserer Firmengeschichte, somit erhielten wir eine schöne Bestätigung unseres Qualitätsdenkens.
FT: Sie stellen vorwiegend Aluminiumprofile her. Wie kompensieren Sie die steigenden Energiepreise bei Aluminium?
Sondermann: Wir richten unser Hauptaugenmerk auf die Verbesserung der Produktionsprozesse. Dazu gehört auch eine Verbesserung der Logistik. Ein Beispiel dafür ist unser neues Hochregallager.
FT: Bekennen Sie sich ausschließlich zum Produktionsstandort Deutschland oder produzieren Sie auch im Ausland?
Sondermann: Küberit hat bisher nur in Deutschland produziert und unsere Qualität "Küberit made in Germany" gilt für uns als mittelständisches Unternehmen auch in Zukunft.
FT: Ist der Fachkräftemangel für Küberit ein Thema? Wie halten Sie es mit der Ausbildung?
Sondermann: Einen Fachkräftemangel können wir noch nicht verzeichnen. Wir haben derzeit 10 Auszubildende im Unternehmen und haben in der Vergangenheit allen Auszubildenden nach Ihrer Ausbildung einen Arbeitsplatz im Unternehmen ermöglicht. Dieses soll auch weiterhin der Fall sein.
FT: Haben Sie Probleme mit Plagiaten im Markt? Hat sich an Ihrer historisch gewachsenen Zusammenarbeit mit dem Bodenbelags-Großhandel etwas geändert?
Sondermann: Innovative Unternehmen und Produkte werden natürlich gerne kopiert, was uns letztendlich zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Plagiate tauchen immer mal wieder auf, zumal wir über 110 Patente und Schutzrechte besitzen. Spätestens wenn ich einen Kopierer sehe, muss ich mir ein neues Produkt einfallen lassen. An unserem klassischen Vertriebsweg Bodenbelagsgroßhandel wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Zumal wir die Partnerschaften hier in den letzten Jahren der Konzentration stark ausbauen konnten.
FT: Welche TÜV- und anderen Zertifikate bietet Küberit seinen Kunden?
Sondermann: Zunächst einmal ist Küberit nach ISO 9001:2000 zertifiziert, die ein verlässlicher Indikator für einen gleich bleibend hohen Management- und Produkt-Qualitätsstandard sorgt und somit auch für eine hohe Kundenzufriedenheit.
Unsere Produkte "TK-System Sicherheit", das patentierte Profilsystem "Euro-Step" und "Step-Clip" sind zudem TÜV-geprüft, so dass Architekten Küberit-Produkte in öffentlichen Bauten besonders für Treppen ausschreiben können.
FT: Gibt es bei Profilherstellern auch einen Konzentrationsprozess?
Sondermann: Als ich im Januar 1994 bei Küberit anfing, gab es 3 Profilanbieter aus unserem schönen Sauerland und z.B. einen in Ingolstadt. Küberit ist aus eigener Kraft gewachsen und heute im Sauerland der einzige Anbieter. Zusätzlich haben wir den Profilhersteller aus Ingolstadt im Jahr 2002 komplett übernommen. Weltweit wird die Konzentration anhalten. Wir sind an weiteren Akquisitionen durchaus interessiert.
FT: Wie ist die Verteilung von Inland und Export bei Küberit?
Sondermann: Die derzeitige Exportquote liegt bei ca. 35% und diese wird weiter ansteigen. Aus diesem Grund ist es für Küberit auch selbstverständlich, auf Baumessen in Osteuropa, im nahen Osten usw. auszustellen.
FT: Wo sind Ihre bedeutendsten Exportmärkte?
Sondermann: Unsere bedeutendsten Exportmärkte derzeit sind Osteuropa, Marokko, Südkorea, Japan, Australien, Indien und Südafrika, um nur einige neben Europa zu nennen.
FT: Jedes neue Produkt durchläuft bei Ihnen eine lange Testphase. Die lange Vorlaufzeit hat zur Folge, dass Sie heute schon wissen müssen, welche Bodenbeläge in 2 Jahren gefragt sind. Welche Bodenbeläge sind 2010 gefragt?
Sondermann: Fertigparkett, aber auch hochwertige Laminatböden werden zukünftig gefragt sein. Designbeläge nehmen im Objektbereich zu und passend hierzu werden wir Neuheiten vorstellen.
FT: Hält der Trend von 2005 an, dass die Profile immer schlanker und dass die Abdeckbreiten von Profilen immer geringer werden?
Sondermann: Vor allem in Süddeutschland werden gerne breitere Profile eingesetzt. Ansonsten sind schlanke Profile, passend zum metallischen Türgriff gefragt.
FT: Sind Edelstahlprofile immer noch so stark nachgefragt? Oder gibt es neue Trend-Materialien?
Sondermann: Edelstahloptik bei Alu-Profilen ist nach wie vor ein Trend. Aktuell investieren wir daher in eine neue Polieranlage mit Bürstvorrichtung, welche im Frühjahr 2009 in Betrieb genommen werden soll.
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Lagerkapazität durch Hochregallager verdoppelt - Ausstellungsraum modernisiert
Das Unternehmen Küberit fit machen für die Zukunft ist eine der wesentlichen Aufgaben des geschäftsführenden Mitgesellschafters Frank Sondermann. Seit April 2007 wurde am Standort in Lüdenscheid umfangreich investiert. Hier ist für rund 5 Mio. EUR ein 1.625 qm großes und 24 m hohes vollautomatisches Hochregallager gebaut worden. Die Lagerkapazität bei Küberit nur für Fertigmaterial beträgt jetzt 5,3 Millionen laufende Meter Metallprofile - das entspricht dem Ladevolumen von ca. 526 großen Lastzügen und einer Verdoppelung der Kapazität für die Verkaufsartikel.
Die frei werdenden Lagerflächen im bisherigen Gebäude werden nach Inbetriebnahme des neuen Hochregallagers für den weiteren Ausbau der Produktionsstätte sowie für größere Maschinen und Anlagen genutzt. Auch im laufenden Jahr 2008 ist der Profilspezialist erneut auf Wachstumskurs, nachdem man auch im vergangenen Jahr entgegen dem Branchentrend um 8% beim Umsatz zulegen konnte.
Ebenfalls neu gestaltet wurde der Ausstellungsraum in Lüdenscheid, der jetzt mehr Platz für interne und externe Schulungen bietet. Die klare und strukturierte Aufteilung sowie der zentral gelegene Verlegetisch ermöglichen die fachgerechte und professionelle Präsentation der umfangreichen Sortimentstiefe aller Profile und Profilsysteme.
aus
FussbodenTechnik 06/08
(Wirtschaft)