Mitgliederversammlung Bundesverband Estrich und Belag

Deutscher Estrichpreis geht an Bernfried Hansel


Während sich im vergangenen Jahr in Bad Reichenhall viele Vertreter von Estrich, Parkett und Belag auf den Weg zum Tagungsort machten, hatte es Berlin diesmal schwer. Viele Verbandsmitglieder hatten offenbar den weiten Weg in die Bundeshauptstadt gescheut. Dabei waren es immerhin 6 Verbände, die zu der Gemeinschaftstagung eingeladen hatten:

- Bundesverband Estrich und Belag (BEB)
- Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik (ZVPF)
- Fachverband des Deutschen Tapeten- und Bodenbelagshandels (FDTB) - Fachverband Heimtextil
- Gütegemeinschaft Estrich und Belag
- Bundesfachgruppe Estrich und Belag im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB)
- Bundesfachschule Estrich und Belag.

Von allen beteiligten Verbänden waren in Berlin Vertreter dabei. Für Beobachter ist es allerdings überraschend, dass nur drei Verbände - der BEB, der ZVPF und die Gütegemeinschaft - auf der Gemeinschaftstagung aktiv in Erscheinung traten. Bei der gemeinsamen Abendveranstaltung auf einem Schiff war die Resonanz mit 200 Personen dann doch viel größer, als auf den drei Mitgliederversammlungen. Die gemeinsamen Fachverträge am zweiten Tagungstag waren ebenfalls mit über 120 Teilnehmern so gut besucht, dass kaum ein Stuhl leer blieb. Es scheint also so zu sein, dass die Tagungsteilnehmer sehr genau "die Rosinen" aus dem Angebot "herauspicken". Um im Bild zu bleiben: Vielleicht kann eine neue Backmischung mit mehr Zuckerguss für größeren Anreiz der Mitgliederversammlungen sorgen. Es ist doch schade, wenn der große organisatorische Aufwand nicht durch eine entsprechende Teilnahme gewürdigt wird.

Ehrenmitgliedschaft für Jürgen Wille

Die inhaltlichen Höhepunkte bei den Estrichlegern begannen mit der Ernennung von Jürgen Wille zum Ehrenmitglied. Der Bundesverband Estrich und Belag würdigte Wille für seine rund 20-jährige Tätigkeit als stellvertretender Vorsitzender. Der Vorsitzende Heinz Schmitt erinnerte: "Ein Journalist hatte ihn einmal als ,den Genscher des Estrich- und Belaggewerbes bezeichnet." Wille war Vorsitzender der Landesfachgruppe Estrich und Belag in Westfalen, Vorstandsmitglied in der Bundesfachgruppe Estrich und Belag im ZDB, Vorsitzender des Messebeirats für die damalige Estrich-Fach-Messe in Burgthan und später in Feuchtwangen. Darüber hinaus war er auch lange Zeit für die Bundesfachschule Estrich und Belag tätig.

Sein ehrenamtliches Engagement erbrachte Wille neben der jahrzehntelangen Führung eines alteingesessenen und erfolgreichen Unternehmen im Fußbodenbau in Dortmund. Da er über Jahrzehnte hinweg seine umfangreichen Aktivitäten im Verbandsleben des Bundesverbandes immer als Selbstverständlichkeit angesehen hat, verlieh ihm der BEB die Ehrenmitgliedschaft. Der Geehrte sagte, er habe die ehrenamtliche Tätigkeit gerne erbracht. "Aus dieser Tätigkeit habe ich auch viel Aufschlussreiches mit in meinen Betrieb nehmen können."

Deutscher Estrichpreis an Hansel

Heinz Schmitt erinnerte daran, dass 2008 bei der Estrich-Parkett-Messe erstmals der Deutsche Estrichpreis verliehen wurde. Mit diesem Preis sei eine besondere Würdigung des Bauteils Estrich verbunden. Es wurde dabei die beste Sanierungs- und Modernisierungsleistung im Bereich Estrich im Jahr 2008 unter Beurteilung folgender Kriterien gesucht:

1. Problemstellung und innovativer Lösungsansatz
2. Präsentation der Lösungsmöglichkeiten gegenüber dem Auftraggeber
3. Umsetzung und Bauausführung am Bauprojekt.

Dem BEB-Fördermitglied WeGo Systembaustoffe dankte Schmitt für die erneute Stiftung des Preises. Salvatore Smiraglia, Produktmanager Bodensysteme bei WeGo und Heinz Schmitt nahmen die Ehrung vor. Erfreulich ist laut Schmitt, dass alle drei Preisträger Mitglieder des Bundesverbandes seien. Dabei handelte es sich aber um kein Kriterium für die Teilnahme an dem Wettbewerb. Trotzdem habe sich gezeigt, dass gerade auch die BEB-Mitglieder anscheinend besonders qualitativ hochwertige Bauausführungen erbringen.

Der 3. Preis ging an die Knöller Fußbodentechnik GmbH für eine Industriebodensanierung an einer missglückten Betonplatte. Der Preis ist mit 500 EUR und 10 kostenlosen Prüfungen für Estrichmörtel dotiert.

Den 2. Preis sicherte sich die Firma Damian Werner. Das Unternehmen hatte ebenfalls eine Industriebodensanierung durchgeführt. Hier lag wegen Asbest ein höherer Schwierigkeitsgrad vor. Das Unternehmen freut sich über 800 EUR und 10 Estrichprüfungen.

Mit dem 1. Preis habe die Jury die gelungene Bauausführung der Hansel GmbH & Co. KG gewürdigt. Sie habe mit einem neuen innovativen Produkt, dem Calciumsulfatestrich Renodur, der eine Rohdichte von 1,3 kg/dm3 aufweise, die Bauausführung vorgenommen. Aufgrund hoher Biegezugfestigkeiten seien leichte und dünne Konstruktionen möglich gewesen, wodurch zahlreiche Problemstellungen in einer Altbausanierung gelöst worden seien. Die Hansel GmbH & Co. KG habe damit ihre Bauausführung auf hervorragende Art und Weise gelöst. Bernfried Hansel erhielt ein Preisgeld von 1.500 EUR und 10 Estrichprüfungen.

Gewerkeübergreifende Zusammenarbeit - Fortschritt oder Stillstand?

Die gewerkeübergreifende Zusammenarbeit ist in aller Munde. Gerade vor dem Hintergrund der bildungspolitischen Pläne. So beabsichtigt der Richtliniengeber, zukünftig so genannte Berufsfamilien zu etablieren (FussbodenTechnik berichtete). Ein Beispiel dafür sei derzeit die praktische Umsetzung der Berufsfamilie Farben-Boden-Raum-Fassade. Was sich in der Praxis längst durchgesetzt hat, geht bei den Verbänden nur sehr langsam voran. Heinz Schmitt sagte: "Die Verbände sind gefordert, Gegebenheiten nachzuvollziehen, die sich bei den Unternehmen in der Praxis bereits seit langem durchgesetzt hätten." Der "Monobetrieb", der sich nur noch auf die Estrichverlegung spezialisiere, werde schon heute nicht mehr den Markterfordernissen gerecht.

Deshalb verwundere es auch nicht, dass die Unternehmen in der Praxis bereits lange die Diversifizierung in Bezug auf Bauausführungen in mehrere Segmente im Fußbodenbau erweitert hätten. In diesem Sinn habe im Herbst 2008 zum zweiten Male in Troisdorf eine gemeinsame Vorstandssitzung der am Fußbodenbau beteiligten Handwerksverbände für Estrich, Parkett und Bodenbelag stattgefunden. Anlässlich dieses Treffens gab es Beratungen zu weiteren gemeinsamen Aktivitäten.

Mitglieder-Statuten unverändert

Hatte FussbodenTechnik noch im vergangenen Jahr aus Bad Reichenhall berichtet, dass man die Mitglieder-Statuten vereinfachen möchte, so sei man hier nicht weitergekommen. Beim BEB hält man die Unterteilung in ordentliche Mitglieder, außerordentliche Mitglieder, Gastmitglieder und Fördermitglieder für nicht mehr zeitgemäß. Allerdings hatte die Bundesfachgruppe Estrich und Belag Bedenken gegen das Vorhaben vorgetragen.

Normarbeit erfolgreich - Erning leitet Ausschuss

Zu den verbandlichen Aktivitäten im Bundesverband gehört sicherlich auch die Arbeit in den Normausschüssen. Hier ist der Leiter des dem BEB angeschlossenen Instituts für Baustoffprüfung und Fußbodenforschung (IBF), Oliver Erning, zwischenzeitlich zum Obmann des Ausschusses DIN18560 Estricharbeiten gewählt worden. Dies sei sicherlich auch ein Ausdruck für die Anerkennung der Kompetenz der hauptamtlichen Mitarbeiter und der verbandlichen BEB-Aktivitäten in der Normung, so Schmitt.

Dank an die Arbeitskreise

Ganz beachtlich sei die Leistung der Arbeitskreise im Hinblick auf die Veröffentlichung von BEB-Arbeits- und Hinweisblättern auch 2008 gewesen. Insgesamt seien 7 Publikationen dieser Art neu oder in aktualisierter Form herausgegeben worden. "Dies ist eine beachtliche Leistung, die durch die AKs ehrenamtlich erbracht werden." In diesem Zusammenhang sei festzuhalten, dass von den 300 BEB-Mitgliedern weit über 100 in den 14 Arbeitskreisen des Verbandes tätig seien. Das bedeutet, dass jedes 3. Mitglied aktiv und ehrenamtlich an diesen Grundlagenarbeiten zur Erarbeitung von Veröffentlichungen als Hilfestellung für die bauausführende Praxis beteiligt ist.

CEM II/CEM III-Zemente im Fokus

Auf wesentliche Initiative des Bundesverbandes sei im vergangenen Jahr der Dialog mit der baustoffherstellenden Industrie zum Thema der CEM II-/CEM III- Zemente für die Estrichverlegung fortgeführt worden. Bekanntlich hätten die Produkte in der Vergangenheit immer wieder zu Mängeln bei der Bauausführung geführt. Eine erste Hilfestellung für die bauausführenden Betriebe erfolgte mit der Verbändeveröffentlichung "Hinweise zur Herstellung zementgebundener Estriche" im Juni vergangenen Jahres. Diese diente dazu, den Mitgliedsbetrieben entsprechende Hinweise für die qualitativ hochwertigen Zementestriche unter den geänderten Rahmenbedingungen zu geben. In den letzten Monaten sei ein Verbändearbeitskreis damit befasst gewesen, das Manuskript eines Leitfadens für die Herstellung von Zementestrichmörtel zu erarbeiten, das den Mitgliedsbetrieben zur Verfügung gestellt wird.

Der Vorsitzende ging noch einmal auf die umfangreichen Aktivitäten des Bundesverbandes im Zusammenhang mit der Herstellung von Zementestrichen ein. Im vergangenen Herbst hätte es eine Presseverlautbarung gegeben, aus der man hätte entnehmen können, dass der Verband zu wenig in dieser Hinsicht tue. Bereits in den 80er Jahren habe der BEB durch Technische Informationen über Belegreifen und Ausgleichsfeuchten bei Zementestrichen informiert. In den 90er Jahren hätte er insbesondere auch die Deutsche Zementnorm DIN 1164-1 mit begleitet. Seit dieser Zeit befasse sich das dem BEB angeschlossene Institut für Baustoffprüfung und Fußbodenforschung immer wieder mit Prüfungen und Versuchen im Bereich der Zementestriche. Nicht nur dies allein sei geschehen, sondern insbesondere erfolgten auch Veröffentlichungen von BEB-Hinweisblättern, so u.a. "Hinweise zur Auswahl von Zementen für die Estrichherstellung im Wohnungs- und Verwaltungsbau".

Bad Neuenahr, Feuchtwangen und Kiel

Die Tagungsorte der nächsten Jahre sind Bad Neuenahr (2010), Feuchtwangen während der EPM (2011) und Kiel (2012).
aus FussbodenTechnik 04/09 (Wirtschaft)