TKB-Gesprächsrunde Fußbodentechnik, Frankfurt am Main

Industrie will versuchsweise Luftfeuchte und CM-Wert parallel messen

Wenn Verbands- und Industrievertreter traditionell zur TKB-Gesprächsrunde Fußbodentechnik zusammenkommen, gibt es keine feste Tagesordnung, sondern nur Themenvorschläge. Im Mittelpunkt der Diskussion standen diesmal die CM-Messung, das Entfernen von alten Klebstoffresten, die Umweltzeichen Blauer Engel und Emicode, staubarme Verlegewerkstoffe, Designbeläge und der Informationsfluss in der Branche.

Erneut wurde auf einer renommierten Veranstaltung der Bodenbranche die Zuverlässigkeit der CM-Messung diskutiert. Dr. Udo Windhövel (früher Thomsit) fasste die Kritikpunkte an der anerkannten Feuchtemessmethode des Estrichs zusammen: "Die CM-Messung ist materialabhängig, nicht zerstörungsfrei und die Mahlfeinheit des Prüfgutes beeinflusst das Ergebnis. Hinzu kommt: Wenn 15 Personen messen, haben wir möglicherweise 15 verschiedene Werte." Die Antwort auf die Frage nach einer besseren Alternative blieb er schuldig, kein Wunder: Es gibt bislang keine.

Peter Schwarzmann zeigte Verständnis für die Kritiker der CM-Messung: "Natürlich will eigentlich keiner ein Loch hacken, aber der Verarbeiter muss Sicherheit bezüglich der Restfeuchtigkeit bekommen." Nicht nur für die Handwerksvertreter, sondern auch für die Sachverständigen stand die Sicherheit der Verleger im Mittelpunkt. "Wir können den Handwerkern die CM-Methode erst wegnehmen, wenn wir eine neue Methode haben", entgegnete der Sachverständige Torsten Grotjohann. Er beurteilt die Diskussion ganz nüchtern: In unserer Branche wird manchmal zu viel lamentiert, wir müssen doch erstmal Alternativen anbieten." Er sprach sich außerdem dafür aus, hierüber nicht ständig öffentlich zu diskutieren.

Die Befürworter der CM-Messung formulierten es wie Ingo Niedner: "Es gibt nichts Besseres." Gert F. Hausmann warnte davor, "voreilig etwas zu ändern, sonst öffnen wir Scharlatanen Tür und Tor." Jürgen Gehring betonte: "Die CM-Messung ist das Maß aller Dinge." Für dieses Fazit der Diskussion hatte sich TKB-Tagungsleiter Dr.Frank Gahlmann schon auf der TKB-Tagung ausgesprochen (siehe FussbodenTechnik 3/2009 Seite 20). Gahlmann kündigte an, in den kommenden 2 Jahren bei Stauf zusätzlich zu den CM-Werten auch die korrelierende Luftfeuchte messen zu wollen. Im ersten Schritt müsse dafür dieses Messverfahren genau definiert werden. Das hielten viele Diskussionsteilnehmer für eine mögliche Vorgehensweise.

Letztlich war man sich einig, dass sich für den Bodenleger zunächst nichts ändert: Es bleibt bei der CM-Messung. Es kann allerdings in den nächsten Jahren durchaus eine begleitende zweite Messmethode geben oder vielleicht sogar eine neue Messmethode. Die Handwerks- und Industrieverbände werden sich diesem Thema verstärkt widmen.

Lassen sich weiche Klebstoffreste nicht vollständig entfernen?

Jeder Bodenleger, der in der Sanierung und Renovierung tätig ist, kennt die Regel: Alte Klebstoffreste sind grundsätzlich vollständig zu entfernen, bevor der neue Bodenaufbau beginnt. Probleme scheint es derzeit mit besonders weichen Dispersionsklebern zu geben. Dr. Frank Gahlmann räumte ein: "Das Problem scheint größer geworden zu sein." Karsten Krause meinte sogar: "Diese Kleber rückstandsfrei zu entfernen, ist nicht durchführbar." Zusätzliche Probleme bereiten schwimmende Estriche. Dazu Ingo Niedner: "Wer auf schwimmenden Estrichen fräst, kann den Estrich gleich rausschmeißen, weil er zerstört wird."

Entfernt man die alten Klebstoffreste nicht, dann kann es zu Emissionsproblemen und Wechselwirkungen zwischen altem und neuem Klebstoff kommen, "weil man bei Altklebstoffen ja gar nicht weiß, welcher Kleber das ist", warnte Dr. Udo Windhövel. "Dann muss man eben Kleber entwickeln, die man auch entfernen kann", stellte Torsten Grotjohann nüchtern fest. Diese Steilvorlage nahm Dr. Norbert Arnold gekonnt auf, in dem er auf die Vorzüge von Trockenklebstoffen hinwies. Diese sind allerdings nicht für jede Verlegesituation geeignet.

Jürgen Gehring wies auf die besondere Herausforderung für die Klebstoffindustrie hin: "Auf der einen Seite müssen unsere Klebstoffe Normen erfüllen, auf der anderen Seite sollen wir sie entfernbar gestalten." Er appellierte an das Handwerk, die Klebstoffe möglichst umfassend zu entfernen und dann unbedingt zu spachteln. Von Gert F. Hausmann kam der Hinweis, dass Werkzeughersteller die Anforderungen bereits erkannt haben und nannte den Vogt-Hammer als Beispiel, mit dem man Klebstoffreste entfernen kann. Aber auch Witte (Schleifmaschine Floorman mit Diamantsegmenten) und Früh Maschinen (Produkt "Diamant-Raspeln") bieten Lösungen an.

Emicode oder Blauer Engel - oder beides?

Vor dem Hintergrund von öffentlichen Ausschreibungen, die bezüglich der Verlegewerkstoffe das Umweltzeichen Blauer Engel fordern, überlegen einige Klebstoffhersteller, den Blauen Engel zusätzlich zum Emicode zu beantragen. Vor mehr als zehn Jahren hatten die großen Klebstoffhersteller die GEV gegründet und den Emicode eingeführt. Ein Hersteller machte diesen Schritt nicht mit und beantragte später den Blauen Engel. Mittlerweile gibt es auch einige Bodenbelagshersteller, die Beläge mit dem Blauen Engel auszeichnen ließen. Für Forbo begründete Bernhard Grewing diesen Schritt: "Wir waren lange Zeit nicht an dem Blauen Engel interessiert, aber wegen der Bekanntheit beim Kunden konnten wir so den Markt besser durchdringen." Der Wunsch nach dem Blauen Engel werde auch von Architekten an die Bodenbelagshersteller herangetragen. Das strengere Label "Nature Plus" habe sich bislang nicht durchsetzen können. Bodenleger Felix Deck stellte fest: "Der Blaue Engel kann die Vertrauensbildung beim Kunden unterstützen."

Auch wenn der Sachverständige Torsten Grotjohann sagt: "Wir müssen unterscheiden zwischen Objekt und Privat - beide Zeichen zielen auf unterschiedliche Zielgruppen" - wächst dennoch der Druck auf die Hersteller, wenn der Blaue Engel bei einem Klebstoff ausgeschrieben ist und genau ein Hersteller diesen bieten kann. Bei der Klebstoffindustrie gibt es zwei "Lager": Die einen wollen an ihrem bewährten Emicode festhalten und sehen keinen Bedarf an einem zweiten Umweltzeichen, was zusätzlich Geld kostet und für eine ähnliche Aussage steht. Diese Vertreter wollen eher versuchen, den Emicode zu stärken. Die anderen befürchten, an dem Blauen Engel langfristig nicht vorbeizukommen.

Dass in der TKB-Gesprächsrunde Fußbodentechnik so offen über die beiden Zeichen diskutiert wurde, hätte es unter Dr. Gahlmanns Vorgänger Dr. Roland Krieger wahrscheinlich nicht gegeben. Er vertrat nämlich die Auffassung, dass es neben dem Emicode keines weiteren Zeichen bedürfe.

Nutzen und Aufwand von staubarmen Produkten

Seit rund zwei Jahren gibt es staubarme Verlegewerkstoffe. Mit Thomsit hat ein Hersteller gemeinsam mit der Berufsgenossenschaft Bau dieses Thema stark vorangetrieben. Andere Hersteller fragen sich, ob Aufwand und Nutzen überhaupt in einem Verhältnis stehen. Gahlmann betrachtete dabei den Gesamtkontext von allen Verarbeitungen am Bau: "Würde eine staubarme Spachtelmasse die Situation auf der Baustelle überhaupt verbessern?" Einen echten Handlungsbedarf sieht er nicht.

Ingo Niedner meinte gar: "Das bisschen Staub, das da entsteht, ist verschwindend gering verglichen damit, wenn ein paar Meter weiter geflext wird." Jürgen Gehring von Bostik sagt aber auch: "Wenn einer anfängt, müssen die anderen nachziehen." Das konnte man Anfang des Jahres auch auf der Messe BAU beobachten, allerdings stellen manche Hersteller staubarme Produkte nur auf Nachfrage vor - das ist wohl ein Zeichen dafür, dass sie dieses Thema nicht forcieren wollen.

Designbeläge - lose verlegen?

Beim Thema "Designbeläge lose oder nur mit Haftgrundierung/Haftfixierung verlegen? Bleiben so verlegte Beläge dimensionsstabil?" waren sich alle Diskussionsteilnehmer einig: "Das sehe ich eher kritisch", sagte stellvertretend Jörg Leidenforst von Objectflor. Jürgen Gehring ließ sich zu einem "undenkbar" hinreißen. Der Sachverständige Torsten Grotjohann führte aus: "Es gibt einen Trend, Beläge fast lose zu verlegen. Das ist in der Praxis aber nicht so optimal." Wenn die Beläge dimensionsstabil bleiben, gibt es meistens kein Problem. Hat ein Designbelag aber einen PVC-Anteil, dann kann er schon mal schrumpfen. "Im Moment sind wir noch nicht so weit, aber es kann schon sein, dass uns Verbraucher in der Zukunft zur losen Verlegung zwingen werden." Auf der einen Seite stehen die sicher verklebten Beläge. Auf der anderen Seite die schnelle Verlegung.

Netzwerke können Informationsfluss verbessern

Bodenleger Felix Deck warb dafür, durch die Gründung oder Nutzung von Netzwerken Fachwissen anzuzapfen. Mit www.bodeninfo.de hat er selbst eine Internet-Plattform ins Leben gerufen, um Informationen besser auszutauschen. Über die geringe Resonanz ist er enttäuscht. Deck hält Kontakte und Netzwerke für ein wichtiges Thema. Peter Schwarzmann glaubt, dass keiner die Flut der Informationen im Internet beherrschen könne und sieht darin eine Ursache für den nur geringen Erfolg der Plattform. Willi Nürnberger gab Deck den Tipp, sich in den Innungen zu engagieren, da man dort den gewünschten Erfahrungsaustausch findet.


Teilnehmer der TKB-Gesprächsrunde Fußbodentechnik

Dr. Norbert Arnold (Uzin Utz, TKB)
Jörg Baumann (Sachverständiger und Malerobermeister)
Felix Deck (Bodenleger, Gastteilnehmer)
Dr. Frank Gahlmann (Stauf, TKB-Vorsitzender)
Jürgen Gehring (Bostik, TKB)
Bernhard Grewing (Forbo, FEB)
Torsten Grotjohann (Sachverständiger, BSR)
Gert F. Hausmann (Sachverständiger, ZVPF)
Karsten Krause (Objekteur, ZVPF)
Jörg Leidenfrost (Objectflor, FEB)
Waldemar Müller (Gerflor Mipolam, FEB)
Ingo Niedner (Sachverständiger, BEB)
Willi Nürnberger (Parkettleger, ZVPF)
Ralf Putze (Debolon, FEB)
Peter Schwarzmann (Carpet Concept, Sachverständiger)
Dr. Udo Windhövel (Thomsit, TKB)
Stephan Winkler (Tarkett, FEB)
aus FussbodenTechnik 05/09 (Wirtschaft)