Uzin Utz AG: Interview mit Vorstand Thomas Müllerschön und Leiter Business Units Stefan Neuberger

"Unsere Marken sind stark und werden sich auch in der Krise behaupten"

Durch den Aufbau eines verzahnten Markenportfolios ist es der Uzin Utz AG gelungen, ihre Position als Lieferant von bauchemischen Produktsystemen sowie Maschinen für die Bodenverlegung kontinuierlich auszubauen. Welche Auswirkung das anhaltend schwierige wirtschaftliche Umfeld auf die international ausgerichtete Wachstumsstrategie hat und wie es um die ehrgeizigen Zielsetzungen des Konzerns bestellt ist, erläuterte bei einem Besuch in der Redaktion FussbodenTechnik Thomas Müllerschön, im Vorstand der Uzin Utz AG verantwortlich für Finanzen, Personal, Einkauf und Vertrieb. Vertriebsleiter Stefan Neuberger und Ulrike Juza, Leitung Unternehmenskommunikation, nahmen an dem Gespräch ebenfalls teil.

FussbodenTechnik: Herr Müllerschön, die stagnierende Nachfrage im Bereich Verlegewerkstoffe wird auf den internationalen Märkten vorerst anhalten. Wie stellt sich der Branchenprimus auf diese Situation ein?

Thomas Müllerschön: Wichtig ist, unseren Fitnesszustand zu erhalten. In diesem Zusammenhang wird sicher auch über Kosten und die Optimierung von Prozessabläufen zu reden sein. Aber wir werden auf keinen Fall unser Geschäftskonzept verändern, dessen Qualität außer Frage steht.

Viele Firmen vertreten den Standpunkt, dass es in schwierigen Zeiten vorteilhaft ist, sich auf Kernkompetenz zu konzentrieren. Für die Uzin Utz AG steht jedoch keine ihrer Marken zur Disposition, denn sie sind stark und werden sich auch in der Krise behaupten.

FT: Einen echten Flop hat es bei den Firmenübernahmen ja auch nicht gegeben.

Müllerschön: Seit 2001 haben wir elf Firmenakquisitionen getätigt. Daran lässt sich unschwer erkennen, dass es sehr viele Kaufangebote gab. Was uns dabei auszeichnete ist, immer mit Augenmaß gehandelt zu haben. Zum Beispiel wurden bei jeder zweiten Firmenübernahme eigene Aktien als Kaufpreis-Bestandteil verwendet. Für den Verkäufer bot sich dadurch die Möglichkeit, an der Zukunft seines ehemaligen Unternehmens zu partizipieren. Wenn man sieht, dass der Anbieter bestrebt ist, die Verbindung aufrecht zu halten und dadurch verfügbar zu bleiben, ist das sehr positiv zu bewerten und es verleiht Sicherheit. Viel schwieriger als der Kauf eines Unternehmens ist übrigens die erfolgreiche Integration in die bestehenden Strukturen.

FT: Noch vor einem Jahr hatte der Vorstandsvorsitzende Dr. Utz kurzfristig den Bau einer Produktionsstätte in den USA angekündigt. Dieser Plan dürfte auf Eis liegen?

Müllerschön: Die im Oktober vergangenen Jahres am nordamerikanischen Markt einsetzende Entwicklung war für uns bis dahin nicht vorstellbar. Wie der Geschäftsbericht des Konzerns für 2008 ausweist, betragen die Verluste zirka 1 Mio. USD. Dennoch vertreten wir den Standpunkt, dass die Entscheidung, in den USA mit einer Vertriebsgesellschaft tätig zu werden, absolut richtig war. Innerhalb von zwei Jahren wurde eine gut funktionierende Struktur mit qualifizierten Mitarbeitern aufgebaut.

Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen werden wir uns aus diesem Markt nicht verabschieden. Das Thema Produktion stellt sich nach wie vor, wobei ich es für besser halte, einen geeigneten Kandidaten zu übernehmen als selbst eine Fertigungsstätte zu errichten. Ein Risiko ist unter anderem, dass es in den USA keine arbeitsrechtlichen Strukturen gibt, die eine geordnete Übernahme ermöglichen.

FT: Eine Vorgabe Ihres Vorstandsvorsitzenden lautete, bis zum Jubiläumsjahr 2011 den Umsatz auf 250 Mio. EUR zu steigern, was Wachstumsraten in Deutschland von 10 % und auf Auslandsmärkten von 15 % bedingt. Dieses Thema dürfte vom Tisch sein?

Müllerschön: Als dies kommuniziert wurde, stand das Unternehmen bei 138 Mio. EUR. Seit 2004 ist die Gruppe ununterbrochen gewachsen. Ende 2008 waren 177 Mio. erreicht. Wir haben das Ziel nicht aus den Augen verloren, wenn aber im Jubiläumsjahr statt der angepeilten 250 nur 243 Mio. EUR erreicht werden, dann ist das marginal. Die Maxime besteht vielmehr darin, Marktanteile zu realisieren, die sicherstellen, uns in allen aktiv bearbeiteten Regionen unter den Top 3 zu positionieren. Wenn das durch Markenstärke erreicht wird, sind auch die erforderlichen Erträge gewährleistet.

FT: Nicht zu verkennen ist, dass die Bedeutung Ihrer Marken sehr unterschiedlich ausgeprägt ist.

Müllerschön: Wenn man die Umsätze strukturiert, wird ersichtlich, dass nur "Uzin" eine überragende Bedeutung hat und international aufgestellt ist. In einigen Regionen trifft das auch für Pallmann zu. Hier stellt sich die Frage, ob der Konzern noch weitere Marken kaufen sollte, wenn das Potenzial der vorhandenen Marken bei weitem nicht ausgeschöpft ist. Deshalb ist es enorm wichtig, in den nächsten Jahren die Internationalisierung der gesamten Gruppe voranzubringen. Übrigens: Vom Heimmarkt abgesehen, ist unser Markenportfolio am besten in Polen und Tschechien vertreten.

FT: Ist damit in Europa die Phase der Firmenakquisitionen abgeschlossen?

Müllerschön: Unsere Produkte decken den durchschnittlichen Kundenbedarf zu zirka 85 % ab, was eine hervorragende Position ist. Das heißt aber nicht, dass Übernahmen generell ausgeschlossen sind. Weitere Abrundungen des Angebots sind durchaus vorstellbar und willkommen. Anders als in Vorjahren wird jedoch nicht mehr zielgerichtet gesucht.

FT: Auffällig ist, dass der lukrative Parkettbereich für Uzin immer bedeutsamer wird. Neben Klebstoffen sind Sie durch Übernahmen der Firmen Pallmann, Wolf und Frank in der Lage, auch Lacke und Schleifmaschinen anzubieten.

Stefan Neuberger: Uzin ist auf dem Sektor Parkettklebstoffe seit zirka zehn Jahren intensiver tätig und war mit der Einführung von Polyurethansystemen schon sehr früh in der Lage, Alternativen zu lösemittelbasierten Produkten anzubieten. Am deutschen Markt haben unsere Kunstharzklebstoffe gerade noch einen Anteil von 10 %. Wenn der Bereich Parkettklebstoffe lukrativ ist, dann vor allem deshalb, weil die Produkte höchste Anforderungen erfüllen müssen, um das Risiko so gering wie möglich zu halten. Nicht der Preis, sondern die Sicherheit ist das zentrale Thema für den Parkettleger. Das gilt auch für den Lackbereich. Klar, dass sich Pallmann und Uzin mit perfekt abgestimmten Systemen die Bälle zuspielen, was ein wesentlicher Bestandteil des Erfolgs ist.

FT: Einen gewissen Nachholbedarf gab es bei den Parkettschleifmaschinen von Frank und Wolff.

Neuberger: Um am deutschen Markt zu wachsen, mussten wir etwas ganz Neues bringen. Mit der neuen Cobra, die bewährte Frank-Technik mit den zukunftsweisenden Ausstattungsmerkmalen, die alle Mitglieder der Wolff-Klasse auszeichnen, verbindet, ist uns ein großer Wurf gelungen. Beide Marken haben ihre Berechtigung, da sie auf unterschiedlichen Märkten gut etabliert sind.

FT: Unter dem Oberbegriff Switchtec sind die bekannten Sigan-Trockenkleber ein Bestandteil der Marke Uzin geworden. Verkaufsargument ist die schnelle und schmutzfreie Renovierung. Ist der Verbraucher tatsächlich bereit, schon heute in einen Vorteil zu investieren, der sich erst in ferner Zukunft nutzen lässt?

Neuberger: Wie unsere GfK-Studie belegt, ist der Endkunde tatsächlich bereit, den Zyklus der Bodenrenovierung zu verkürzen, wenn es eine schnelle und saubere Lösung gibt. Problematisch ist allerdings, dass es der Handwerker alleine nicht schafft, diese Technologie zu kommunizieren. Um diese Informationsdefizite zu beheben, haben wir die Entscheidermarke Ufloor Systems entwickelt und sind mit der Entwicklung im Bereich Trockenklebstoffe durchaus zufrieden.

2008 wurde mit Sigan-Produkten das definierte Umsatzziel deutlich übertroffen. Statt der angestrebten 25 % lag die tatsächliche Flächensteigerung bei 32,9 %. Die Funktionsweise hat mich dermaßen überzeugt, dass ich Switchtec sogar privat angewendet habe.


Uzin Utz AG

Dieselstraße 3
89079 Ulm
Tel.: 0731/40 97-0
Fax: 0731/40 97-110
E-Mail: info@uzin-utz.com
Internet: www.uzin-utz.com

Gründungsjahr: 1911
Mitarbeiterzahl: (Konzern) 850
Konzernumsatz: (2008) 177,4 Mio. EUR; (2007) 166,1 Mio. EUR; (2006) 152,1 Mio. EUR
Markennamen: Uzin, Wolff, Pallmann, Codex, Qeshfloor, RZ, Ufloor Systems, Jordan Lacke
Verbandsmitglied bei:
- Deutsche Bauchemie e.V.
- GEV Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe, Klebstoffe und Bauprodukte e. V.
- Initiative pik Parkett im Klebeverbund
- IVK Industrieverband Klebstoffe e.V.

Vorsitzender des Vorstands: Dr. Heinz Werner Utz
Vorstand: Thomas Müllerschön
Leiter Business Units Konzern: Stefan Neuberger
Leiter Geschäftsbereich Uzin: Beat Ludin
Forschung + Entwicklung: Dr. Johannis Tsalos
Unternehmenskommunikation: Ulrike Juza
Key Account Management Ufloor Systems: Jürgen Ruff
Technischer Leiter: Ernst Wohlleb
aus FussbodenTechnik 04/09 (Wirtschaft)