FEP: Europas Parketthersteller melden 15,5% Produktionsrückgang
Minus bei Parkettproduktion und Verbrauch
Die jüngste Jahreshauptversammlung der Föderation Europäischer Parketthersteller (FEP) in Krakau/Polen stand unter keinem besonders guten Stern: Erstmals seit 20 Jahren musste der Verband Rückgänge sowohl in der Produktion als auch im Verbrauch von Parkett in Europa bekannt geben. Der bisherige FEP-Präsident Dieter Betz sieht die Talsohle noch nicht erreicht und erwartet einen Aufschwung erst im kommenden Jahr. Ein weiteres zentrales Thema waren Vorstandswahlen, die zu einer deutlichen Verjüngung des Führungsgremiums führten. Enttäuschend: Von 57 Mitgliedsfirmen waren in Krakau nur 21 vertreten.
Satzungsgemäß wählt die FEP ihren Vorstand jährlich. Präsident Dieter Betz hatte 2008 seinen Rücktritt zur nächsten Hauptversammlung angekündigt, nachdem er bereits vor einigen Jahren aus dem aktiven Berufsleben geschieden war. Interimsweise hatte er nochmals als CEO von Bauwerk Verantwortung übernommen. Seine Nachfolge an der Spitze des Unternehmens trat inzwischen Klaus Brammertz an, so dass sich der 72-Jährige endgültig in den Ruhestand verabschieden konnte. Den Verbandsvorsitz übernahm der Norweger Lars Gunnar Andersen (65).
Ebenfalls aus Altersgründen legte Peter Hamberger seine Vorstandstätigkeit nieder, während Mats Friberg (Tarkett) wegen eines Branchenwechsels ausschied. Mit Dr. Peter Hamberger und Benoit Miquel (Tarkett) fiel die Wahl auf zwei ausgewiesene Branchenkenner. Alle übrigen Vorstandsmitglieder wurden im Amt bestätigt.
Schwache Beteiligung der Mitgliedsfirmen
Obwohl sich die Zahl der Verbandsmitglieder positiv entwickelt, war die diesjährige Versammlung schwach besucht. Die 76 Teilnehmer (Vorjahr zirka 100) täuschen darüber hinweg, dass von den 57 Parkettherstellern nur 21 Flagge zeigten. Wenn man bedenkt, dass sechs Firmen im aktuellen Vorstand vertreten sind und auch anwesend waren, verbleiben nur 15 von den weiteren 51 Verbandsmitgliedern auf der Anwesenheitsliste. Mit anderen Worten war mit 29,4% kaum ein Drittel der nicht im Vorstand aktiven Mitglieder präsent - wahrlich kein überzeugendes Quorum (die zur Beschlussfassung notwendige Anzahl von Mitgliedern). Ebenfalls sehr gering fiel die Präsenz der nationalen Verbände aus.
Seit der letzten Hauptversammlung in Österreich konnte die FEP sechs neue Parkettproduzenten als Mitglieder gewinnen. Bei den Fördermitgliedern kamen zwei Firmen hinzu. Mit 57 Parkettherstellern, acht nationalen Verbänden und 20 Fördermitgliedern aus dem Kreis der Zulieferindustrie ist der Verband überaus solide finanziert und somit in der Lage, respektable Mittel auch für Sonderprojekte bereitzustellen.
Die Verbandsspitze um Generalsekretär Endre Varga und den neuen Präsidenten Lars Gunnar Andersen muss sich fragen, wie sich die Attraktivität der Hauptversammlung steigern lässt, um mehr Mitglieder zur Teilnahme zu bewegen. An zu hohen Reisekosten oder mangelnder Attraktivität des Tagungsortes kann es wohl kaum gelegen haben. Immerhin verzeichnet Krakau als eines der polnischen Tourismuszentren bis zu sieben Mio. Besucher pro Jahr. Ebenfalls sollte zu denken geben, dass während der Sitzung praktisch keinerlei Diskussion zustande kam. Man darf also auf die kommende Hauptversammlung gespannt sein, die am 27. und 28. Mai 2010 in Rom stattfindet.
Deutschland weiterhin größter Einzelmarkt
Die Produktion in den Mitgliedsländern der FEP ist von 100 Mio. qm auf 84,7 Mio. qm (-15,5%) gesunken. Der Konsum hat um knapp 10% von 112 Mio. qm auf 101 Mio. qm abgenommen. Zweistellige und damit überproportionale Rückgänge im Verbrauch zeigten sich in Spanien mit -21,7%, Frankreich -15,0%, Deutschland -13,6% und in Norwegen/Finnland/ Dänemark mit -11,8%. Großbritannien wird in den FEP-Statistiken nicht berücksichtigt, da es keine Verbandsmitglieder aus dieser Region gibt. Auch hier muss der Rückgang in Anbetracht des schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes heftig gewesen sein. Deutschland bleibt mit einem Verbrauch in Höhe von knapp 18 Mio. qm dennoch größter Einzelmarkt.
Bei den Produktionsmengen hatten die nordischen Länder insgesamt einen Rückgang von -25,5% zu beklagen. Wegen des bisher hohen Anteils dieser Region an der Gesamtproduktion handelt es sich hier um die enorme Menge von -6,4 Mio. qm. Auch Deutschland, Spanien und Frankreich büßten jeweils knapp 2 Mio. qm ein. Polen hingegen hat inzwischen die Rolle des größten Parkettproduzenten in Europa eingenommen.
Seit vielen Jahren dominiert Mehrschichtparkett die europäische Produktion und den Verbrauch. Nachdem Kährs die Produktgattung erfunden hatte, rangierten schwedische Hersteller über Jahrzehnte an der Spitze. Auch Produzenten in Dänemark, Norwegen und Finnland nahmen starke Positionen ein. Obwohl die polnische Industrie 2008 einen Rückgang von 8,4% bzw. 1,4 Mio. qm verkraften musste, war dieser Rückgang deutlich unterproportional. Mit einer Produktionsmenge von 15,3 Mio. qm hat sich das Land, trotz eines eindrucksvollen Inlandsverbrauchs von 6,1 Mio. qm, zum größten Exporteur in Europa entwickelt.
Die Real-Wood-Kampagne entwickelt sich mit nunmehr 54 Lizenznehmern weiterhin positiv. Der Internet-Auftritt steht bereits in sieben Sprachen zur Verfügung. Durch die Zusammenarbeit mit dem Portal "Das Haus" vom Burda-Verlag in Deutschland konnte eine deutliche Steigerung der Seitenzugriffe erreicht werden.
Bezüglich der Exportbemühungen regt der Vorstand eine Zusammenarbeit der Parketthersteller mit den Fördermitgliedern der FEP an. Außerdem will man die Kooperation mit den nationalen Mitgliedsverbänden und in Nordamerika - der NWFA - intensivieren. Eine Ausweitung der Basis auch auf Importeure ist allerdings nicht geplant.
Der noch auf der letzten Versammlung beklagte Engpass in der Rohmaterialversorgung bedingt durch massive Rundholzexporte nach Übersee scheint sich in Hinblick auf die allgemeine Marktschwäche in Luft aufgelöst zu haben. Die Probleme bezüglich der Zollpflicht für Mehrschichtparkett in Höhe von 8% in den USA sind hingegen noch nicht gelöst. Die Amerikaner klassifizieren die Produkttype weiterhin als Sperrholz. Wie es hieß, waren Interventionen des EU-Direktorats DG Trade bisher erfolglos. Kurioserweise wird der Importzoll der Amerikaner nicht einheitlich erhoben.
Gastvorträge mit vielen interessanten Themen
Laut Frederic Nilsson, Marcus Bergelin und Per Nygren von der schwedischen Ideenschmiede Välinge steht bei dem Unternehmen die Eröffnung der neuen Büro- und Laboreinrichtungen mit einer 11.000 qm großen Pilot-Produktionsanlage unmittelbar bevor. Allein 50 Mitarbeiter arbeiten ständig im Bereich Forschung und Entwicklung. Nach eigenen Angaben verfügt Välinge inzwischen über mehr als 600 Patente sowie 400 Patentanträge. Schwerpunkt der aktuellen Tätigkeit ist die Entwicklung neuer Bodenbelags-Konzepte und -Oberflächen auf Basis der mechanischen Verriegelungstechnik. Die Schweden gehen davon aus, dass heute in Europa bereits 75% der Parkettböden mit Verriegelungssystemen ausgestattet sind. In den USA seien es hingegen erst 18%.
Einen überaus kompetenten Eindruck hinterließ Piet Chalet, Leiter von DG Trade in Brüssel, der über die Arbeit seiner Behörde im Zusammenhang mit Verletzungen des Wettbewerbsrechts berichtete. Zentrale Themen sind Preis-Dumping und strittige Subventionspolitik. Die EU-Behörde vertritt einerseits die Interessen der europäischen Firmen, die Handelshindernisse im Ausland beklagen und andererseits die Verteidigung europäischer Interessen im Falle von Angriffen aus Drittländern. Die Brüsseler werden allerdings nicht aktiv bei Klagen von Exporthändlern. Vertreten wird nur die Industrie und dies auch nur dann, wenn Europäer zu mindestens 25% hinter der Klage stehen.
Die FEP hatte die belgische Agentur Insites Consulting mit einer Studie zu den Parkettmärkten in Schweden, Deutschland, Polen, Österreich, Frankreich, Italien, Spanien und in den Niederlanden beauftragt. Mit über 8.000 Befragten können die Ergebnisse als repräsentativ angesehen werden. Die Präsentation durch Christophe Vergult war aufschlussreich und stimmte positiv (siehe nächste Ausgabe).
Der abschließende Vortrag des belgischen Psychologen und Verhaltensforschers Hermann Konings hat das Auditorium glänzend unterhalten, ohne allerdings explizite Schlussfolgerungen für das Parkettgeschäft zu liefern.
aus
Parkett Magazin 04/09
(Wirtschaft)