EPLF: Weltmarkt für Laminatboden rückläufig - Osteuropa leichtes Plus

Erfolgsverwöhnte Branche muss erstmals Federn lassen

Der weltweite Laminatboden-Absatz der Mitgliedsfirmen des Verbandes der europäischen Laminatfußbodenhersteller (EPLF), wird aller Voraussicht nach hinter dem Vorjahresergebnis zurückbleiben. Das zeigt die Hochrechnung der verbandsinternen Absatzzahlen auf Basis der ersten drei Quartale 2008. Die Branche geht allerdings davon aus, ihren Marktanteil im Vergleich zu anderen Bodenbelägen gehalten zu haben.

Die 19 EPLF-Mitglieder haben weltweit 469 Mio. m Laminatfußboden aus europäischer Produktion abgesetzt (Vj. 507 Mio. m). Dies entspricht einem Rückgang des Weltmarktabsatzes um 7,5 %. Verunsichert durch die Krise der Weltwirtschaft, den Rückgang der Bauinvestitionen und die allgemeine Kaufzurückhaltung hat Westeuropa mit einem spürbaren Absatzrückgang zu kämpfen. 272 Mio. m wurden 2008 in Westeuropa abgesetzt, im Vergleich zum Vorjahr (295 Mio. m) ein Minus von 7,8 %.

Die traditionellen Absatzmärkte Deutschland, Frankreich und Großbritannien blieben 2008 hinter den Erwartungen zurück. Mit 85 Mio. m (Vj. 96 Mio. m) hat der deutsche Markt das größte Absatzminus zu verkraften, bleibt aber trotzdem wichtigster europäischer Einzelmarkt. Frankreich steht mit 40 Mio. m (Vj. 42 Mio. m) 2008 relativ gut da und bleibt auf dem zweiten Platz im Absatzranking. Großbritannien ist von 39 Mio. m im Jahr 2007 auf 32 Mio. m im Jahr 2008 gesunken und liegt auf Platz 3. Die Niederlande bleiben mit 22 Mio. m (Vj. 22 Mio. m) stabil an vierter Stelle und Spanien fällt mit 19 Mio. m (Vj. 22 Mio. m) auf den fünften Platz zurück.

Ein erfreulicheres Bild zeigen die osteuropäischen Märkte. 131 Mio. m haben die europäischen Laminatbodenhersteller 2008 in Osteuropa abgesetzt, im Vergleich zum Vorjahr (129 Mio. m) ein leichtes Plus von 1,5 %. Polen und Russland verzeichnen 2008 Absatzmengen von 33 bzw. 27 Mio. m und nähern sich damit den westeuropäischen Märkten an. Aber auch Rumänien und Ungarn sind absatzstarke Länder und bieten für die kommenden Jahre weiteres Wachstumspotenzial.

Nordamerika und Asien sind aufgrund des Aufbaus von Produktionsstätten vor Ort weiter rückläufig. Eine ganze Reihe der EPLF-Mitgliedsfirmen ist hier präsent, diese Absatzmengen werden in der EPLF-Statistik aber nicht erfasst. In Nordamerika ist der Laminatbodenabsatz aus europäischer Produktion von 54 Mio. m auf 38 Mio. m gesunken. Der größte Anteil dabei entfällt auf den US-Markt mit einem Rückgang von 34 Mio. m auf 23 Mio. m. Der Absatz in der asiatischen Region liegt bei rund 8 Mio. m. Diese geringe Menge hängt mit der hohen Anzahl lokaler Anbieter zusammen, insbesondere in China.

Südamerika verhält sich mit 12 Mio. m auf überschaubarem Absatzniveau stabil. Hier haben sich für die europäischen Hersteller vor allem Mexiko und Chile als potente Märkte erwiesen. In Afrika bleiben Südafrika und Ägypten als einzig interessante Märkte zu nennen.

Den berechtigten Wunsch vieler Marktteilnehmer nach einer Verfeinerung der Umsatzstatistik hinsichtlich verschiedener Dekore (Holzimitation, Keramik- & Steinimitation und dekorative Phantasiedekore) oder Abriebklassen hält Verbandsgeschäftsführer Peter H. Meyer nicht für realisierbar und schlägt ersatzweise vor, diese wesentlichen Fragen über Stichprobenanalysen zu beantworten.

Neues Präsidiumsmitglied und neue Mitglieder

Vorstandsvorsitzender Ludger Schindler berichtete, dass Ralf Eisermann aus dem Vorstand ausgeschieden ist und mit Volkmar Halbe, Geschäftsführer Parador, ein anerkannter Fachmann insbesondere für Fragen des Marketings für den EPLF-Vorstand gewonnen werden konnte. Es fällt auf, dass Vertreter der in Österreich beheimateten Großproduzenten im EPLF-Vorstand offensichtlich weniger im Vordergrund stehen.

Mit den Firmen Yildiz Sunta und Yildiz Entegre sind zwei türkische Hersteller dem EPLF beigetreten, deren Zahlen in die Statistik des Jahres 2008 noch nicht eingeflossen sind. Der Verband verfügt damit über 21 ordentliche Mitglieder und 38 außerordentliche und Fördermitglieder.

Ferner führte Schindler aus, dass der Trend zur preisaggressiven Vermarktung im Stil von Aktionsverkäufen zu 2,99 EUR offensichtlich gestoppt sei und höherwertige Produkte Oberhand gewonnen hätten.

Bezüglich der Messepräsenz der Laminat-Industrie erwartet Verbandspräsident Schindler einen zweijährigen Rhythmus hinsichtlich der Domotex.

Neuer Schwerpunkt im Objektgeschäft

Mit hohen Investitionen in Design und Entwicklung will die europäische Laminatbodenindustrie das Geschäft in den westeuropäischen Märkten wieder nach vorne bringen. Die neuen Laminatböden, die Anfang 2009 auf den einschlägigen Branchenmessen vorgestellt werden, zeichnen sich durch einzigartig kreative Oberflächen aus. Sie entsprechen den gestiegenen Ansprüchen des Verbrauchers an ein designorientiertes Umfeld und stehen für einen ausgeprägten Gestaltungswillen. Das wachstumsstarke Objektgeschäft, das vor allem im öffentlichen Wohnungsbau und im Bereich Health Care mehr und mehr auf Laminatböden setzt, spielt in diesem Kontext eine wichtige Rolle. Die Beteiligung des EPLF trägt dieser Entwicklung Rechnung. Daher will der Verband 2010 bei der Domotex-Sonderschau "Contractworld" wieder Flagge zeigen.

Nachhaltigkeit das Thema der Stunde

Der Verbraucher stellt nicht nur erhöhte Anforderungen an Design und Ästhetik, sondern auch an die Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit eines Produktes. Der EPLF hat sich im vergangenen Jahr als einer der ersten Industrieverbände dafür stark gemacht, Umweltdeklarationen für Fußböden zu entwickeln, so genannte Environmental Product Declarations (EPDs). Sie dienen dem Architekten oder Bauplaner als wichtiges Orientierungskriterium und gehen in die Nachhaltigkeitsbewertung eines Wohnhauses ein. In mehreren europäischen Ländern gibt es inzwischen Zertifizierungsysteme für Wohngebäude und öffentliche Bauten.

Internetportal für den Endverbraucher

Mit dem neuen Laminatportal www.mylaminate.eu unterstreicht der EPLF einmal mehr das Bestreben des Verbandes, dem Verbraucher die Nachhaltigkeit des Laminatfußbodens transparent zu machen. Das Portal gibt Antworten auf all die Fragen, die den Endverbraucher bewegen: Woraus besteht Laminat? Ist Laminat umweltfreundlich? Kann es recycelt werden? Welche Dekore gibt es? Wie verlegt man Laminat? Was kostet Laminat? Wie pflegt man Laminat? Ist der Boden allergikerfreundlich?

ISO-Norm für Laminatböden kommt

Auch international ist der EPLF am Ball. Hier engagiert sich der Verband in den Gremien zur Erstellung einer ISO-Norm für Laminatböden. 2008 konnte nach langen intensiven Diskussionen der beteiligten Länder der entscheidende Durchbruch vermeldet werden. Die ISO-Norm für Laminatböden kommt. Sie stützt sich inhaltlich auf die EN 13329 und wird das System der Beanspruchungsklassen übernehmen. Allerdings werden die Klassen 21 und 22 sowie die Klassen 23 und 31 zusammengelegt, die neue Objektklasse 34 kommt hinzu. Die ISO-Norm wird alle Produktionsarten von Laminatböden abdecken: Neben den Böden mit Melaminharz-Oberfläche also auch direkt und digital bedruckte sowie elektronenstrahlgehärtete Laminatböden.

Das Thema Raumschall-Norm steht seit einigen Jahren im Fokus der Verbandsarbeit. 2008 ist man hier ein großes Stück voran gekommen, denn in einem groß angelegten Verbrauchertest - einem so genannten Jury-Panel -, ist es gelungen, die beste Methode zur Nachbildung und Standardisierung des Raumschalls herauszufinden: den Impulshammer. Da es auf EU-Ebene bereits einen Entwurf gibt, der mit einer anderen Methode arbeitet, gilt es nun, die Ergebnisse des Jury Panels in die EU-Gremien einzubringen und eine gemeinsame Lösung zu finden. Am Ende des Prozesses steht die Entwicklung einer Raumschallnorm, die als Bewertungsgrundlage für das Raumschallverhalten von Laminatböden dienen soll.
aus FussbodenTechnik 02/09 (Wirtschaft)