Ligna Hannover: Anlagen für Laminatböden nach wie vor gefragt

Direkt bedrucktes Laminat als Hoffnungsträger

2007 war auf der Ligna Hannover die Welt noch in Ordnung: Die im zweijährigen Turnus veranstaltete Weltmesse für Holz bearbeitende Maschinen brach sowohl bei der Besucherzahl als auch beim Auftragsvolumen alle Rekorde. Jetzt ist alles anders: Exportmärkte sind zusammengebrochen und im Inland besteht kaum Nachfrage. In der Parkettbranche lassen sich derzeit nicht viele Maschinen verkaufen. Anders bei Laminatböden, wo einige Hersteller Interesse an direkt druckenden Anlagen zeigten.

Aus 48 Ländern zeigten 1.757 Aussteller im Mai auf der Ligna in Hannover ihre Produkte im Maschinen- und Werkzeugbereich für die Forst- und Holzwirtschaft. Vertreter der Branche geben sich optimistisch. "Alle wichtigen Kunden waren da. Mehr als erwartet wurden konkrete Projekte angebahnt. Es gibt in einigen Bereichen begründete Hoffnungen auf ein gutes Nachmessegeschäft", erklärte Dr. Bernhard Dirr, Geschäftsführer im VDMA Fachverband Holzbearbeitungsmaschinen. Und Hans Schillmeier, Technischer Geschäftsführer der Hans Hundegger Maschinenbau GmbH wird mit der Aussage zitiert: "Unsere Erwartun-gen waren eher verhalten, weil wir bereits einen 30-prozentigen Auftragsrückgang verzeichnen. Aber wir sind sicher, dass nach der Krise ein Boom einsetzen wird."

Wann allerdings die Krise für Maschinenbauer ein Ende haben wird, vermag keiner abzuschätzen. Zwar werden aus Asien, vor allem aus China, schon wieder mehr Bestellungen gemeldet, auch steigender Bedarf in Brasilien und Indien weckt Hoffnung, doch noch geht es abwärts, zumal die Auftragsüberhänge aus dem Jahr 2008 aufgebraucht sind.

Insgesamt rechnet der VDMA für 2009 mit einem Gesamtrückgang um 25%. Die Abhängigkeit vom Export könnte dem einen oder anderen Unternehmen massive Probleme bereiten. Bisher, das ist positiv anzumerken, taucht kein deutscher Holzmaschinenhersteller in einer Insolvenzliste auf. Damit es soweit auch nicht kommt, ist das Gebot der Stunde: Kosten sparen! Dazu wollte die Ligna mit ihrem Schwerpunkt "Effizienzsteigerung" beitragen. Wer hier jedoch Früchte ernten will, muss zunächst meist investieren. Und dazu fehlen Kapital oder ausreichende Kreditlinien.

Die Fußbodenindustrie als Auftraggeber steht für Maschinenbauer derzeit nicht oben auf der Liste. Der bekannte italienische Anbieter H.Costa hatte keine Parkettanlage mit nach Hannover gebracht. Seine klare Begründung: "Weil der Markt dafür sehr schlecht ist." Stattdessen setzt man eher auf die Möbel-, Türen- und Fensterindustrie.

Dagegen sind Anlagen zur Herstellung direkt bedruckter Laminatböden stark gefragt. Im Mittelpunkt des Interesses stehen dabei fotoreale Graffiti-Dekore oder Holzmaserungen mit 3D-Poren. Unternehmen wie Bürkle, Barberan und Hymmen zeigten das Single-Pass-Verfahren, bei dem ein zu bedruckendes Werkstück kontinuierlich eine Maschine mit starr fixierten Druckköpfen durchläuft. Schnelle Vorschubgeschwindigkeiten von bis zu 50 m/min erlauben rationelle Serienfertigung und durch fast unterbrechungsfreien Designwechsel auch eine "on-demand-Produktion". Wemhöner favorisiert einen Multi-Pass-Digitaldrucker, bei dem sich der Druckkopf über das stehende Werkstück bewegt. Digitaldruckwerke werden in Kombination mit Walzen, Trockenkanälen, UV-Trocknern und Handlingsystemen betrieben.

Obwohl in einer Krise auch der Konkurrenzdruck steigt, so herrscht doch in einem Einigkeit: Kein Unternehmensvertreter möchte Untergangsstimmung aufkommen lassen. Stellvertretend für alle beschwört Walter Fahrenschon, Vorstandsvorsitzender von Weinig, Zuversicht und Stimmungswandel in der Branche. Positive Impulse gäbe es bereits auf dem deutschen Markt und gute Auswirkungen seien im Zuge einer Marketingoffensive auf den US-Markt zu erwarten.


Stimmen zur Lage und zur Ligna 2009

Klaus Müller, Leiter Kommunikation Weinig, Tauberbischofsheim: "Die Ligna bringt uns stets neue Impulse. Unsere Kunden möchten nicht anhand eines Plakates informiert werden, sondern wollen die Anlagen verstehen. Holz ist ein emotionaler Werkstoff. Deshalb führen wir unsere Maschinen live vor."

Franz Greisinger, Leiter Marketing Leitz, Oberkochen: "Die Ligna deckt das Kundenspektrum der ganzen Welt ab. Anhand konkreter Praxisbeispiele zeigen wir, wie unsere Kunden mit Werkzeugen effizienter arbeiten können, dadurch Ressourcen schonen und Energie einsparen."

Ralf Kohler, Leiter Marketing/Gesamtvertrieb Mafell, Oberndorf a. N.: "Unsere Besucher erwarten immer etwas Neues von uns - und das wollen wir dann auch anschaulich vermitteln. Die Messepräsentation lebt davon, dass wir konkret zeigen, wie man mit den Maschinen arbeitet."

Horst Geiger, Vorstandssprecher TTS Tooltechnic Systems, Festool, Wendlingen: " Die Messeteilnahme ist ein aktiver Beitrag zur Überwindung der gegenwärtigen Krise."

Antonius Tuschen, Geschäftsführer Osmo Holz und Color, Warendorf: "In konjunkturell schlechteren Zeiten ist es umso wichtiger, Präsenz zu zeigen. Wir liefern in 55 Länder der Welt und suchen verstärkt den Kontakt zu internationalen Besuchern. Aber auch deutsche Interessenten machen wir mit unserem System vertraut. Neuentwicklungen im Fassadenbereich und das Thema Umweltverträglichkeit stehen bei uns im Mittelpunkt."

Dr. Renato Benelli, Marketingleiter SCM, Italien: "Die Weltwirtschaftskrise geht an der Ligna 2009 nicht spurlos vorüber. Noch können wir nicht beurteilen, ob diese Messe diesmal ein Erfolg war. Allerdings ist es für unser Unternehmen in Deutschland leichter, Geschäfte zu tätigen, als in unserer Heimat Italien."

Detlef Hanel, Product Manager Wemhöner Surface Technologies, Herford: "Unser Thema ist der Digitaldruck mit einem Multi-Pass-System von 1,20 m Einsatzbreite und einer Tinte auf Wasserbasis. Es fiel auf, dass weit weniger Chinesen als in der Vergangenheit auf der Ligna zu treffen waren."

Andreas Lentner, Geschäftsleitung Vertrieb & Marketing Hymmen, Bielefeld: "Wir erlebten einen Besucheransturm wie in Jahren des Wirtschaftsbooms. Die Resonanz auf die Weltpremiere unserer Single-Pass-Digitaldruckanlage Jupiter übertrifft bei weitem unsere Erwartungen. In fast allen Marktsegmenten und Produktgruppen sind eine erfrischende Investitionsbereitschaft und Nachfrage nach Sondermaschinen zu spüren."

Ernst Greten, Geschäftsführer Grecon Greten, Alfeld: "Die Ligna verlief weit besser als erwartet. Die Talsohle ist wohl erreicht. Es gibt die Erkenntnis, dass man bestehende Anlagen verbessern muss, um auf lange Sicht die Kosten zu senken. Und wir haben die Systeme, die dafür geeignet sind.

Ralf Griesche, Leiter Marketing Siempelkamp, Krefeld: "Das Wirtschaftsklima ist schlecht. In der Holzbearbeitung sind die Märkte weggebrochen. Wir sind nicht gerade zufrieden, aber auf die Messe kamen immerhin auch solche Kunden, die wirklich in die Zukunft investieren wollen."
aus Parkett Magazin 04/09 (Wirtschaft)