GD Holz: Holzhandelstag in Stuttgart
Krisenstimmung Fehlanzeige
Finanzkrise oder doch der kalte Winter? Holzhändler können sich aussuchen, was sie für den Umsatzrückgang von rund 9% im ersten Quartal 2009 verantwortlich machen wollen. Tatsache ist, dass die Bauwirtschaft aufgrund der kühlen Witterung ihre Arbeit weitgehend eingestellt hatte. Auch der Start des Gartenholzgeschäftes verlagerte sich eher in den April. Zudem dürfte auch der Holzhandel nicht ganz von der Wirtschaftskatastrophe verschont bleiben.
Wir kamen 2004 aus einer Krise und konnten keinen Speck anfüttern, bis Mitte 2008 die nächste Krise begann", konstatierte Martin Geiger, Vorsitzender des GD Holz. So richtig deprimiert wirken Deutschlands Holzhändler deshalb nicht. Vergleichsweise machen sie immer noch gute Umsätze. Jürgen Klatt, neuer stellvertretender Vorsitzender des GD Holz: "Einige große Objekte sind weggefallen, doch die Krise ist noch nicht voll bei uns angekommen." Auf dem Holzhandelstag Mitte Juni in Stuttgart waren weniger Mitglieder als sonst angereist, doch das kann an wichtigen Parallelveranstaltungen gelegen haben. Von Insolvenzen ist in dieser Branche nicht die Rede. Über alle Sortimente und Vertriebsformen brachte das Jahr 2008 sogar einen Zuwachs von 2% mit einem Gesamtumsatz von rund 10 Mrd. EUR. Die Umsatzbringer waren Holzwerkstoffe, Bauelemente und Fußböden.
Zwar sind schon im 2. Halbjahr 2008 besonders Schnittholzsortimente markt- und preisbedingt im Umsatz gefallen, und auch eine Kaufzurückhaltung der Verbraucher wird immer mehr spürbar, doch können die Holzhändler in diesen Zeiten auch günstiger einkaufen. Einige Unternehmen steigerten ihre Deckungsbeiträge.
Baugenehmigungen sind in Deutschland im Januar 2009 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 14,9% gesunken. Den Rückgängen in der Bauindustrie setzen die Holzhändler Hoffnung auf Zuwächse im privaten Wohnbereich entgegen. Weniger sind es die Konjunkturpakete des Staates als vielmehr die Sparbücher der Bundesbürger, von denen man Investitionen in den Bestand erwartet. Gartenholzprodukte und Nicht-Holz-Sortimente konnten zulegen. Der Holzfußboden trägt diesmal nicht zu Umsatzsteigerungen bei. "Im dekorativen und hochwertigen Bereich ist die abwartende Haltung der Verbraucher deutlicher zu bemerken", meint Martin Geiger. Einzelhandel und Großhandel haben nach den ersten vier Monaten 2009 gleichermaßen rückläufige Umsätze.
Für das weitere Jahr 2009 gehen die Holzhändler von stagnierenden oder rückläufigen Umsätzen aus. Der Fachhandel setzt auf den qualifizierten Innenausbau, Renovierung und Sanierung im energieeffizienten Bereich. Produkte für Energieeinsparung haben aber, laut Pressesprecher Thomas Goebel, ein klares Nord-Süd-Gefälle. Soll heißen: Norddeutsche Unternehmen kümmern sich stärker um diesen Produktbereich.
Prognosen will der GD Holz für den gesamten Jahresverlauf nicht geben. Auf der Absatzseite werden Impulse vom Rohholzhandel gemeldet, denen die schwierige Beschaffung bei Waldbesitzern entgegensteht. Forsteigentümer halten sich derart zurück, dass ab Sommer sogar mit Versorgungsengpässen und dadurch steigenden Preisen gerechnet wird.
Aufgrund konjunkturell guter Jahre 2006 und 2007 und dem Kostenbewusstsein der Akteure hat sich nach Angaben des GD Holz die betriebliche Gesamtsituation des Holzhandels durchaus verbessert. Ob das so bleibt und wie der Holzhandel die weltwirtschaftliche Krise meistert, mag zum jetzigen Zeitpunkt aber niemand voraussagen. Das nächste Datum im Verbands-Kalender ist der 10. Branchentag Holz am 10. und 11. November 2009 in Köln.
aus
Parkett Magazin 04/09
(Wirtschaft)